„Mit 150 Jahren funkeln immer noch die Augen“

Veröffentlicht am 23.05.2013 in Allgemein

Festabend der SPD im Schlosshotel Neufahrn zum Auftakt der Wanderausstellung im Jubiläumsjahr mit Florian Pronold, MdB als Festredner

Dicht gedrängt standen die Besucher im Foyer des Schlosshotels Neufahrn am Donnerstag abend, an einem geschichtsträchtigen Tag. Vor 150 Jahren wurde in Leipzig von Ferdinand Lasssalle der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein gegründet, dies gilt als die Geburt der Sozialdemokratie in Deutschland. Waren beim Festakt in Leipzig Staatsoberhäupter aus verschiedenen Ländern anwesend, so gaben sich am Donnerstag abend zum Auftakt der Jubiläumsausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung Geistliche, Politiker, Parteimitglieder und Vertreter vieler gesellschaftlicher Gruppierungen ein Stelldichein, um der SPD zu gratulieren.

Ortsvorsitzender Peter Forstner konnte zahlreiche Gäste aus den umliegenden Landkreisen Straubing und Regensburg begrüßen, unter ihnen den SPD-Kreisvorsitzenden Martin Kreutz aus Mallersdorf, den stellvertretenden Bezirksvorsitzenden Peter Stranninger aus Straubing, Stadtverbandsvorsitzende Anja König aus Landshut, die Ortsvorsitzende der SDP aus Schierling, Madlen Melzer, stellvertretende Landrätin Christel Engelhard sowie zahlreiche Kreis- und Gemeinderäte aus Neufahrn und Umgebung. Er sei stolz, dass Neufahrn die erste Station dieser Wanderausstellung sei, die in den nächsten drei Monaten im Labertal zu sehen sei. Die deutsche Sozialdemokratie könne an diesem Tag mit Stolz auf ihr 150jähriges Bestehen mit Höhen und Tiefen zurückblicken aber auch hoffnungsvoll in die Zukunft schauen, so Forstner.
Bürgermeister Bernd Zauner legte in seinem Grußwort das Augenmerk auf die Verbindung von SPD und Kultur. Die SPD habe sich schon immer als Bildungs- und Kulturpartei verstanden und so passe es hervorragend, dass das Parteijubiläum mit den fünften Neufahrner Kulturtagen zusammentreffe. Kultur bedeute auch, zurückzuschauen und sich auf die Wurzeln zu besinnen und so wünschte Zauner den zahlreichen Besuchern der Kulturtage auch einen informativen Blick in die Geschichte der deutschen Demokratie, die ihren Höhepunkt in der Rede von Otto Wels 1933 gehabt habe, als die Sozialdemokraten gegen das Ermächtigungsgesetz stimmten „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht“ – diese Worte seien Verpflichtung für künftige Generationen. Die SPD werde oft mit alt und angestaubt gleichgesetzt, so Zauner. Doch das stimme nicht. Es möge sein, dass in 150 Jahren die Haare grau und die Falten vom Erlebten ein bisschen tiefer geworden seien. Aber die Augen blitzen unternehmungslustig und signalisieren Neugier auf die Herausforderungen der Zeit.

Die Kreisvorsitzende Ruth Müller, die mit dem SPD AK Labertal die Ausstellungsreihe organisiert hatte, betonte, dass Geschichte und Kultur zur SPD gehören wie Fortschritt und Zukunft. Und die SPD in Neufahrn verstehe es seit vielen Jahren, Tradition mit der Moderne zu verbinden und zu verknüpfen und so ein tragfähiges Band zwischen den Generationen zu bilden. In tiefer Dankbarkeit denke man heute an jene, die in Deutschland, in Bayern, im Landkreis Landshut und in Neufahrn die Werte der SPD, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität gelebt haben und die die Botschaft verstanden hätten: „Ein besseres Land kommt nicht von allein“, so Müller.

In bewegten Worten schilderte der langjährige SPD-Ortsvorsitzende Adi Biberger die wechselvolle Geschichte der Neufahrner SPD. Josef Soller sei bereits vor über 90 Jahren SPD-Mitglied geworden und habe nach dem Ersten Weltkrieg den SPD-Ortsverein Neufahrn gegründet. In der Zeit des Nationalsozialismus sei er in „Schutzhaft“ gewesen und viele Jahre in einem Lager zum Dienst verpflichtet worden. Er habe die SPD nach dem Krieg wieder aufgebaut, den Ortsverein neu gegründet und die Kommunalpolitik mit gestaltet.

Der Landesvositzende der BayernSPD, Florian Pronold, MdB, der direkt vom Leipziger Festakt nach Neufahrn gekommen war, hielt die Festrede an diesem Abend. Die SPD habe es immer als Auftrag gesehen, aus der Geschichte zu lernen und die Geschichte als Triebfeder für den Anspruch an ein besseres Leben zu benutzen. Auf den Ausstellungstafeln könne man nachlesen, dass die Not der Menschen am Anfang der sozialdemokratischen Bewegung stand. Drei Säulen habe die SPD gehabt, die Bildung, die Besserung der Arbeitsbedingungen und die Aufklärung. Die Mitglieder der SPD hätten Jahrzehnte für eine bessere Bildung, für die Würde des Menschen und für eine soziale Absicherung gekämpft, das Frauenwahlrecht wurde erstritten und ein friedliches Europa erwirkt. „Was an Gutem für die ganze Gesellschaft bewirkt wurde, sei hart erkämpft worden“, so Pronold. „Veränderungen fallen nicht vom Himmel“. Oft hätten die Sozialdemokraten ihre Grundwerte mit dem Leben verteidigt.

Auch heute gebe es noch viel zu tun für die SPD in Bayern, im Bund und in Europa, so Pronold. Man dürfe nicht zulassen, dass die Jugend Europas zu Verlierern werde. Es brauche mehr Stabilität auf den Finanzmärkten und ein gutes Wachstum in Europa, das den Menschen nicht einenge sondern das Lebensgefühl und die Wünsche respektiere. „Solidarität ist der Kitt der Gesellschaft, nicht Geiz und Gier“, so Pronold. Und die SPD habe im Laufe ihrer 150jährigen Geschichte gezeigt, dass die Gesellschaft zusammenhält, wenn ein altes Prinzip der Demokratie zum Tragen komme: „Menschen für Menschen“.
Gemeinsam mit den Besucherinnen und Besuchern des Festabends wurde im Anschluss die Ausstellung eröffnet, die bis Sonntagabend im Schlosshotel Neufahrn zu sehen ist. Beim Anblick vieler bekannter Gesichter auf den Ausstellungstafeln wurden Erinnerungen an schöne und schwere Zeiten in der Geschichte Deutschlands wach.

Foto:
Gäste aus den Nachbar-Ortsvereinen mit dem Landesvorsitzenden, MdB Florian Pronold:
Gemeinderat Adi Biberger, Bgm. Bernd Zauner, stv. Landrätin Christel Engelhard, Stadtverbandsvorsitzende Anja König, MdB Florian Pronold, Kreisvorsitzender SPD Straubing Martin Kreutz; stv. UB-Vorsitzender Harald Unfried; stv. Bezirksvorsitzender Peter Stranninger, Kreisvorsitzende Ruth Müller, Sebastian Hutzenthaler und Peter Forstner, SPD-Vorsitzende aus Ergoldsbach und Neufahrn

 

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Projekt 2016 - Schuld & Sühne?

„Historischen Themennachmittage" im Labertal

Die intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist wichtig um die Gegenwart zu verstehen und der Zukunft zu vertrauen. Der AK Labertal will fundierte Geschichtsbewältigung unter sozialdemokratischen Gesichtspunkten anbieten Es gibt nichts zu glorifizieren, nichts zu beschönigen und schon gar nichts zu rechtfertigen. Wir wollen aber auch nicht anklagen und verurteilen - keiner von uns kann heute sagen, wie er sich selbst verhalten hätte, in einer anderen Zeit.

- Rückblick -
Der SPD-Arbeitskreis Labertal hat mit dem „Historischen Themennachmittag“ zur Schierlinger Muna am 24. Januar 2010 begonnen, sich mit den Ereignissen vor 65 Jahren genauer zu beschäftigen. Neben dem „Wunder von Schierling“ sollt der Blick auch auf die Todesmärsche durch das Labertal gelenkt werden.

Die Brüder Gandorfer beschäftigten den AK am historischen Datum 7. November 2010 in Pfaffenberg.

Im Spätherbst 2011 wurde mit "Die Engel von Laberweinting" erneut an das Thema "65 Jahre Kriegsende" angeknüpft. 62 tote Kinder in nur wenigen Monaten, so die Bilanz des Entbindungs- und Kinderheims für Fremdländische.

Der letzte „Historische Themennachmittag“„GELINZT - Euthanasie- Opfer aus dem Labertal“ fand am 4. März in Geiselhöring statt. Das Thema wurde mit einer Informationsfahrt am 14. April an den Gedenkort Hartheim bei Linz abgerundet.

Die Dokumentationen zu den Themennachmittagen (oder den Bonhoeffer-Wochen) sind unter www.agentur-labertal.de zu bestellen!

Projekt 2015 - Flucht, Vertreibung und Asyl

Flucht, Vertreibung und Asyl 1945 / 2015

Sonstiges

 

120 Jahre BayernSPD - Im Dienst von Freiheit und Demokratie Frauen sind in der rechtsextremen Szene keine Seltenheit mehr – sie sind die „nette“ Nachbarin oder betreiben Biolandbau und verkaufen „Deutschen Honig“ und unterwandern so die Gesellschaft mit neonazistischem Gedankengut. Die Ausstellung „Braune Schwestern“ aus Österreich war 2012 erstmals in Niederbayern zu sehen und beschäftigt sich mit der Symbolik, den Liedern und dem Gedankengut der rechtsextremen Frauenszene.