Widerstand - Verfolgung - Vertreibung - Integration

Die Sudetendeutschen Sozialdemokraten - Von der DSAP zur Seliger-Gemeinde

Die bewegte Geschichte aufrechter Kämpfer. Für Demokratie und gegen Faschismus. Für Völkerverständigung, gegen Nationalismus und Ignoranz. Tausende Sozialdemokraten mussten unter der Naziherrschaft ins Exil fliehen oder wurden im KZ ermordet. Angesichts bisweilen undifferenzierter öffentlicher Diskussionen der Themen Widerstand, Flucht und Vertreibung ist die Erinnerung an Sie auch heute, 67 Jahre nach Kriegsende, wertvoll und wichtig. Eindringlich geschieht dies in der zweisprachig gestalteten Ausstellung über Flucht und Vertreibung, aber auch über Aussöhnung und Zusammenhalt, die unter maßgeblicher Beteiligung des Journalisten Georg Schatz alias Pit Fiedler unter der Trägerschaft der Seliger-Gemeinde entstanden ist.

Im April 2010 war diese Ausstellung im Bayerischen Landtag

Im Bayerischen Landtag hat das Gedenken an die unter der Herrschaft der National-sozialisten verfolgten und ermordeten Sozialdemokraten einen hohen Stellenwert. An die schrecklichen Vorgänge der Vergangenheit erinnert eine Gedenktafel im Maximilianeum. Diesem Thema widmet sich auch die Ausstellung Die Sudetendeutschen Sozialdemo-kraten. Von der DSAP zur Seliger-Gemeinde im Salzstadel, die bis zum 6. Mai zu sehen ist. Die Ausstellung erzählt auf 40 Tafeln die Geschichte der im Jahre 1919 von Josef Seliger gegründeten Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (DSAP) und der unter dem NS-Regime daraus erwachsenen „Treuegemeinschaft sudetendeutscher Sozialdemokraten im Exil“ und dokumentiert schließlich die Entstehung der Seliger-Gemeinde im Jahre 1951, die die Nachfolge der Treuegemeinschaft antrat. Zu ihren Gründungsmitgliedern zählten drei Abgeordnete des damaligen Landtags: Alfred Frenzel, Ludwig Walch sowie der spätere Vorsitzende der SPD-Fraktion und Landtags-vizepräsident, Volkmar Gabert. Er war von 1986 bis zu seinem Tod 2003 der am längsten amtierende Bundesvorsitzende der Seliger-Gemeinde. Bei der Eröffnung der Ausstellung im Bayerischen Landtag bezeichnete ihn Landtagspräsidentin Barbara Stamm als einen „Brückenbauer“. Volkmar Gabert habe stets versucht, Mauern ab- und Brücken aufzubauen und für Ausgleich und Verständigung zwi-schen Deutschen und Tschechen zu sorgen. „Damit verkörperte er in seiner Person die zentralen Anliegen und politischen Ziele der Seliger-Gemeinde seit ihrer Gründung“, so die Landtagspräsidentin, die in diesem Zusammenhang auch Prof. Peter Glotz und Albrecht Schläger als namhafte Mitglieder der Seliger-Gemeinde – beide ehemalige Abgeordnete des Landtags – hervorhob. Albrecht Schläger, Bundesvorsitzender der Seliger-Gemeinde e.V., wies in seinem Grußwort auf das wieder erwachte Interesse an der Geschichte der Vertriebenen hin. Ihr Schicksal sei wieder in die Mitte der tagesaktuellen Debatten gerückt. MdL Reinhold Perlak, selbst Mitglied der Seliger-Gemeinde, eröffnet mit der Straubinger SPD die diesjährige Themenreihe des SPD-Arbeitskreises Labertal. Neben Straubing wird die Ausstellung auch in Geiselhöring, Rottenburg, Vilsbiburg, Mallersdorf, Kelheim und in Schierling gezeigt. Den Abschluss der Reihe bildet Regensburg, wo gerade passend zum 120-jährigen Jubiläum der BayernSPD die Ausstellung an die prägenden Einflüsse der sudetendeutschen Sozialdemokraten auf die Entwicklung der SPD in Bayern erinnert. -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Programm vom 22.4.2012 bis 31.7 2012 Vortrag: „Der Kleine Widerstand“

Sonntag, 22. April 2012, 17.00 Uhr Café Fratelli – Barmherzige Brüder, Äußere Passauer Str. 60 (Parkplatz am Steinweg), Straubing Albert Eichmeier stellt die Verbindung der Exil-SPD in Tschechien zum Raum Straubing/Regensburg dar. Auch die Sudetendeutschen Sozialdemokraten spielten beim „Kleinen Widerstand“ in unserer Region eine entscheidende Rolle. Neben dem Druck und Verbreitung des „Neuen Vorwärts“ wurden viele Verfolgte über die Grenze in Sicherheit gebracht.

Bericht

Ausstellungseröffnung: Die Sudetendeutschen Sozialdemokraten - Von der DSAP zur Seliger-Gemeinde

Montag, 23. April 2012, 20.00 Uhr Salzstadel, Straubing Eröffnung und Begrüßung: MdL Reinhold Perlak Grußwort: Theodor Seethaler, Vors. der Sudentendeutschen Landsmannschaft, Straubing Einführung in die Ausstellung: Karl Garscha, Bundesvorstand Seliger-Gemeinde Mit der Feierstunde würdigen wir auch den Beitrag der sudetendeutschen Sozialdemokraten beim wirtschaftlichen Aufbau und beim Ausbau der sozialen Demokratie in Bayern. Die Ausstellung ist bis zum 6. Mai 2012, Montag bis Freitag von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr geöffnet.

Bericht

Vortrag: Unser gemeinsames Haus Europa

Sonntag, 29. April 2012, 17.00 Uhr Magnobonus-Markmiller-Saal – Barmherzige Brüder, Äußere Passauer Str. 60, Straubing Christa Naaß, MdL, vertriebenenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion stellt die aktuelle Position der BayernSPD zu Vertreibung, Migration und Integration dar.

Unser gemeinsames Haus Europa

Wie Heimatvertriebene Brücken bauen Das Schicksal der Heimatvertriebenen ist bis heute unvergessen und muss - gerade vor dem Hintergrund des wieder erstarkten Rechtsradikalismus in Europa – immer wieder in Erinnerung gerufen werden. Bis August 1950 waren acht Millionen Menschen aus ihrer Heimat in den westlichen Besatzungszonen angekommen. Weitere vier Millionen hatten auf dem Gebiet der späteren DDR Zuflucht gesucht. Zu dieser Zeit steckte der Wiederaufbau in den Anfängen. Viele lebten arm und unter schwierigsten Verhältnissen in überfüllten Lagern, waren arbeitslos oder unterqualifiziert beschäftigt und hofften immer noch auf eine Rückkehr in die Heimat. Diese Lage hätte ein idealer Nährboden für radikale Verirrungen sein können. Die Heimatvertriebenen erteilten dem jedoch eine klare Absage. Sie verabschiedeten die "Charta der Heimatvertriebenen" und brachten damit zum Ausdruck, dass Rache und Gewalt für sie kein Weg in die Zukunft sind und dauerhafter Frieden nur in einem geeinten Europa möglich ist. Welch ein Weitblick! Heute, 22 Jahre nach Ende des Kalten Krieges, haben wir in der EU eine Chance wie nie zuvor zum Dialog. Freie Nachbarn können die geschichtliche Wahrheit aussprechen und das Recht verwirklichen. Wir haben erreicht, wovon die Verfasser der „Charta der Heimatvertriebenen“ nur zu träumen wagten: ein geeintes, friedliches Europa der Menschen und der Menschenrechte, in dem es keine Diskriminierung mehr geben darf! Auch keine, die durch die Vergangenheit begründet ist. Das Schicksal der Vertriebenen ist nicht vergessen, auch und gerade in Stadt und Landkreis Straubing, wo sich nach dem Krieg fast 13.000 Heimatvertriebene aktiv am Wiederaufbau beteiligt haben. Nur in einer wahrheitsgetreuen Aufarbeitung gelingt Aussöhnung. Deshalb heißt die doppelte Aufgabe noch heute: Brücken bauen zwischen den Generationen und Brücken bauen zu unseren Nachbarn und in unsere Nachbarländer. Wir haben eine gemeinsame Geschichte – nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch im Europa der Zukunft. Dazu spricht auf Einladung des AWO- Kreisvorsitzenden MdL Reinhold Perlak die vertriebenenpolitische Sprecherin der SPD Landtagsfraktion MdL Christa Naaß am Sonntag, den 29. April 2012 im 17.00 Uhr Cafe Fratelli (im Magnobonus- Markmiller- Saal der Barmherzigen Brüder, Äußere Passauer Str. 60, Straubing (Parkplatz am Steinweg). Sie stellt dabei auch die aktuelle Position der BayernSPD zu Vertreibung, Migration und Integration dar. Eine anschließende Diskussion ist ausdrücklich erwünscht. Die AWO Straubing lädt dazu alle Interessierten sind zu dieser Veranstaltung eingeladen.

Zeitzeugengespräch: Widerstand – Verfolgung – Vertreibung - Integration

Freitag, 4. Mai 2012, 16.00 Uhr Sturmkeller, Äußere Passauer-Str. 18, Straubing Zeitzeugengespräch mit Vertriebenen Ein Zeitzeugengespräch mit Personen, die die Vertreibung aus dem östlichen Gebieten miterlebt haben, findet am Freitag um 16 Uhr im Sturmkeller statt. Veranstalter sind die AWO Straubing und SPD 60plus auf Initiative des AWO-Kreisvorsitzenden Reinhold Perlak MdL. 67 Jahre nach Kriegsende werden die Zeitzeugen immer weniger. Um so wichtiger ist es für die Veranstalter, noch vorhandenes Wissen und Erleben aus dieser Zeit zu hören, um es dann auch nachfolgenden Generationen weitergeben zu können. Bei einem zwanglosen Gespräch sollen sich an diesem Nachmittag Straubinger an ihre persönlichen Erlebnisse zu den Themen: Widerstand – Verfolgung – Vertreibung – Integration in der Neuen Heimat Straubing und Umgebung erinnern, aber auch an das, was sie aus den Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern aus der damaligen Zeit wissen. Damit soll die Brücke vom Gestern zum Heute gebaut und dazu beigetragen werden, dass die Verdienste der Vertriebenen beim Wiederaufbau Straubings ebenso wenig vergessen werden, wie die einmalige Integrationsleistung angesichts 13.000 Vertriebener in der Region. Diese Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung "Von der DSAP zur Seliger Gemeinde“, die noch bis zum 7. Mai im Salzstadl zu sehen ist, statt. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Ausstellungseröffnung: Die Sudetendeutschen Sozialdemokraten - Von der DSAP zur Seliger-Gemeinde

Montag, 7. Mai 2012, 19.30 Uhr ev. Gemeindesaal Geiselhöring Begrüßung: Johannes Faden, OV Geiselhöring Eröffnung BGM Hans Lohmeier, Straubing Einführung in die Ausstellung: Karl Garscha, Bundesvorstand Seliger-Gemeinde Mit der Feierstunde würdigen wir auch den Beitrag der sudetendeutschen Sozialdemokraten beim wirtschaftlichen Aufbau und beim Ausbau der sozialen Demokratie in Bayern.

Bericht

Presse

Vortrag und kleiner Festakt 120 Jahre BayernSPD

Einstimmung auf das Jubiläum am 8. Juli in Geiselhöring Mittwoch, den 16. Mai um 19.30 Uhr im Gasthaus Wild, Geiselhöring Im Rahmen der Themenreihe „Widerstand- Verfolgung- Vertreibung- Integration“ referiert Bastian Vergnon aus seiner Dissertation zum Thema „Der Einfluss der Sudetendeutschen Sozialdemokraten auf die BayernSPD“. Hierin untersucht er die Beziehungen zwischen den sudetendeutschen Sozialdemokraten, die sich nach ihrer Vertreibung aus der Tschechoslowakei in Bayern ansiedelten, und der bayerischen SPD von 1946 bis 1978.

Zum Bericht und bei www.regio-aktuell24.de --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Ausstellungseröffnung "Sudetendeutsche Sozialdemokraten" am Montag, 21. Mai um 19.00 Uhr in die Schlossklinik Niederhatzkofen/ROL

Der SPD-Arbeitskreis Labertal will mit der Ausstellung - die 2010 bereits im Bayerischen Landtag gezeigt wurde – auf Flucht, Vertreibung, Verfolgung und den Verlust der Heimat aufmerksam machen, der heute noch für viele Menschen auf der Welt ein Schicksal ist, welches angesichts der vielen Unruhen im afrikanischen und arabischen Raum mehr denn je präsent in unserer Region ist. Das Schicksal der Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg ist bis heute unvergessen und wird mit dieser Ausstellung über die deutsch-tschechische Geschichte lebendig. "Erinnerungen als Basis für eine gute Nachbarschaft im gemeinsamen Haus Europa" - unter diesem Motto wird die vertriebenenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, MdL Christa Naaß in die Ausstellung einführen, die erstmals in Niederbayern zu sehen ist.

Pressebericht in Landshut

Redebeitrag von Ruth Müller --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Widerstand- Verfolgung- Vertreibung- Integration

Ausstellungseröffnung in Mallersdorf- Pfaffenberg: Die Sudetendeutschen Sozialdemokraten - Von der DSAP zur Seliger- Gemeinde Am Montag, den 11. Juni um 19.30 Uhr eröffnet die Kelheimer Landtagsabgeordnete Johanna Werner- Muggendorfer im Kreiskrankenhaus Mallersdorf die Ausstellung der Seliger- Gemeinde zum Themenkreis "Widerstand- Verfolgung- Vertreibung- Integration". „Die bewegte Geschichte aufrechter Kämpfer. Für Demokratie und gegen Faschismus. Für Völkerverständigung, gegen Nationalismus und Ignoranz“, so fasst Karl Garscha vom Bundesvorstand der Seliger- Gemeinde die Inhalte der Ausstellung „Die Sudetendeutschen Sozialdemokraten - Von der DSAP zur Seliger- Gemeinde“ zusammen und führt persönlich durch die Ausstellung und stellt sich den Fragen der Besucher. Die Ausstellung ist täglich bis zum 24. Juni während der üblichen Besuchszeiten im Foyer der Klinik zu sehen

Pressebericht ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- "Von der DSAP zur Seliger- Gemeinde - die sudetendeutschen Sozialdemokraten" Wanderausstellung des Arbeitskreises Labertal macht vom 25. Juni bis 8. Juli Station im BRK- Altenheim Schloss Eggmühl Auf Einladung des SPD- Ortsvereins und des SPD- Arbeitskreises Labertal kommt der Vorsitzende der SPD- Landtagsfraktion Markus Rinderspacher zur Eröffnung der Ausstellung der Seligergemeinde über die Geschichte der Sudetendeutschen Sozialdemokraten von ihren Anfängen bis zur Gegenwart ins BRK- Altenheim Schloss Eggmühl. Die Ausstellung zum Themenkreis Widerstand - Verfolgung - Vertreibung - Integration wird dort am Montag, 25.06. um 19.30 Uhr von ihm mit einer Ansprache eröffnet. Die SPD- Ortsvorsitzende Madlen Melzer freut sich, dass die Wanderausstellung gerade in der Marktgemeinde Station macht. Denn hier fanden viele Hunderte Menschen aus den Ostgebieten des ehemaligen deutschen Reiches sowie den deutschen Siedlungsgebieten osteuropäischer Länder nach den Schrecken und Gräueln der Flucht und Vertreibung eine neue Heimat. Diese konnte zwar nicht den Verlust der alten geliebten Heimat ersetzen, doch sie bot den neuen Bürgern die Chance für eine gute Zukunft in Freiheit und Sicherheit. Und auch die neue Heimat profitierte von ihrem Wissen, Fleiß und Schaffenskraft. Die Marktgemeinde verdankt den Vertriebenen wesentlich die großartige Aufbauleistung nach 1945 und den heutigen Wohlstand. Die sudetendeutsche Landsmannschaft war dabei in der Marktgemeinde stark vertreten. Auch der SPD- Ortsverein verdankt die Gründung 1964 ganz entscheidend den sozialdemokratischen Vertriebenen und dabei wiederum den Sozialdemokraten aus dem Sudetenland. Mit der Ausstellung erinnert die Schierlinger SPD an die Leistungen der Vertriebenen für ihre neue Heimat und an das erlittene Leid im Faschismus und auf der Flucht bzw.der Vertreibung aus ihrer angestammten Heimat.

Bericht LZ LZ-digital

Bericht MZ

MZ-digital

Themenabend am Donnerstag, 10. Juli um 19:30 Uhr in der Cafeteria des Seniorenheims Eggmühl: Dabei wird Bastian Vergnon - der seine Doktorarbeit zum Thema „Beziehung der bayerischen SPD und der sudetendeutschen Sozialdemokraten“ schreibt – mit der Befragung eines Zeitzeugen beleuchten, welchen Einfluss die Vertriebenen auf die Region genommen haben. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Die Seliger-Ausstellung kommt nach Regensburg

Eröffnung der Ausstellung am Mittwoch, 11. Juli 2012, 20:00 Uhr im Alumneum, EBW- Bonhoeffer- Saal mit dem Bundesvorsitzenden der Seligergemeinde, Dr. Helmut Eikam, Bürgermeister Joachim Wolbergs und Dr. Carsten Lenk, Geschäftsführer EBW Vortrag: „Die sudetendeutschen Sozialdemokraten und ihre Bedeutung für Bayern im Widerstand und nach 1945“ - Referent: Bastian Vergnon, M.A. Besuch der Ausstellung täglich, auch Sa u. So, von 9:00 Uhr bis 18:00 Uhr. Anfragen für Führungen , auch Abends, beim SPD- Büro Joachim Wolbergs, Ulrike Walk, Richard- Wagner- Str. 4, 93047 Regensburg, Tel. 0941/640 90 774; Mail: ulrike.walk(at)joachim- wolbergs.de; Im Rahmen der Ausstellung findet am Donnerstag, 19. Juli, um 20:00 Uhr im Bonhoeffer- Saal des EBW ein Vortrag des BR- Journalisten Thomas Muggenthaler über das ostbayerische und sudetendeutsche Netzwerk des Widerstandes gegen die Nazi- Diktatur statt. Das Thema: „Diesseits und jenseits der bayerisch- böhmischen Grenze – SPD im Kampf für die Freiheit gegen Hitler. Mit Interviewpassagen von Altbürgermeister Hans Weber, Franz und Josef Mörtl sowie Helene Joringer.“ -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

2014 - Die Seliger Ausstellung ist zurück im Labertal

Im Benediktinerkloster Rohr ist vom 12. bis zum 24. August die Ausstellung zur Geschichte der Seliger-Gemeinde zu sehen.

Nach Straubing, Geiselhöring, Rottenburg , Mallersdorf, Eggmühl und Regensburg im Sommer 2102 wird die Ausstellung nun auch im Kloster Rohr gezeigt.

Die Ausstellung eröffnete Frater Franziskus Neuhausen und begrüßte dazu viele Honoratioren aus der Politik – unter ihnen Rita Hagl Kehl, MdB, und Johanna Werner Muggendorfer, MdL, sowie Karl Garscha vom Bundesvorstand der Seliger-Gemeinde und Peter Hübl, Kreisobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Kreisvorsitzender des BDV.

Besuch der Ausstellung täglich, auch Sa u. So, von 9:00 Uhr bis 18:00 Uhr.    

Bericht          

Am Dienstag, den 19. August um 19 Uhr stellt Franz Maget sein zum Katholikentag erschienenes Buch „Kirche und SPD“ vor.

Bericht

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

Bei der Vorstellung der neugestalteten Ausstellungstafeln mit dabei: v.l. Ulrich Scharrer, Lehrer, Autor und Historiker, Erhard Fendl (SPD-OV Straubing), Referent Albert Eichmeier, SPD-AK-Sprecher Rainer Pasta, Lehrerin Eva Geispergerund Internist Thomas Kammermeier Auch in Straubing verteilten mutige Menschen sozialdemokratische Schriften Der Kleine Widerstand in deutsch-tschechischen Grenzgebiet- Hilfe für Flüchtlinge und Information der Bevölkerung Widerstand und Verfolgung betrafen die Sozialdemokraten im Sudetenland wie in Niederbayern und der Oberpfalz – nicht selten Seite an Seite - während des NS-Regimes. Gerade die Unterstützung der Flüchtlinge aber auch die Information der Genossinnen und Genossen im Reich- und damit auch eines interessierten Teiles der Bevölkerung – lag der ExilSPD am Herzen. Mutige Männer und Frauen – auch aus Straubing - schmuggelten illegales Material, darunter die im Prager Exil gedruckten Parteizeitungen ‚Neuer Vorwärts‘ und ‚Sozialistische Aktion‘, unter größten Gefahren über die bayerisch-tschechische Grenze und verbreitete es in ganz Bayern - mit dem Zug, dem Fahrrad und Motorrad oder auch zu Fuß oder auf Skiern. Albert Eichmeier referierte vergangenen Sonntag im Café Fratelli zum „Kleinen Widerstand in Straubing“. Albert Eichmeier hat auf Einladung der Labertaler SPD die Beziehungen der Exil-SPD zu den Sudetendeutschen Sozialdemokraten zum Anlass genommen, die Widerstandstätigkeit in unserer Region zu durchleuchten. Er wurde fündig und hat viele exklusive Dokumente zusammengetragen und Verfahren gegen SPDler aus Regensburg, Landshut und Straubing aufgearbeitet. Der SPD-AK Labertal gestaltete daraus zwei Ausstellungstafeln die erstmals am 22. April in Straubing vorgestellt und in die Seliger- Ausstellung – noch bis zum 6. Mai im Salzstadel zu besichtigen- integriert wurden. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und dem Verbot der SPD 1933 kamen zahlreiche Funktionäre in "Schutzhaft", die Reichstagsabgeordnete Toni Pfülf wählte aus Enttäuschung über das Scheitern ihrer Partei den Frei-tod. Andere konnten emigrieren und bildeten die Sopade (Sozialdemokratische Partei Deutschlands), den Exilvorstand der SPD in Prag. Teile der Exil-SPD hatten sich frühzeitig auf den Widerstand gegen den Faschismus eingestellt. Auf-grund ihrer finanziellen Unabhängigkeit waren sie in der Lage, eigene Grenzsekretariate zu unterhalten, um den Transport illegalen Materials zu erleichtern und Kuriere von und nach Deutschland zu unterstützen. In der Folge versuchte der Exilvorstand der SPD, seine Anhängerschaft in der Heimat durch eine Flut antinazistischer Flugschriften und Propagandabroschüren politisch weiterhin zu beeinflussen. In Karlsbad erschien die erste Nummer der sozialdemokratischen Wochenzeitung 'Neuer Vorwärts'. In dem Aufruf heißt es: »Zerbrecht die Ketten! Der Welt die Wahrheit zu sagen und dieser Wahrheit auch den Weg nach Deutschland zu öffnen, ist unsere Aufgabe.« Die Sopade forderte die sozialdemokratischen Gruppen im Untergrund dazu auf, "Massenagitation" zu betreiben und die geschmuggelten Schriften an möglichst viele Menschen zu verbreiten. Unmengen raffiniert getarnter, in Kleinstformat und auf Dünndruckpapier gedruckter Zeitungen, Flug-blätter und Broschüren gelangten über Kuriere und An-gestellte der Speisewagengesellschaft Mitropa in den folgenden Monaten und Jahren ins Reich. Im ersten Jahr ihres Erscheinens sollen etwa zwei Mio. Exemplare des 'Neuen Vorwärts' nach Deutschland gebracht worden sein. Daneben kommen Aufrufe der Partei und Propagandazeitschriften mit neutralen Umschlägen versehen - von Cäsars Gallischem Krieg bis zu Rasieranweisungsbroschüren – über die Grenze. Die Verteilung der Zeitung an „zuverlässige“ oder „vertrauenswürdige“ Genossen diente vor allem der Bewahrung und Vereinheitlichung sozialdemokratischer Positionen. Im Gegenzug lieferten die Kuriere Berichte über die Verhältnisse im Reich, die die SOPADE als „Deutschland-Berichte“ druckte und verbreitete. Damit versuchte der SPD-Exilvorstand die Auslandspresse über die wirklichen Zustände im „Dritten Reich“ aufzuklären und vor der drohenden Kriegsgefahr zu warnen. Auch über den Antisemitismus und die Judenverfolgungen wurde dort immer wieder berichtet, mitunter sogar recht ausführlich. Ein weiterer Aspekt des Widerstandes war die Betreuung der sozialdemokratischen Emigranten aus dem Deutschen Reich. Die grenznahen Büros der DSAP fungierten dabei als erste Anlaufstelle. Auch örtliche, sozialdemokratische Organisationen wie Konsumvereine nahmen Emigranten auf und brachten sie auf eigene Kosten zur DSAP-Parteileitung nach Prag. Diese schaltete die Sopade ein und brachte die Flüchtlinge in Lager unter, bevor wiederum die lokalen Organisationen die weitere Betreuung übernahmen. Umso wichtiger waren zahlreiche Arbeitsplätze für reichsdeutsche Sozialdemokraten in den Organisationen der DSAP, was den zweiten Teil der Zusammenarbeit darstellte. So arbeitete der Grenzsekretär Dill 1936 bis 1938 für die sudetendeutsche Partei im westböhmischen Winterberg. Ein Leben für Freiheit und Gerechtigkeit Mutige Männer schmuggelten sozialdemokratisches Material, darunter die im Prager Exil von der Sopade gedruckten Parteizeitungen ‚Neuer Vorwärts‘ und ‚Sozialistische Aktion‘, unter größten Gefahren über die bayerisch-tschechische Grenze und verbreitete es in ganz Bayen - mit dem Zug, dem Fahrrad oder Motorrad oder auch zu Fuß. Regensburg war wegen seiner geographischen Lage zu einem wichtigen Verteilungsknoten für die größeren Städte wie Nürnberg und München geworden. Der Arbeiter Georg Peter, Mitglied der Regensburger SAJ nahm Verbindung zur „Sopade“, dem Exil-Vorstand der SPD in Prag, auf. Wenige Tage nach dem Erscheinen des "Neuen Vorwärts", der SPD-Exilzeitung am 18.6.1933, brachte Peter ein Paket über die grüne Grenze nach Regensburg. Ansprechpartner dort war Hans Weber. Dieser leitete in den nächsten vier Monaten die Gruppe, hielt Verbindung mit der Parteileitung in Prag und organisierte die Verbreitung der eingeschmuggelten Schriften in Südbayern. Die vielen Reisen von Regensburg nach Schwandorf, Amberg, Weiden, Landshut, Straubing, München und einige Male auch über die Grenze in die CSR unternahm Weber teils per Fahrrad, teils mit dem Motorrad von Alfons Bayerer, im Winter teils als Skitourist. Bereits im Frühling 1934 gelang es der Gestapo in den Widerstandszirkel einzubrechen. Bayernweit wurden mehr als 150 Personen verhaftet. Von den Regensburgern wurde Alfons Bayerer am 7. Mai 1934 verhaftet, am 12. Mai Hans Weber und um diese Zeit auch Karoline Bayerer. Mit ihm wurden auch seine spätere Ehefrau Martha, geborene Bayerer, ebenso wie ihre Mutter Lina Bayerer verhaftet und fast zehn Monate in Untersuchungshaft festgehalten. Im Februar 1935 wurde Hans Weber zusammen mit seinem späteren Schwiegervater, Alfons Bayerer, einem vormaligen Parteisekretär und Landtagsabgeordnetem, wegen Hochverrats verurteilt. Alfons Bayerer wurde in der Haft so gequält, dass er an den Folgen der Haft starb. Das Urteil für Hans Weber lautete auf 4 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust. Er verbüßte die Strafe in den Zuchthäusern Straubing und Amberg, dann als „Moorsoldat“ im Emslandlager Aschendorfermoor. Anschließend wurde er in Schutzhaft genommen und verbrachte weitere drei Monate im Gefängnis. Im Mai 1939 wurde er entlassen, blieb allerdings unter Polizeiaufsicht. Zunächst für wehrunwürdig erklärt, wurde er 1942 in die Strafdivision 999 (offiziell als Bewährungseinheit bezeichnet) eingezogen und nach Nordafrika verbracht. Mit der Kapitulation des Afrika Korps im Mai 1943 geriet Weber in französische Kriegsgefangenschaft. Noch in der Gefangenschaft begann er wieder mit der politischen Arbeit. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft engagierte er sich sofort wieder politisch. Er wurde persönlicher Sekretär von Karl Esser, dem führenden Kopf der Ostbayerischen SPD und späteren Herausgeber der „Mittelbayerischen Zeitung“. „In Straubing gelang es im September 1933 dem Regensburger Sozialdemokraten Weber, den Beschuldigten Josef Joringer jun., als Vertrauensmann für Straubing zu gewinnen. Joringer erhielt marxistische Literatur in der Zeit von Sept. 33 – April 34 teils von Weber überbracht, teils holte er sie selber in Regensburg bei Weber und der dortigen Abholstelle Bayerer – wohl versteckt unter dem Sattel im Fahrradrahmen; bei den Fahrten nach Regensburg begleitete und unterstützte den Joringer seine Braut, die Be-schuldigte Helene Lettner, die in alles eingeweiht war“ so die Anklageschrift. Als Erkennungszeichen diente ein grü-ner Wimpel mit rotem Schmetterling. „Joringer gewann als Unterverteiler für Straubing den Beschuldigten Josef Strassmeier, der von Nov. 33 – März 34 die Zeitungen gegen Bezahlung an Interessenten abgab; auch der Vater des Joringer jun., der Beschuldigte Josef Joringer sen., verteilte als Gehilfe seines Sohnes einzelne Zeitungen gegen Bezahlung an Interessenten. Die Beschuldigten Wilhelmine Laumer, Alois Kolbeck, Heinrich Liebl, und Peter Räuschl nahmen verschiedenermale gegen Bezahlung Zeitungen entgegen im Bewusstsein, dass sie sowohl durch den Bezug der Zeitungen als durch die Bezahlung derselben den Wiederaufbau der Partei förderten“, lautete die Anklage. Albert Eichmeier lokalisierte 160 Strafverfahren gegen StraubingerInnen vor den Sondergerichten Nürnberg und München bzw. vor dem Oberlandesgericht München in den Jahren 1933 - 1945. Darunter auch ein Massenverfahren wegen Einfuhr und Verbreitung illegalen SPD-Propagandamaterials. Unter den 175 Angeklagten waren auch elf StraubingerInnen und einige GenossInnen aus Landshut. Anklage wegen Hochverrats: - Josef Joringer jun., Mauerer in Straubing - Josef Joringer sen., Schuhmacher in Straubing ( aus Sünching) - Helene Lettner, Stenotypistin in Straubing, Braut des Josef Joringer jun. - Wilhelmine Laumer, Hilfsarbeitersfrau aus Straubing - Josef Strassmeier, Maler aus Straubing - Alois Kolbeck, Hilfsarbeiter in Straubing - Heinrich Liebl, Fahrradmechaniker in Straubing - Peter Räuschl, Landarbeiter in Fruhstorf/Straubing - Bruno Richter, Former in einer Ziegelei in Straubing - Andreas Massandl, Obermelker, und Katharina Massandl aus Fruhstorf/Straubing Strafen: Josef Jorninger sen. wurde zu 1 Jahr 7 Monaten Gefängnis, Josef Strassmeier zu 8 Monaten, Josef Joringer jun. zu 2 Jahre und wurde anschließend bis Mai 1939 im KZ Dachau inhaftiert. Die Verfahren gegen Alois Kolbeck, Heinrich Liebl und Peter Räuschl wegen Besitzes der verbotenen Schriften „Neuer Vorwärts“ und „Sozialistische Aktion“ wurde 1934 eingestellt. Für Massandl und Richter ist keine Urteile gefunden worden. Eine weitere Anklage gab es wegen Besitz und Kuriertätigkeit 1934 gegen Josef Feldmeier Kranführer in Nürnberg, geb in Meidendorf/Bogen Die Verfahren wegen des Besitzes verbotener Schriften wie „Neuer Vorwärts“ und „Sozialistische Aktion“ wurden 1934 eingestellt gegen: - Ludwig Mittermeier, Dreher in Landshut - Alfons Frauenhofer, Friseur in Landshut - Jakob Birnkofer, Mauerer in Landshut - Franz Rembold, Mauerer in Landshut - Ludwig Held, Elektriker in Landshut - Franz Störringer, Bäcker in Landshut Josef Raab,Schriftsetzer in Landshut - (aus Schmatzhausen) Auch Sudetendeutsche kämpften gegen das NS-Regime. Persönlichkeiten des sudetendeutschen Widerstandes wurden bisher eher vergessen oder tabuisiert. Das Hauptmotiv des Widerstands war aber nicht die Volkszugehörigkeit, sondern die politische Überzeugung. So z.B. Herta Lindner, eine bedeutende Persönlichkeit aus dem sudetendeutschen Widerstand - eine mutige junge Frau aus Trnovany bei Teplice, die gegen das NS-Regime kämpfte. Mit neun Jahren wurde sie Mitglied der sozialistischen Jugendorganisation „Die Falken“. Es ist der 27. November 1941. Herta wird verhaftet. Das gleiche Schicksal erwartet auch ihren Vater. „Todesstrafe“ lautet das endgültige Urteil des Volksgerichtshofs am 23. November 1942. Auch gegen Franz Ascherl, Waldarbeiter in Fichtenbach/Tschechien erfolgte Anklage wegen Hochverrat aufgrund seiner Kuriertätigkeit. Albert Eichmeier gab den Zuhörern eine Reihe von detaillierten Hinweisen, wie interessierte Bürger selbst sich zu den Vorkommnissen während der NS-Zeit in ihrem Heimatort informieren können. Insbesondere Straubinger Akten seien im Staatsarchiv Nürnberg zu finden, weil Straubing zum Einflussbereich des Sondergerichtes Nürnberg gehört habe, aber auch in München und Berlin gäbe es Akten, wenn andere Gerichte zuständig gewesen waren.

 

Bei der Ausstellungseröffnung „Von der DSAP zur Seliger-Gemeinde - die sudetendeutschen Sozialdemokraten“ in Straubing: v.l.: Rainer Pasta, MdL Reinhold Perlak, Karl Garscha, Bundesvorstand Seliger-Gemeinde, BGM Hans Lohmeier und Theodor Seethaler, Vorsitzender der Kreisgruppe Straubing der Sudetendeutschen Landsmannschaft Widerstand-Verfolgung-Vertreibung-Integration Ausstellung „wichtig für Straubing und wichtig für die Sozialdemokratie in der Stadt“ Die diesjährige Themenreihe des AK Labertal „Widerstand-Verfolgung-Vertreibung-Integration“ begann am 22. April in Straubing mit einem Vortrag von Albert Eichmeier zum „Kleinen Widerstand in Straubing“ und dem direkten Bezug der bayerischen und sudetendeutschen Sozialdemokraten im Widerstand. MdL Reinhold Perlak, selbst Mitglied der Seliger-Gemeinde, eröffnete die Ausstellungsreihe am 23. April im Salzstadel in Straubing – hier wird sie bis zum 5. Mai zu sehen sein. In seiner Eröffnungsrede erinnerte MdL Reinhold Perlak an die rund 13.000 Vertriebenen, die in Stadt und Landkreis Straubing trotz ihres schweren Schicksals am Wiederaufbau entscheidend mitgewirkt haben und er lobte die bemerkenswerte Integrationsleistung der Nachkriegs-Gesellschaft . Perlak erinnerte aber auch an die „Treuegemeinschaft Sudetendeutscher Sozialdemokraten“, die 1951 die Seliger-Gemeinde gründeten. „Unrecht aufzuzeigen, Minderheiten zu schützen und für die Freiheit einzuschreiten“, so umriss Reinhold Perlak die Ziele der Seliger-Gemeinde. „Doch auch die Mahnung und das Gedenken an die zigTausend von den Nazis verfolgten und ermordeten sudetendeutschen Sozialdemokraten sowie an die Opfer von Flucht und Vertreibung gehören dazu. Nicht zuletzt verstehen sich die Mitglieder der Seliger-Gemeinde als Brückenbauer für ein gemeinsames Europa, weil ihnen die Aussöhnung und der Dialog mit den Tschechen wichtig ist“, so Perlak weiter. Abschließend ging er auf den Einfluss der sudetendeutschen Sozialdemokraten auf die BayernSPD ein. Zu den Gründungsmitgliedern der Seliger-Gemeinde zählten drei Abgeordnete des damaligen Landtags: Alfred Frenzel, Ludwig Walch sowie der spätere Vorsitzende der SPD-Fraktion und Landtagsvizepräsident, Volkmar Gabert. Er war von 1986 bis zu seinem Tod 2003 der am längsten amtierende Bundesvorsitzende der Seliger-Gemeinde. Hans Lohmeier, SPD-Bürgermeister der Stadt Straubing sagte in seinem Grußwort, die Ausstellung „sei wichtig für Straubing und wichtig für die Sozialdemokratie in der Stadt.“ Er wünschte der Ausstellung viele Besucher, denn das Wissen um diese Zeit sei in der Gesellschaft nicht groß. Dass die Sudetendeutschen Sozialdemokraten gleich zwei Mal unter der Nazidiktatur gelitten hätten, sei bemerkenswert so Lohmeier. Nach der Verfolgung durch die Nazis folgte die Vertreibung. Lohmeier spannte schließlich den Bogen zu den Präsidentschaftswahlen in Frankreich, wo die Rechten 18 Prozent erlangen konnten und mahnte zur Vorsicht. Er weiß aber auch auf den positiven Einfluss der Vertriebenen hin, die neben ihrem Leid viel Wissen und Können in die Stadt, den Landkreis und ganz Bayern gebracht hätten. „Ins KZ gegangen, weil sie ihre Heimat nicht verlassen wollten“ Theodor Seethaler, Kreisvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Straubing, erklärte in seinem Grußwort, dass die Geschichte der DSAP bis hin zur Seliger-Gemeinde, von 1919 bis heute fast 100 Jahre umfasst und vor allem die 1919 bis 1945/46 voll Dramatik gewesen seien. Waren die Sozialdemokraten anfangs echte Hoffnungsträger, mit der z.T. größten Fraktion im Parlament und als Minister in der Regierung auf Ausgleich zwischen Deutschen und Tschechen bedacht, so blieb ihnen der Erfolg wegen dem Widerstand der Tschechen und der anhaltenden Wirtschaftskrise, die vor allem die Sudetendeutschen traf, versagt. Bei den entscheidenden Wahlen votierten die Sudetendeutschen mehrheitlich für die Sudetendeutsche Partei des Nazis Hänlein. Was folgte waren Verfolgung und vielfacher Tod in den KZs. Seehthaler verwies auf den Gründer der DSAP, Josef Seliger, der als Initiator für den Generalstreik 1919 verantwortlich gewesen war, bei dem 1919 die Tschechen ein Blutbad unter den Arbeitern angerichtet haben. Nach dem Frühen Tod Seligers habe Ludwich Czech in der tschechischen Regierung als Fürsorgeminister für vergebens für bessere Verhältnisse gekämpft. Nach der Machtübernahme der Nazis 1938 sind viele Sudetendeutsche Sozialdemokraten ins KZ gegangen, weil sie ihre Heimat nicht verlassen wollten. Seethaler kündigte an, dass die Sudetendeutsche Landsmannschaft bei der diesjährigen Jahresfahrt auch den KZ-Gedenkort Theresienstadt besuchen und zum Gedenken an Ludwig Czech ein Blumengebinde niederlegen wollen. Karl Garscha, vom Bundesverband der Seliger-Gemeinde führte anschließend in die Ausstellung ein. Er dankte allen, die zur Organisation der Ausstellung beigetragen haben und erinnerte, dass nach dem Tod des Vorsitzenden Volkmar Gabert 2003 die Seliger-Gemeinde vor dem Ende gestanden habe. Motiviert von ihrer Granddame, Olga Sippl, rafften sich die Mitglieder auf und begründeten in einer Zukunftswerkstatt einen Neuanfang – so entstand auch die nun gezeigte Ausstellung im Jahre 2005. Garscha skizzierte kurz die inhaltlichen Schwerpunkte der Ausstellung von der Gründung der DASP bis hin zur Seliger-Gemeinde heute. Er verschwieg nicht die Spannungen und das wechselhafte Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen bis zur praktizierten Aussöhnung und dem wachsenden Vertrauen im vereinten Europa. Auch Garscha verharrte beim Widerstand und der Verfolgung von rund 28.000 Sudetendeutschen aufgrund ihrer politischen Gesinnung – nicht zu vergessen die sudetendeutschen Juden. In diesem Zusammenhang erzählte Garscha von den Erlebnissen der nach Kanada ausgewanderten Sudetendeutschen. Mussten sie zuerst 1500$ pro Person aufbringen um über London nach Kanada zu emigrieren, wo sie als Arbeiter bei den Eisenbahngesellschaften Pionierarbeit im „Wilden Westen“ Kanadas leisten mussten. Garscha ließ aber auch aufblitzen, dass die Vertriebenen nicht immer mit offenen Armen in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen empfangen wurden. Die Probleme bei der Familienzusammenführung und die dringende Beschaffung von ausreichend Wohnraum begleiteten die Wiederaufbauarbeiten. Garscha verwies, neben den bisher genannten, auf Prof. Peter Glotz und Albrecht Schläger– beide ehemalige Abgeordnete des Landtags sowie Dr. Helmut Eikam als namhafte Mitglieder der Seliger-Gemeinde. Im Rahmenprogramm finden sich auch der Vortrag „Unser gemeinsames Haus Europa“ am 29. April von Christa Naas, MdL, vertriebenenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. Sie stellt die aktuelle Position der BayernSPD zu Vertreibung, Migration und Integration dar. Abschließend lädt die SPD zum Zeitzeugengespräch „Widerstand – Verfolgung – Vertreibung – Integration“ am 4. Mai in den Sturmkeller ein. StraubingerInnen erinnern sich an ihre persönlichen Erlebnisse und schlugen die Brücke vom Gestern zum Heute. Die interessierte Bevölkerung ist herzlich eingeladen. Ab 7. Mai ist die Ausstellung dann im evangelischen Pfarrsaal in Geiselhöring zu sehen. Über Rottenburg (Schlossklinik Oberhatzkofen), Vilsbiburg (Krankenhaus) und Mallersdorf-Pfaffenberg wandert sie über Schierling schließlich nach Regensburg, wo sie rechtzeitig zur 120-Jahrfeier de BayernSPD im Kolpingsaal zusehen sein wird.

 

Beeindruckt vom Vortrag: v.r. Helmut Wabra, Herbert Erwert, Eduard Neuberger, Rainer Pasta, Stadtrat Peter Stranninger, MdL Reinhold Perlak mit Referentin MdL Christa Naaß (2.v.l.) Wie Heimatvertrieben Brücken bau(t)en! Vertriebenenpolitische Sprecherin MdL Christa Naaß in Straubing Mit einem Dank an den Arbeitkreis Labertal, der in diesem Jahr eine Veranstaltungsreihe zum Thema Widerstand-Verfolgung-Vetreibung Integration auf die Füße gestellt hat, begann MdL Christa Naaß ihren Vortrag zum gleichen Thema im Cafe Fratelli. Anlass der Veranstaltung war die Ausstellung im Salzstadel 'Von der DSAP zur Seligergemeinde', die auf Initiative von MdL Reinhold Perlak, der AWO und SPD 60plus nach Straubing geholt worden war. "Eine beeindruckende Ausstellung über die Schicksale der Sozialdemokratischen Sudetendeutschen und die Ziele der Seliger Gemeinde, nämlich Unrecht aufzuzeigen und zu benennen, Minderheiten zu schützen und für die Freiheit einzutreten", so MdL Naaß. Ihre Eltern stammen aus Tachau im Sudentenland und haben am eigenen Leibe erlebt, was Flucht und Vertreibung bedeuteten. Christa Naaß ist 1954 geboren, zu einer Zeit, in der man noch in der Wohnküche den Gesprächen der Erwachsenen lauschen und dadurch viel von den Eltern und ihrem leben erfahren konnte. "Viele junge Menschen wissen nichts mehr aus der Zeit des NS-Regimes, wissen nichts darüber, was es bedeutete, in dieser Zeit Sozialdemokrat zu sein. Sie können sich auch nicht den Mauerfall und noch weniger an den Mauerbau erinnern, weil sie zu dieser Zeit noch gar nicht gelebt haben. Viele Menschen wissen auch nicht mehr, wie es damals war im Jahr 1951 in Straubing. Ab 1945/46 waren 8.000 Vertriebene in die Stadt Straubing gekommen, in der gesamten Region waren es 33.000 in ganz Deutschland über 2 Millionen Menschen. 8.000 Menschen in Straubing, die in einer Stadt untergebracht, verpflegt und integriert werden mussten, die selbst nichts mehr hatte. Die Tagesration eines Erwachsenen betrug damals: 3 Scheiben Schwarzbrot, 0,25l dünnen Kaffee, 0,5l Suppe mit Rübenschnitzeln und 0,25l. Kräutertee! Viele Häuser waren zerstört, die Menschen obdachlos und zu Essen gab es kaum etwas. Doch offensichtlich sind Menschen, die nichts oder sehr wenig haben, leichter bereit das Wenige zu teilen als Menschen heute, die satt und zufrieden sind. Die einmalige Integrationsleistung gelang. Nicht immer ohne Reibungen und oft auch mehr oder weniger sanften Druck, bestimmt dienten die Umstände auch nicht zur Freude aller – doch sie gelang. Die aus ihrer jeweiligen Heimat als Folge des unbarmherzigen Krieges vertriebenen Menschen fanden in Straubing und Umgebung eine neue Heimat.: So wurde z.B. am 04. November 1951 von jungen Flüchtlingen und Vertriebenen im Stadttheater Straubing die 'Deutsche Jungend des Ostens (DJO)' als Dachverband für Jungendarbeit der Heimatvertriebenen gegründet. Hier war übrigens der spätere Oberbürgermeister von Straubing und jetzige Landtagsabgeordnete Reinhold Perlak, dessen Mutter selbst als Karpatendeutsche Vertriebene ist, 6 Jahre Vorsitzender. Die DJO hat am 15./16.Okober 2011 hier in Straubing ihren 60. Geburtstag gefeiert. Sie hat sich in den 60 Jahren seit ihrer Gründung weiterentwickelt: Zum Einen vom Namen her in 'Deutsche Jugend in Europa', aber auch inhaltlich. Neben ihren landsmannschaftlichen Jugendverbänden sieht sie auch junge Zuwanderer und Flüchtlinge als Zielgruppen ihrer Jugendarbeit. Es geht um das gleichberechtigte, tolerante und solidarische Zusammenleben in kultureller und inhaltlicher Vielfalt. So hatte ein durch Krieg ausgelaugtes Land über 2 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene mit einem Dach über den Kopf zu versorgen, mit Lebensmitteln und Hausrat. Die neuen Mitbürger brauchten eine neue Heimat, sie mussten integriert werden. Eine gewaltige Herausforderung an Politik und Gesellschaft. Dass dies so gut geglückt ist, ist eigentlich ein Wunder. Es gab nicht nur das 'Wirtschaftswunder' es gab auch das 'Wunder der Integration'. Dazu trugen viele bei, auch die Politik. Zum Beispiel Wilhelm Högner, der bislang einzige sozialdemokratische Ministerpräsident des zweiten Freistaats Bayern und Vater der Bayerischen Verfassung. Er brachte ein Flüchtlingsgesetz auf den Weg und erklärte die Sudetendeutschen zum vierten Stamm Bayerns. Ich erinnere in diesem Zusammenhang gern an Wenzel Jaksch, Stimme und Sprecher der Heimatvertriebenen in den der Aufbaujahren der Bundesrepublik, an Volkmar Gabert, den Brückenbauer zwischen neuer bayerischer und alter böhmischer Heimat. Er hat u.a. nach dem Fall des eisernen Vorhangs die nachgeborenen Führungsgenerationen in das ihnen politisch wie mental fremde politische Prag eingeführt, denn er hatte dort zeitlebens Freunde. Ich erinnere an Peter Glotz, der immer wieder an das Schicksal der Heimatvetriebenen erinnerte, weil er die Erinnerung an die Folgen des Nationalsozialismus wach halten wollte, eines Nationalismus, vor dem er in den 90er Jahren vehement warnte. Vielen Überlebenden sind die Schrecken der Vertreibung und Flucht mit all ihren schrecklichen Begleitumständen noch immer gegenwärtig und vieles Erlebte kommt erst jetzt im Alter wieder an die Oberfläche. Viele haben jahrzehntelang über ihr Schicksal geschwiegen – aus Scham, aus Demütigungen, die sie erleben mussten, aus Schmerz über die unfassbaren Ereignisse, die sie zu verdrängen versuchten so gut es ging. Unser erster Bundespräsident Theodor Heuss beschrieb dies mit den Worten: "Erlöst und vernichtet in einem". Die Vertriebenen haben erlebt, wie schwer das Weggehen war und ein Ankommen, das kaum weniger schwer war. Ich ende mit den Worten, die mir ein Landsmann schrieb, der Verlust der Heimat war schon schlimm genug, aber der Verlust von Würde schmerzte besonders und war erniedrigend und unerträglich". Soweit MdL Christa Naaß. MdL Reinhold Perlak bedankte sich bei seiner Fraktionskollegin für den intensiven Vortrag und zollte ihr unter großer Zustimmung der anwesenden Zuhörer, unter ihnen Helmut Erwert, Herr Wabra, Herr Neuberger, Stadtrat Peter Stranninger Lob und Anerkennung für ihr Engagement im und ihre fundierten Kenntnisse auch und Hinblick auf Straubing. Alle waren sich einig, diese Zeit darf allein schon deshalb nie vergessen werden, um das 'Nie wieder' zu unterstreichen. Die sich anschließende Diskussion beleuchtete noch einmal die verschiedenen Blickwinkel auch aus heutiger Sicht und untermauerten die Bedeutung solcher Veranstaltungen wie auch der geplanten Zeitzeugengespräche. Rainer Pasta, der Sprecher des Arbeitskreis Labertal wies darauf hin, dass alle, die die Ausstellung der "Seliger-Gemeinde zu den Sozialdemokratischen Sudetendeutschen" in Straubing hätten, sie ab Montag, den 07.05. im Pfarrsaal der ev. Kirche in Geiselhöring sehen könnten. Rede von Christa Naaß

 

Ausstellungseröffnung in Geiselhöring

Ausstellungseröffnung v.l.: Franz Bayer, Pfarrer Ulrich Fritsch, BGM Hans Lohmeier mit Frau, Karl Garscha, Bundesvorstand Seliger-Gemeinde, Rainer Pasta, Walter Wirth und Martin Auer Widerstand-Verfolgung-Vertreibung-Integration Stadterhebung und Aufblühen der ev. Kirchengemeinde spiegelt Einfluss der Vertriebenen auf Geiselhöring wieder Die diesjährige Themenreihe des SPD-AK Labertal „Widerstand-Verfolgung-Vertreibung-Integration“ mit der Ausstellung „Sudetendeutscher Sozialdemokraten“ gastiert derzeit in Geiselhöring. Rainer Pasta, Sprecher des AK Labertal und der Straubinger Bürgermeister Hans Lohmeier eröffneten die Ausstellung am vergangenen Montag im Pfarrsaal der evangelischen Kirchengemeinde – hier wird sie bis zum 20. Mai täglich von 8 bis 22 Uhr zu sehen sein. In seiner Begrüßung erinnerte Rainer Pasta, als Enkel der Vertriebenen-Generation, an den starken Einfluss der Sudetendeutschen und Schlesier auf unsere Region. „Die Stadterhebung Geiselhöring, deren 60jähriges Jubiläum wir heuer feiern, das Aufblühen der evangelischen Kirchengemeinde und die Blütezeit der Geiselhöringer SPD mit mehr als 130 Mitgliedern haben alle den gleichen Hintergrund: Rund 35.000 Menschen kamen aus den ehemaligen Deutschen Ostgebieten in unsere Region. Mit ihrem Wissen und Können, ihrer Religion und ihrer politischen Ausrichtung, aber auch mit ihrem Leid und ihrer Hoffnung beeinflussten und veränderten sie Niederbayern entscheidend.“ In seiner Eröffnungsrede erinnerte BGM Hans Lohmeier aus Straubing an die rund 13.000 Vertriebenen, die allein in Stadt und Landkreis Straubing trotz ihres schweren Schicksals am Wiederaufbau entscheidend mitgewirkt haben und er lobte die bemerkenswerte Integrationsleistung der Nachkriegs-Gesellschaft. Lohmeier lies keinen Zweifel daran, dass auch der politische Neubeginn Bayerns von den Vertriebenen mitbeeinflusst und gestaltet wurde. Zumindest in der SPD, die damals mit Wilhelm Hoegner den Ministerpräsidenten stellte und die Bayerische Verfassung entscheidend mitformulierte, ist dieser Einfluss festgeschrieben. Doch die Verantwortlichen in der SPD hatten vor allem die Probleme der Wohnungs- und Hungersnot zu bewältigen – auch mit vielen unbeliebten Entscheidungen, für die sie später abgestraft wurden. Ähnlich erging es Willy Brandt, so Lohmeier weiter, der mit der damals neuen Ostpolitik der Versöhnung und Annäherung zwar den Grundstein für das heutige Europa und die deutsche Wiedervereinigung schuf, sich und der SPD aber den Unmut der Vertriebenen-Verbände zuzog, der erst in heutiger Zeit langsam verebbt. Nicht immer mit offenen Armen empfangen Karl Garscha, vom Bundesverband der Seliger-Gemeinde führte anschließend in die Ausstellung ein – die in Geiselhöring vor allem mit den Themenkomplexen Vertreibung und Integration zu sehen ist. Er dankte allen, die zur Organisation der Ausstellung beigetragen haben. Garscha ließ aufblitzen, dass die Vertriebenen nicht immer mit offenen Armen in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen empfangen wurden. Er verwies aber auch auf die Probleme der Verflechtung alter Nazi-Seilschaften bei der Familienzusammenführung und die dringende Beschaffung von ausreichend Wohnraum sowie den nötigen Wiederaufbauarbeiten. Nicht zuletzt verstehen sich die Mitglieder der Seliger-Gemeinde als Brückenbauer für ein gemeinsames Europa, weil ihnen die Aussöhnung und der Dialog mit den Tschechen wichtig ist“, so Garscha weiter. Abschließend ging er auf den Einfluss der sudetendeutschen Sozialdemokraten auf die BayernSPD ein. Zu den Gründungsmitgliedern der Seliger-Gemeinde zählten drei Abgeordnete des damaligen Landtags: Alfred Frenzel, Ludwig Walch sowie der spätere Vorsitzende der SPD-Fraktion und Landtagsvizepräsident, Volkmar Gabert. Zu diesem Thema lud Rainer Pasta die Anwesenden zum Vortragsabend anlässlich des 120-Jahre-Jubiläums der BayernSPD am 16. Mai ins Gasthaus Wild zum Vortragsabend ein. 120 Jahre BayernSPD: Im Dienst von Freiheit und Demokratie „Unsere politische Heimat konnte man uns nicht nehmen“ - Sudetendeutsche in „allen Ritzen der bayerischen SPD“ Im Rahmen der Ausstellungsreihe „Sudetendeutsche Sozialdemokraten“, die vom 7.-20. Mai in Geiselhöring gastiert, feierte die SPD am Mittwoch den 16. Mai im Gasthaus Wild in Geiselhöring das 120-Jahre-Jubiläum der BayernSPD. Zum Bericht und in www.regio-aktuell.de

 

v.l.: Bundesvorstandsmitglied der Seliger- Gemeinde Gustav Roth- Sippl, Otto Ullrich, Verwaltungsleiter LA.KUmed Johann Butz, MdL Christa Naaß, Ruth Müller, stellvertretende Landesvorsitzende sudetendeutsche Landsmannschaft Sigrid Leneis, Rainer Pasta (Sprecher SPD AK Labertal) vor der Tafel mit den Informationen zu Volkmar Gabert Ausstellungseröffnung in der Schlossklinik Rottenburg Vertriebenenpolitische Sprecherin der SPD im Bayerischen Landtag, MdL Christa Naaß: "Diese Geschichte muss weiter erzählt werden." Mit „Yesterday“ von den Beatles stimmte Peter Schmid die Besucher, passend zum historischen Thema der Ausstellung „Die sudetendeutschen Sozialdemokraten“, in den Räumen der Schlossklinik Rottenburg ein. Gekommen waren neben vielen SPD- Mitgliedern aus dem Einzugsgebiet des SPD- AK Labertal unter anderem auch Sigrid Leneis, die stellvertretende Landesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Otto Ulrich aus Landshut, ein langjähriger Freund Volkmar Gaberts, der bis zu seinem Tod 2003 der am längsten amtierende Bundesvorsitzende der Seliger- Gemeinde war. Johann Butz, Verwaltungsleiter von LA.KUmed begrüßte die Gäste im Kaisersaal und freute sich, dass für den Landkreis Landshut die Schlossklinik Rottenburg ausgewählt wurde, diese Ausstellung zu zeigen, die erstmals in Niederbayern präsentiert und in der Region Labertal gezeigt wird. In das Konzept „Kultur in der Schlossklinik“ passe die Ausstellung sehr gut und werde sicher von den Gästen und Patienten der geriatrischen Einrichtung besucht. Er selbst habe bereits mit Interesse die Tafeln gelesen, habe er doch über seine Mutter auch sudetendeutsche Wurzeln. „Aus der eigenen Familie, die aus dem Kreis Jauernick kam, kenne ich viele dieser Schicksale“, so Butz. In ihrer Einführung erinnerte die Kreisvorsitzende der SPD, Ruth Müller daran, dass das Schicksal „Verfolgung und Vertreibung – Flucht und neue Heimat“ auch heute vielen Menschen auf unserer Welt nicht erspart bleibe. Im Landkreis Landshut könne man das im Moment hautnah erleben, wenn die Asylbewerber in den Gemeinden ankommen. Sie waren monate- oder wochenlang unterwegs, mussten ihre Heimat verlassen und seien in der Hoffnung auf ein Leben in Frieden und Freiheit losgezogen. „Frieden und Freiheit – diese Begriffe kannte die Jugend in Europa in den Jahren der Nazidiktatur gar nicht mehr. Die Menschen waren froh, wenn sie mit dem nackten Leben davon kamen. Und auch sie machten sich auf den Weg in eine neue Welt, verließen ihre Wurzeln und versuchten, sich woanders ein neues Leben aufzubauen“, so Müller. Mit dieser Ausstellung wolle man dazu beitragen, an die Leistung derer zu erinnern, die nicht gerne und nicht freiwillig kamen und die doch unsere Region durch ihre Kultur, durch ihre Sprache und ihre Religion mitgeprägt hätten. Die vertriebenenpolitische Sprecherin der SPD im Bayerischen Landtag, MdL Christa Naaß erinnerte an die Beweggründe, diese Ausstellung zu konzipieren: die Gründung der DSAP im Jahr 1909 und den 60. Geburtstag der Seligergemeinde 2011. Die Ausstellung und der Katalog, der die 40 Tafeln dokumentiert, seien wertvolle Schätze der Erinnerung und eine umfangreiche Darstellung der Geschichte der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung, die sich gegen den Nationalsozialismus und für Völkerverständigung gestellt hat, so Naaß. Diese Geschichte müsse weiter erzählt werden, weil sie weiterwirken müsse. Darin stecken zeitlose Botschaften, die auch heute wieder zeitgemäß seien: Internationale Solidarität, Antimilitarismus, Antinationalismus, Demokratie und Freiheit und das Recht auf Heimat. Vor über 60 Jahren waren rund acht Millionen Deutsche aus den ehemaligen Ostgebieten in den westlichen Besatzungszonen angekommen. Sie hatten nicht nur Hab und Gut, sondern auch die Heimat und die Würde verloren und leben unter schwierigsten Bedingungen in überfüllten Lagern. 1960 lebten allein im Landkreis Landshut lebten 9.500 Flüchtlinge und Vertriebene, von damals 39.600 Einwohnern. Unter den 47.200 Einwohnern der Stadt Landshut waren 11.500 Vertriebene. Das sei eine gewaltige Herausforderung an Politik und Gesellschaft gewesen, so MdL Christa Naaß. Das dies so gut geglückt sei, müsse im Nachhinein als „Wunder“ bezeichnet werden. Zu dem vielgelobten Begriff des „Wirtschaftswunders“ sei das „Wunder der Integration“ hinzugekommen. Gustav Roth- Sippl vom Bundesvorstand der Seliger- Gemeinde bedankte sich bei den Initiatoren der Ausstellung und bei der Landtagsabgeordneten für die interessante Einführung. Er weiß auf den Ausstellungskatalog hin, der ebenfalls zweisprachig alle 40 Tafeln beschreibt und zum Preis von zwölf Euro an der Pforte erworben werden kann. Die Ausstellung ist bis 10. Juni tagsüber im 1. Stock der Schlossklinik zu besichtigen, ab 11. Juni ist die nächste Station der Ausstellungsreihe das Kreiskrankenhaus in Mallersdorf. Pressebericht in Landshut Redebeitrag von Ruth Müller

 

Ausstellungseröffnung in Mallersdorf

Freuten sich mit vielen Besuchern über das stimmige Referat von MdL Johanna Werner- Muggendorfer (Mitte): u.a. Armin Buchner aus Schierling (3.v.li.), BGM Bernd Zauner Neufahrn (5.v.li.), Karl Garscha vom bundesverband der Seliger- Gemeinde (7.vli.), Peter Stranninger, stellv. Vorsitzender der NiederbayernSPD (8.v.li.), Ruth Müller, SPD Kreisvorsitzende Landshut neben OV- Vorsitzendem Martin Kreutz und seinem Stellvertreter Heinrich Kaiser sowie Rainer Pasta, Sprecher des Arbeitskreises Labertal (3.v.re) Widerstand- Verfolgung- Vertreibung- Integration Ausstellung „Sudetendeutsche Sozialdemokraten gastiert im Klinikum Mallersdorf Nach der Schlossklinik in Rottenburg ist das Klinikum Mallersdorf für die kommenden zwei Wochen Gastgeber der Ausstellung „Von der DASP zur Seliger- Gemeinde – Sozialdemokratische Sudetendeutsche“, die der SPD- Arbeitskreis Labertal unter dem Motto „Widerstand- Verfolgung- Vertreibung- Integration“ in die Region geholt hat. Ortsvorsitzender Martin Kreutz konnte vergangenen Montag eine ganze Reihe von Besuchern aus der Marktgemeinde und dem Umland begrüßen und bedankte sich bei der Klinikleitung für die Zusammenarbeit. Die SPD- Landtagsabgeordnete Johanna Werner- Muggendorfer eröffnete die Ausstellung, die bis zum 24. Juni während der Besuchszeiten im Eingangsbereich des Klinikums zu sehen ist. Gedanken zu gestern und heute Die Kelheimer Landtagsabgeordnete Johanna Werner- Muggendorfer freute sich, dass die „Ausstellung auf Wanderschaft“ nach Straubing, Geiselhöring und Rottenburg nun im Klinikum Mallersdorf Station machen kann und bedankte sich insbesondere beim SPD- Arbeitskreis Labertal, „der immer wieder die Initiative ergreift, interessante Themen anzupacken und erstklassige Ausstellungen zu uns auf´s flache Land zu holen!“ Werner- Muggendorfer, geborene Neustädterin, erinnerte sich an eine Freundin aus Kindertagen, die „in den Baracken beim Sägewerk lebte und irgendwie zu den ’anderen Deutschen’ gehörte“. Das größte Problem für die Jungmädchenfreundschaft bestand darin, so die Referentin, dass die eine katholisch und die andere evangelisch getauft war. Doch die „Flüchtlinge“, die „Vertriebenen“ – für sie als Kind Begriffe ohne rechte Bedeutung – waren den Einheimischen auch sonst suspekt. „Wenn irgend wo was los war oder was weg gekommen ist, dann waren es immer ‚die da’“, erinnerte sich die Landtagsabgeordnete und zog die Parallele zum Heute: „Als Mitglied im Petitionsausschuss des Landtages habe ich fast in jeder Sitzung mit ähnlichen Problemen zu tun. Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, die neu anfangen wollen und nicht immer willkommen sind, gibt es auch heute noch – mehr als man denkt“. Gerade für uns Niederbayern, so die Neustädterin weiter, die wir doch sehr heimatbezogen sind und unser „Dahoam“ über alles schätzten, sei der Gedanke an Flucht und Vertreibung unerträglich und es gab hier ein ganz besonderes Verständnis für die Sorgen der Vertriebenen, wenn auch die 3,5 Millionen „fremden“ Menschen in einem zerstörten Land nicht immer willkommen waren. „Wir wollen Brücke sein“ „Wir wollen Brücke sein“, das Motto der „Treuegemeinschaft Sudetendeutscher Sozial- demokraten“, die 1951 zur Seliger- Gemeinde wurde und die im Nachkriegsbayern für die vertriebenen Sozialdemokraten als emotionaler Anker und geistige Heimat fungierte, zeuge noch heute vom Geist der Versöhnung und Verständigung und werde von der SPD- Landtagsfraktion beim jährlichen Vertriebenenempfang aufgenommen und weitergetragen, so Johanna Werner- Muggendorfer. Diesen Gedanken trug auch die Ostpolitik Willy Brandts, so die Referentin weiter, die bei den Vertriebenenverbänden auf wenig Gegenliebe gestoßen sei und den „vierten Stamm“ der Bayern, der unter dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner eine neuen Heimat in Bayern fand, von der Sozialdemokratie entfremdete. „In diese Lücke stieß in den 70ern gerne und vehement die CSU und erst heute, beim Bau des gemeinsamen Hauses Europa, zeigt sich, dass Aufeinanderzugehen mehr bringt, als Ausgrenzung und gegenseitige Schuldzuweisungen. Doch wir dürfen nicht vergessen“, so Werner- Muggendorfer weiter, „für alle Nationen gleiche Möglichkeiten vorzusehen. Es können nicht die einen in die Abstellkammer gepackt werden, während die anderen in der Suite unterkommen wollen“. Johanna Werner- Muggendorfer brach auch eine Lanze für das „Selbstbestimmungsrecht der Völker“, dass der erste Vorsitzende der Sudetendeutschen Sozialdemokraten, Josef Seliger, forderte, als er als Sozialdemokrat in Regierungsverantwortung im März 1919 zum Generalstreik aufrief und miterleben musste, wie tschechisches Militär in die 35.000 friedlich Demonstrierenden feuerte und dabei 54 Menschen tötete. „Was folgte ist allen bekannt und für die rund 80.000 SPD- Mitglieder begann eine Zeit doppelten Leidens: Nach Widerstand und Verfolgung während der NS- Zeit traf sie die Vertreibung aus der Heimat mit gleicher Härte, wie alle anderen“, so Werner Muggendorfer, die im Anschluss der Ausstellung viele Besucher und den Besuchern viele Denkanstösse wünschte. Karl Garscha, vom Bundesverband der Seliger- Gemeinde führte anschließend in die Ausstellung ein. Er dankte allen, die zur Organisation der Ausstellung beigetragen haben und erinnerte, dass nach dem Tod des Vorsitzenden Volkmar Gabert 2003 die Seliger- Gemeinde vor dem Ende gestanden habe. Motiviert von ihrer Granddame, Olga Sippl, rafften sich die Mitglieder auf und begründeten in einer Zukunftswerkstatt einen Neuanfang – so entstand auch die nun gezeigte Ausstellung im Jahre 2005. Garscha skizzierte kurz die inhaltlichen Schwerpunkte der Ausstellung von der Gründung der DASP bis hin zur Seliger- Gemeinde heute. Er verschwieg nicht die Spannungen und das wechselhafte Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen bis zur praktizierten Aussöhnung und dem wachsenden Vertrauen im vereinten Europa.

 

Seliger-Ausstellung in Schierling/Eggmühl

Viel Prominenz bei der Ausstellungseröffnung in Eggmühl: u.a. Ortsvorsitzende Madlen Melzer (l.), stellv. Landrat Sepp Weitzer (6. v.li.), MdL Margit Wild und SPD-Fraktionsvorsitzender Markus Rinderspacher, MdL (Mitte) sowie Marktrat Armin Buchner (re.)(Foto: Robert Beck) SPD lobt das "Wunder der Integration" Eine Ausstellung der Seliger-Gemeinde erinnert im historischen Schloss Eggmühl an die Geschichte der sudetendeutschen Sozialdemokratie. Im Rahmen der diesjährigen Themenreihe des SPD-Arbeitskreises Labertal macht die Ausstellung „Die Sudetendeutschen Sozialdemokraten - Von der DSAP zur Seliger-Gemeinde“ Station im Markt Schierling. Bis Sonntag, 8. Juli ist diese täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr im Eingangsbereich des Seniorenheims Schloss Eggmühl zu sehen. Eröffnet wurde die Ausstellung am Montagabend vom Vorsitzenden der SPD - Landtagsfraktion, Markus Rinderspacher. In Bayern gab es nicht nur ein Wirtschaftswunder. Davon ist Markus Rinderspacher überzeugt. "In Bayern gab es auch das Wunder der Integration", verkündete der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion bei der Eröffnung der Ausstellung der Seliger-Gemeinde zur Geschichte der sudetendeutschen Sozialdemokratie im BRKAltenheim Schloss Eggmühl. Bayern, "ein durch Krieg ausgelaugtes Land", habe über zwei Millionen Vertriebene und Flüchtlinge mit Nahrung, Wohnung und Arbeit versorgt und ihnen schließlich eine neue Heimat gegeben, würdigte Rinderspacher diese "gewaltige Herausforderung an Politik und Gesellschaft". Heimleiter und Hausherr Bernhard Strazim brachte in seiner Begrüßung seine Freude darüber zum Ausdruck dass die Ausstellung in „seinem Hause“ Station macht, weiter stellte er den Gästen die Einrichtung vor. SPD-Ortsvereinsvorsitzende Madlen Melzer dankte im Gegenzug für die Aufnahme der Ausstellung im Schloss, nach ihren Worten sei es in Schierling nicht immer leicht geeignete Veranstaltungsorte zu finden, besonders dann wenn die SPD etwas ausrichte. Ihr besonderer Gruß galt neben den politischen Gästen MdL Markus Rinderpacher, MdL Margit Wild, Sepp Weitzer, Gerhard Kulig, Rainer Pasta, Ruth Müller und Gertrud Malz-Schwarzfischer auch dem BRK-Kreisgeschäftsführer Sepp Zenger. Sepp Weitzer betonte in seinem Grußwort die Aufbauleistung der Vertriebenen im Landkreis Regensburg. MdL Margit Wild sah in ihrem Grußwort die Seliger-Gemeinde als politische Gesinnungsgemeinschaft, die als Brückenbauerin zwischen den beiden Nationen große Anerkennung finde. Sie freute sich daher über die diesjährige Verleihung des Karlspreises durch die Sudetendeutsche Landsmannschaft an den sudetendeutschen Sozialdemokraten Max Mannheimer. Die SPD-Landtagsabgeordnete zitierte aus einem alten Parteibuch der sudetendeutschen Sozialdemokratie: "Die vierte Pflicht ist Treue und Bekenntnis. Bedenke, dass in Zeiten allgemeinen sozialistischen Aufschwungs wenig dazugehört, Mitglied der Partei zu sein, dass sich nur in Tagen schwerster Kämpfe deine Treue bewähren kann. Deine Treue und dein Bekenntnis sind ein großes sittliches Gut für dich und die Partei." Kommunalpolitik stark beeinflusst In seiner Eröffnungsrede hob MdL Markus Rinderspacher hervor, dass der in dieser Ausstellung im Mittelpunkt stehende Erfahrungsschatz der sudetendeutschen Arbeiterbewegung mithin nicht nur ein geschichtliches Vermächtnis der DSAP als sozialdemokratische Bruderpartei in der Tschechoslowakischen Republik zwischen den Weltkriegen, sondern auch ein Teil der eigenen Geschichte, sei. Die Ausstellung zeige auch auf, dass die sudetendeutsche Sozialdemokratie ein wichtiger Teil der Deutsch-tschechischen Geschichte ist und das dies eine Geschichte aufrichtiger Kämpfer für Demokratie und gegen Faschismus, für Völkerverständigung und gegen Nationalismus und Ignoranz war. Er befand dass es nötig ist diese Geschichte zu erzählen, handle es sich doch um eine Große auf die besonders die Freunde der Seliger-Gemeinde stolz sein könnten. „Sie muss erzählt werden, weil sie nicht in Vergessenheit geraten darf. Und sie ist keine Geschichte bloß fürs Geschichtsbuch, sie ist eine Geschichte die lebt und wirkt weil sie zeitlose und zeitgemäße Botschaften wie internationale Solidarität, Antimilitarismus, Antinationalismus, Selbstbestimmungsrecht der Völker, Demokratie und Freiheit, Recht auf Heimat, persönliche und politische Integrität, Gerechtigkeit und Europa, enthält“, so der Abgeordnete. Auch Bayern habe den Sudetendeutschen viel zu verdanken, betonte Rinderspacher. Auch der Wiederaufbau der SPD nach dem Krieg und ihre Leistungen in der Kommunalpolitik seien vielerorts ganz wesentlich vom Engagement der Vertriebenen beeinflusst worden. Die Ausstellung erzähle eine große Geschichte der sudetendeutschen Sozialdemokratie, auf die man stolz sein dürfe. Markus Rinderspacher schilderte in bewegenden Worten ihren Kampf um das Selbstbestimmungsrecht in der tschechoslowakischen Republik zwischen 1919 und 1938 und die Zeit der Verfolgung durch die Nazi-Diktatur. Über 30 000 sudetendeutsche Sozialdemokraten seien in die Konzentrationslager gekommen, Tausende dort ermordet und mehr als 5 000 ins Exil getrieben worden. Umso bitterer sei für sie nach 1945 der Verlust der geliebten Heimat gewesen. Der Fraktionsvorsitzende erinnerte an die großen Verdienste von sudetendeutschen Sozialdemokraten für Bayern, für die Integration der Vertriebenen und für die Einheit Europas in Frieden und Völkerverständigung. Zu ihnen zählten Wenzel Jaksch, Volkmar Gabert und Peter Glotz. Aber auch der sozialdemokratische Ministerpräsident Wilhelm Hoegner blieb nicht unerwähnt. Sein Flüchtlingsgesetz habe die Grundlage für die Integration von Millionen Menschen nach 1945 geschaffen. Er habe die sudetendeutschen Mitbürger zum vierten Stamm Bayerns ernannt. Markus Rinderspacher abschließend: "Die Sudetendeutschen haben immer gewusst, welche Bedeutung die Verständigung zwischen den Völkern hat." Der Ausstellung wünschte der Redner viele Besucher die daraus auch neue Erkenntnisse ziehen können. Karl Garscha, Bundesvorsitzender der Seliger-Gemeinde führte anschließend in die Ausstellung ein, sein Dank galt allen die zur Organisation der Ausstellung beigetragen haben. Der Redner erinnerte daran, dass nach dem Tod des Vorsitzenden Volkmar Gabert im Jahre 2003 die Seliger-Gemeinde vor dem Ende gestanden habe. Motiviert von Olga Sippl, “die trotz ihres hohen Alters immer noch ein Motor der Gemeinde ist“ gründete sich eine Zukunftswerkstatt mit der es wieder aufwärts ging. Im Zuge dieser Zukunftswerkstatt entstand im Jahre 2005 auch die nun gezeigte Ausstellung die auch schon in drei Städten Tschechiens zu sehen war. Karl Garscha skizzierte kurz die inhaltlichen Schwerpunkte der Ausstellung von der Gründung der DASP bis hin zur Seliger-Gemeinde heute und stand den Besuchern anschließend auch für Fragen zur Verfügung. SPD Ortsvereinsvorsitzende Madlen Melzer verwies auf den, die Ausstellung begleitenden, Themenabend der am Donnerstag, 05. Juli um 19:30 Uhr in der Cafeteria des Seniorenheims Eggmühl stattfindet. Dabei wird Bastian Vergnon - der seine Doktorarbeit zum Thema „Beziehung der bayerischen SPD und der sudetendeutschen Sozialdemokraten“ schreibt – mit der Befragung eines Zeitzeugen beleuchten, welchen Einfluss die Vertriebenen auf die Region genommen haben. Das Schlusswort hatte der Sprecher des SPD-Arbeitskreises Labertal, Rainer Pasta, er verwies darauf dass in den Vorträgen zum Thema oftmals die Rede war vom „Brücken bauen“ genau das sei dem Arbeitskreis mit den Ortsvereinen aus Niederbayern und der Oberpfalz gelungen, vielleicht ließe sich dieses bald auch nach München schaffen. Die Tatsache dass man die Ausstellung ins Labertal holte bewertete er als „rundum gelungene Sache“. Rede von Markus Rinderspacher Die Ausstellung "Sudetendeutsche Sozialdemokratie" ist bis zum 10. Juli im Schloss Eggmühl zu Gast und wandert dann am 11. Juli nach Regensburg ins Evangelische Bildungswerk.

Ausstellungseröffnung in Regensburg

Ausstellungseröffnung "Sozialdemokratische Sozialdemokraten" mit Vortrag von Bastian Vergnon (Mitte) im Evangelischen Bildungswerk, Regensburg. Mit dabei der Bundesvorsitzende der Seligergemeinde Dr. Helmut Eikam (3.v.l.), Karl Garscha (Seligergemeinde) 2.v.li, SPD-Stadträtin Gerturd Maltz-Schwarzfischer (3.v.re.), Harald Zintl (FES) 2.v.re.) und EBW-Geschäftsführer Carsten Lenk (re) „Von der DSAP zur Seliger-Gemeinde“ geht in die letzte Etappe Ausstellungseröffnung im Alumneum, EBW-Bonhoeffer-Saal mit dem Bundesvorsitzenden der Seligergemeinde, Dr. Helmut Eikam Nach rund drei Monaten geht die Wanderausstellung „Von der DSAP zur Seliger-Gemeinde – Sudetendeutsche Sozialdemokraten“ in die letzte Etappe. Mit dem Evangelischen Bildungswerk hat der AK Labertal und die Regensburger SPD einen passendes und würdigen Ausstellungsort gefunden. Der Bundesvorsitzenden der Seliger-Gemeinde, Dr. Helmut Eikam, SPD-Bürgermeister Joachim Wolbergs und Dr. Carsten Lenk, Geschäftsführer des EBW eröffneten die Ausstellung, nachdem Bastian Vergnon, M.A. in seinem Vortrag “Die sudetendeutschen Sozialdemokraten und ihre Bedeutung für Bayern im Widerstand und nach 1945″ beleuchtete. Die Ausstellung ist vom 11. bis 23. Juli 2012 im Evangelischen Bildungswerk, Am Ölberg 2 zu sehen. Auf die Geschichte der sudetendeutschen Sozialdemokratie gingen Dr. Eikam in seiner Ansprache und Karl Garscha bei der Einführung in die Ausstellung ein. Die Seliger-Gemeinde sehe sich als Rechtsnachfolgerin der Deutschen Sozialdemokratische Arbeiterpartei (DSAP), so der Bundesvorsitzende. Diese sei die größte Partei des Landes im 1919 gegründeten Vielvölkerstaat Tschechoslowakei gewesen, erinnerte er. Nach anfänglichen großen Erfolgen sei die Partei mit ihrer staatsloyalen Art im Zuge nationalistischer Bestrebungen „unter die Räder der Henlein-Partei gekommen“. Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten wurden viele Mitglieder verfolgt oder flüchteten in das Exil. „Die Sozialdemokraten hatten für ihren antinazistischen Kampf einen hohen Preis zu zahlen“, so Eikam. Denn nach dem Krieg erging es ihnen wie den anderen Sudetendeutschen. Sie wurden mit Gewalt aus ihrer Heimat vertrieben und niemand interessierte die einst loyale Haltung zur Tschechoslowakei. Erst das Potsdamer Abkommen ermöglichte sogenannte antifaschistische Züge, die eine etwas geordnetere Umsiedlung zumindest für die ehemaligen Sozialdemokraten ermöglichten – oftmals aber entstand daraus eine schwere Bürde für deren Neuanfang, fühlten sich die „anderen Sudetendeutschen“ doch sehr provoziert. „Heimat ist ein spezifisch deutsches Wort“, so Bastian Vergon zu Beginn seines Vortrages “Die sudetendeutschen Sozialdemokraten und ihre Bedeutung für Bayern im Widerstand und nach 1945″. „Heimat beinhaltet die soziale Fürsorge der Gesellschaft und den territorialen Anspruch – beides hatten die Sudetendeutschen Sozialdemokraten, und alle anderen Vertriebenen nach dem Krieg verloren“, so Vergon weiter. “Für viele bot die Arbeiterbewegung bzw. die Sozialdemokratie in Bayern eine neue politische Heimat“. Die SPD konnte sich nach ihrer Gründung in den 1860er Jahren vor allem in Bayern – schon in der Kaiserzeit wurden (Sozialisten)Gesetze in Bayern besonders liberal ausgelegt – etablieren. Insbesondere die industriellen Zentren wie München und Nürnberg waren bis zum Ende der Weimarer Republik sozialdemokratisch geprägt. Demgegenüber stand die faktische Nichtexistenz auf dem flachen Land. Bastian Vergon überschrieb dieses Kapitel seines Vortrages mit „Die SPD als „Partei ohne Land im landwirtschaftlich geprägten Bayern“. Die sudetendeutsche Sozialdemokratie hingegen beschrieb er als „Partei ohne Volk“, nach dem die altösterreichische Sozialdemokratie in den hochindustrialisierten Sudetenländern nach Abspaltung der tschechischen Sozialdemokratie 1911 und dem Wahldebakel 1935 – die überwältigende Mehrheit der Sudetendeutschen schlossen sich den Nationalsozialisten an – an Substanz verlor. „Seit 1929 in der Regierung in Prag sitzend, waren die Sozialdemokraten federführend im Kampf gegen die Nationalsozialisten, pflegten die gemeinsamen Wurzeln, unterstützten trotz Wirtschaftskrise den Widerstand im Reich und halfen den GenossInnen im Exil – wurden aber zwischen nationalen und sozialen Zielen zerrieben“, so der Festredner zur Rolle der sudetendeutschen Sozialdemokraten während des Krieges. Über die Kontakte im Exil, hier vor allem die „Kleine Internationale in Schweden“, kam es auch zur Zusammenarbeit des sudetendeutschen Sozialdemokraten Ernst Paul mit dem im Widerstand aktiven Willy Brandt. Die Vertreibung war für alle Betroffenen eine Katastrophe – besonders aber für jene, die im Kampf gegen Hitler Freiheit und Leben riskiert hatten - die sudetendeutschen Sozialdemokraten sollten als Antifaschisten eigentlich von Vertreibung ausgenommen sein. Nach dem es bei den wilden Vertreibungen keine Unterscheidung gab, konnten die sudetendeutschen Sozialdemokraten in der „Aktion Ullmann“ aber eine separate Aussiedlungsaktion mit eigener Organisation mit Zentrale in Prag, eigener Logistik und Transporten durchsetzen. Der Aufbau einer Zentrale in München unter Mitwirkung der bayerischen SPD sorgte für die geordnete Aufteilung auf die amerikanische Zone und zur geschlossenen Unterbringung der sogenannten Ullmann-Transporte. Beim Versuch die eigenen Leute in Ministerien und Organisationen unterzubringen mussten die Sozialdemokraten aber schnell feststellen, dass die nationalsozialistischen Seilschaften auch nach Kriegsende bestens funktionierten. „Unsere politische Heimat konnte man uns nicht nehmen“ – unter diesem Motto gelang die Integration der sudetendeutschen Sozialdemokraten in die bayerische SPD. Der schnelle Wiederaufbau der SPD glückte über das Zusammenspiel der alten Funktionäre aus der Weimarer Zeit mit den Funktionären aus dem Exil, den Vorbereitungen der Sudetendeutschen Sozialdemokraten während des Krieges und der Organisation Ullmann mit regelmäßigen Konferenzen und der Zeitung Die Brücke. Mit Richard Reitzner wurde ein sudetendeutscher Sozialdemokrat 1948/1949 stellvertretender Landesvorsitzender der BayernSPD und Flüchtlingssprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Auf landespolitischer Ebene wurde Volkmar Gabert zur dominierenden Figur. Gefördert durch Wilhelm Hoegner und Waldemar von Knoeringen wurde er in den 1960er Jahren Landes- und Landtagsfraktionsvorsitzender - die SPD erreichte unter ihm mit 35% ihre besten Ergebnisse bei Landtagswahlen in Bayern. Zwischen 1950 und 1970 gab es immer mehr als zehn Landtagsabgeordnete mit sudetendeutschem Hintergrund, wobei die Schwerpunkte in Mittelfranken, Oberbayern und Schwaben lagen - in und im Umfeld der Industriestandorte und größeren Städte auch in Niederbayern/Oberpfalz. Besonders auf kommunalpolitischer Ebene belebten die sudetendeutschen Sozialdemokraten die SPD in Bayern. Der Mitgliederaufschwung und zahlreiche Neugründungen von Ortsvereinen durch Sudetendeutsche auf dem flachen Land brachte einen deutlichen Aufschwung – auch in unserer Region. Es folgte aber der unvermeidbare Niedergang mit dem Wegzug der Sudetendeutschen in die Industrieregionen und die größeren Städte. Hervorzuheben sind die Sudetendeutschen Hans-Jochen in München, Hans Breuer und Willi Reiland als Oberbürgermeister in Augsburg und Aschaffenburg. Die Vertriebenengemeinden wurden zu Hochburgen der bayerischen SPD. Eine starke Rolle spielten dabei die Ortsgruppen der Seliger-Gemeinde mit größeren Gruppen in Regensburg und München, aber auch in Passau, Landshut und Straubing. Sie alle waren stark mit der lokalen SPD verbunden, so dass Bastian Vergnon während seiner Arbeit „Sudetendeutschen in allen Ritzen der bayerischen SPD“ ausmachen konnte. Einbruch ab 1970 Der bundespolitische Einfluss schwindet nach dem Tod von Richard Reitzner 1962. Es gab zwar zwei weitere Bundestagsabgeordnete mit sudetendeutschem Hintergrund (Fritz Böhm, Rudolf Müller), aber keine ausgewiesenen Flüchtlingspolitiker mehr. Einen direkten Bruch zwischen bayerischer SPD und sudetendeutschen Sozialdemokraten konnte Vergon bei seinen Recherchen nicht erkennen. Aber die Umbrüche in den 1970er Jahren nicht ohne Folgen. 1970 waren im Landtag nur noch drei und 1974 nur noch zwei Landtagsabgeordnete mit sudetendeutschem Hintergrund vertreten. Die Distanzierung der SPD von Flüchtlingsverbänden und dem einsetzenden Ruck der CSU hin zu den Vertriebenenverbänden als Folge der neuen Ostpolitik durch Willy Brandt sind signifikant. Die sudetendeutschen Sozialdemokraten lehnten die neue Ostpolitik nicht grundsätzlich ab, fühlten sich aber als Betroffene übergangen. Der Generationen- und Ideologiewechsel durch die 68er Generation, begleitet von der Tatsache, dass viele bekannte Funktionäre in politischer Rente oder gestorben waren, tat sein Übriges. Hinzu kam, dass viele Ortsgruppen der Seliger-Gemeinde ausstarben, lokal gab es aber nach wie vor starke Verbindungen zur SPD. Die Sudetendeutschen Sozialdemokraten waren jedoch kein Faktor mehr in der bayerischen SPD. Im Rahmen der Ausstellung findet am Donnerstag, 19. Juli, um 20:00 Uhr im Bonhoeffer-Saal des EBW ein Vortrag des BR-Journalisten Thomas Muggenthaler über das ostbayerische und sudetendeutsche Netzwerk des Widerstandes gegen die Nazi-Diktatur statt. Das Thema: “Diesseits und jenseits der bayerisch-böhmischen Grenze – SPD im Kampf für die Freiheit gegen Hitler. Mit Interviewpassagen von Altbürgermeister Hans Weber, Franz und Josef Mörtl sowie Helene Joringer.”

 

Mit dem Leben für die Freiheit eingestanden

Themenabend zur Seliger-Ausstellung "Sudetendeutsche Sozialdemokraten im EBW in Regensburg. Thomas Muggenthaler präsentierte Hördokumente von Zeitzeugen aus Regensburg und Straubing zum organisierten Widerstand im Grenzgebiet. Mit dabei: v.l. SPD-BGM Joachim Wolbergs, AK-Sprecher Rainer Pasta, Journalist Thomas Muggenthaler, SPD-Stadträtin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, OV-Vorsitzende Madlen Melzer und Marktrat Armin Buchner (beide Schierling) „Was sollten wir tun, die Alten waren alle verhaftet, da mussten eben wir Jungen ran!“ Thomas Muggenthaler präsentierte wertvolle Tondokumente zu Franz und Josef Mörtl, Hans Weber sowie Helene Joringer Im Rahmen der Ausstellung fand im Bonhoeffer-Saal des EBW ein Vortrag des BR-Journalisten Thomas Muggenthaler über das ostbayerische und sudetendeutsche Netzwerk des Widerstandes gegen die Nazi-Diktatur statt. Zum Thema “Diesseits und jenseits der bayerisch-böhmischen Grenze – SPD im Kampf für die Freiheit gegen Hitler“ präsentierte Muggenthaler („Verbrechen Liebe“) Interviewpassagen von Altbürgermeister Hans Weber (RGRBG), Franz und Josef Mörtl (RGBG/Weiden) sowie Helene Joringer (Straubing). Muggenthaler, bekannt für seine Reportagen und Recherchen zum Nationalsozialismus in Ostbayern, berichtete über ein wichtiges Kapitel der 120-jährigen Geschichte der BayernSPD, nämlich über den Widerstand gegen die Nazi-Diktatur in Niederbayern und der Oberpfalz. „Der Journalist Thomas Muggenthaler dokumentiert mit seinen Arbeiten Themen, die darlegen, was Menschen unter den Nazis angetan wurde“, so SPD-Stadträtin Gertrud Maltz-Schwarzfischer in ihrer Begrüßung. Muggenthaler habe in seinen Publikationen und Hörfunksendungen Zeitzeugen zu Wort kommen lassen und ist dafür um die halbe Welt gereist. „Heute geht es in Verknüpfung mit der Seliger- Ausstellung um die Widerstandstätigkeit in unserer Region. Neben der Unterstützung des Widerstandes durch Information der Bevölkerung boten die sudetendeutschen Genossen Hilfe für die Flüchtlinge aus Bayern und dem Reich. Bereits im Frühling 1934 gelang es der Gestapo, in den Widerstandszirkel einzubrechen. Bayernweit wurden mehr als 150 Personen verhaftet. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und dem Verbot der SPD 1933 kamen zahlreiche Funktionäre in "Schutzhaft", die Reichstagsabgeordnete Toni Pfülf wählte aus Enttäuschung über das Scheitern ihrer Partei den Freitod. Andere konnten emigrieren und bildeten die Sopade (Sozialdemokratische Partei Deutschlands), den Exilvorstand der SPD in Prag. Teile der Exil-SPD hatten sich frühzeitig auf den Widerstand gegen den Faschismus eingestellt. Aufgrund ihrer finanziellen Unabhängigkeit waren sie in der Lage, eigene Grenzsekretariate zu unterhalten, um den Transport illegalen Materials zu erleichtern und Kuriere von und nach Deutschland zu unterstützen. In der Folge versuchte der Exilvorstand der SPD, seine Anhängerschaft in der Heimat durch eine Flut antinazistischer Flugschriften und Propagandabroschüren politisch weiterhin zu beeinflussen – andererseits aber auch über die „Deutschlandberichte“ die Weltöffentlichkeit über die Geschehnisse in Deutschland zu informieren. In Karlsbad erschien die erste Nummer der sozialdemokratischen Wochenzeitung 'Neuer Vorwärts'. Unmengen raffiniert getarnter, in Kleinstformat und auf Dünndruckpapier gedruckter Zeitungen, Flugblätter und Broschüren gelangten über Kuriere in den folgenden Monaten und Jahren ins Reich. Die Verteilung der Zeitung an „zuverlässige“ oder „vertrauenswürdige“ Genossen diente vor allem der Bewahrung und Vereinheitlichung sozialdemokratischer Positionen. Ein weiterer Aspekt des Widerstands war die Betreuung der sozialdemokratischen Emigranten aus dem Deutschen Reich. Die grenznahen Büros der DSAP fungierten dabei als erste Anlaufstelle. Regensburg war wegen seiner geographischen Lage zu einem wichtigen Verteilungsknoten für die größeren Städte wie Nürnberg und München geworden. Der Arbeiter Georg Peter, Mitglied der Regensburger SAJ nahm Verbindung zur Sopade, dem Exil-Vorstand der SPD in Prag, auf. Wenige Tage nach dem Erscheinen des "Neuen Vorwärts", der SPD-Exilzeitung am 18.6.1933, brachte Peter ein Paket über die grüne Grenze nach Regensburg. Ansprechpartner dort war Hans Weber. Dieser leitete in den nächsten vier Monaten die Gruppe, hielt Verbindung mit der Parteileitung in Prag und organisierte die Verbreitung der eingeschmuggelten Schriften in Südbayern. Die vielen Reisen von Regensburg nach Schwandorf, Amberg, Weiden, Landshut, Straubing, München und einige Male auch über die Grenze in die CSR unternahm Weber teils per Fahrrad, teils mit dem Motorrad von Alfons Bayerer, im Winter teils als Skitourist. Das war im Grunde richtig und notwendig für Deutschland Franz Mörtl sei selbst in Regensburg noch nicht entsprechend gewürdigt, so Muggenthaler zu seinem ersten Interview-Partner. Der aus Weiden stammende spätere Regensburger Stadtkämmerer unterstützte die Widerstandsgruppe zusammen mit seinem Bruder Sepp (der als späterer Weidener Polizeichef mehr Aufmerksamkeit erlangte). Die Familie Mörtl war in Weiden eine politische Institution und der Vater SPD-Stadtrat vor der Machtergreifung. Die Brüder erlebten wie viele andere junge Genossinnen und Genossen die Gleichschaltung und sofortige Verhaftung u.a. der etablierten Sozialdemokraten – meist aus den eigenen Familien. Dies und das Ziel den Krieg zu verhindern brachte sie dazu den Widerstand zu unterstützen. Bereits im Frühling 1934 gelang es der Gestapo, in den Widerstandszirkel einzubrechen. Bayernweit wurden mehr als 171 Personen verhaftet, 45 wurde der Prozess wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt und z.T. schwer bestraft. Nach den verbüßten 2,5 Jahren Zuchthausstrafe (in Straubing) wartete nicht die Freiheit sondern die Einweisung in das KZ Dachau. Die beiden Söhne überlebten den KZ-Aufenthalt, der Vater ebenfalls wieder verhaftet und interniert starb am 19.4.35 in Dachau. Im eingespielten Interview berichteten die Brüder erstmals über Ihre Erlebnisse und die Schreckensjahre in Dachau. 1939 aus dem KZ entlassen erwartete die Brüder Mörtl die Wehrmacht. Als ehemalige Sträflinge kamen sie in die Bewährungseinheit 999 und direkt an die Front. Für Franz endete der Afrikafeldzug 1943 in amerikanischer Gefangenschaft endete. Doch selbst im Gefangenenlager in USA mussten die bekennenden Sozialdemokraten unter den Übergriffen der immer noch siegessicheren Nazis leiden. Doch die Amerikaner erkannten in ihnen loyale Demokraten, die sie für den Wiederaufbau, vor allem für die Verwaltung gebrauchen konnten. Josef Mörtl kam nach Griechenland, desertierte und schloss sich den Partisanen an. Seine politische Arbeit versuchte er so weit wie möglich weiterzuführen und kam mit den Befreiern nach Wien. Für beide war es wichtig in der Kommunalpolitik aktiv zu bleiben. Die Beschaffung von Essen und Wohnraum waren die zentralen Aufgaben der Nachkriegsmonate, ebenso der Aufbau eigener Sicherheitsorgane – so fanden beide in Weiden, Franz später in Regensburg ihre Aufgabe. Gefragt ob sich der Widerstand, den die Familie Mörtl doch teuer bezahlte, gelohnt hatte antworteten sie beide: Das war im Grunde richtig und notwendig für Deutschland – die Art und Weise vielleicht nicht immer! Doch unsere Überzeugung ließen wir uns nicht nehmen Von den Regensburgern wurde im Mai 1934 auch Karoline und Alfons Bayerer, Hans Weber sowie seine spätere Ehefrau Martha, geborene Bayerer, ebenso wie ihre Mutter Lina Bayerer verhaftet und fast zehn Monate in Untersuchungshaft festgehalten. Im Februar 1935 wurde Hans Weber zusammen mit seinem späteren Schwiegervater, Alfons Bayerer, einem vormaligen Parteisekretär und Landtagsabgeordneten, wegen Hochverrats verurteilt. Alfons Bayerer wurde in der Haft so gequält, dass er an den Folgen der Haft starb. Das Urteil für Hans Weber lautete auf vier Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverlust. Er verbüßte die Strafe in den Zuchthäusern Straubing und Amberg, dann als „Moorsoldat“ im Emslandlager Aschendorfermoor. Anschließend wurde er in Schutzhaft genommen und verbrachte weitere drei Monate im Gefängnis. Im Mai 1939 wurde er entlassen, blieb allerdings unter Polizeiaufsicht. Zunächst für wehrunwürdig erklärt, wurde er 1942 in die Strafdivision 999 eingezogen und nach Nordafrika verbracht. Mit der Kapitulation des Afrika-Korps im Mai 1943 geriet Weber in französische Kriegsgefangenschaft. „Fast zehn Jahre haben mir die Nazis gestohlen“, so Weber im ausführlichen Interview mit Thomas Muggenthaler. „Doch unsere Überzeugung ließen wir uns nicht nehmen. Wir waren gegen die Diktatur und wir wussten Hitler bedeutet Krieg!“ Auch Hans Weber stammte aus einer sozialdemokratischen Familie und noch in der Gefangenschaft begann er wieder mit der politischen Arbeit. Auch Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft engagierte er sich sofort wieder politisch. Er wurde persönlicher Sekretär von Karl Esser, dem führenden Kopf der Ostbayerischen SPD und späteren Herausgeber der „Mittelbayerischen Zeitung“. Weber, später selbst Bürgermeister und SPD-Vorsitzender in Regensburg, beklagte, dass die Widerstandskämpfer gegen die Nazis noch bis in die 70er als „Vaterlandsverräter“ gebrandmarkt waren. Die große Politik wäre nicht das meine gewesen In Straubing gelang es im September 1933 dem Regensburger Sozialdemokraten Weber, Josef Joringer jun. als Vertrauensmann für Straubing zu gewinnen. Joringer erhielt verbotene Literatur in der Zeit von Sept. 33 bis April 34 teils von Weber überbracht, teils holte er sie selbst in Regensburg bei Weber und der dortigen Abholstelle Bayerer - wohl versteckt unter dem Sattel im Fahrradrahmen; bei den Fahrten nach Regensburg begleitete und unterstützte ihn seine Braut, Helene Lettner (später verheiratete Joringer), die in alles eingeweiht war. Auch der Vater des Joringer jun., Josef Joringer sen., verteilte einzelne Zeitungen. Weitere Beteiligt war auch Wilhelmine Laumer, die Frau des mehrmals inhaftierten SPD-Landtagsabgeordneten Josef Laumer und andere. Bei einem Interview 1995 erzählte Helene Joringer dem Journalisten Muggenthaler ihre Geschichte. „Die große Politik wäre nicht das meine gewesen“, so die mit 16 in die SPD eingetretene Joringer. Auch sie familiär vorbelastet – der Vater war Ortsvorstand, die Mutter in der AWO aktiv – erlebte die Geschehnisse nach 1933 persönlich mit. Sie erzählte von der Verhaftung des Vaters, der Verfolgung der Straubinger Juden und den vielen Hausdurchsuchungen. Sie berichtete von den Aktionen im Widerstand und faszinierte die Zuhörer noch heute durch ihre mitreißende Art. Auch die Straubinger Gruppe wurde durch die Aufdeckung getroffen. Josef Joringer sen. wurde zu 1 Jahr 7 Monaten Gefängnis, Josef Joringer jun. zu 2 Jahren verurteilt und anschließend bis Mai 1939 im KZ Dachau inhaftiert. Auch Helene Joringer erzählte von den Gräueln, die ihr Mann im KZ erlebt hatte.Die Frauen wurden nach der Untersuchungshaft freigelassen. Laumer wurde wegen Besitzes von verbotenen Schriften – die ihm die Gestapo untergeschoben hatte – zu weiteren 4 Jahren Gefängnis verurteilt. Nach 1939 verließ Helene Joringer mit ihrem Mann auf Anordnung Straubing und zog nach Frankfurt. Doch auch hier fand die Familie keine Ruhe. Auf Montage in Polen erkannte ein Polizist Joringer und auch er wurde zur 999er eingezogen wo er am 20.10.43 in Russland fiel. Erst nach dem Krieg kehrte Sie mit ihrem Sohn nach Straubing zurück und engagierte sich weiter in der SPD und der AWO. Alle drei Zeitzeugen hatten die Möglichkeit der Verfolgung der Nazis durch Flucht nach Tschechien zu entkommen. Alle drei berichteten auf diese Option angesprochen, dass es für sie nicht in Frage kam. Neben den Folgen für die Familien durch die angewandte Sippenhaft waren sie es ihrer Überzeugung schuldig, so die eindeutigen Aussagen. Auf ihr jugendliches Alter angesprochen, meinte Helene Joringer: „Was sollten wir tun, die Alten waren alle verhaftet, da mussten eben wir Jungen ran!“

 

2014: Die Seliger Ausstellung ist zurück im Labertal

Widerstand-Verfolgung-Vertreibung-Integration

Im Benediktinerkloster Rohr ist bis zum 24. August die Ausstellung zur Geschichte der Seliger-Gemeinde zu sehen.

Die Ausstellung dokumentiert auf 40 Tafeln die Geschichte der im Jahre 1919 von Josef Seliger gegründeten Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (DSAP) und der, unter dem NS-Regime daraus erwachsenen, „Treuegemeinschaft sudetendeutscher Sozialdemokraten im Exil”, bis hin zur Entstehung der Seliger-Gemeinde im Jahre 1951, die die Nachfolge der Treuegemeinschaft antrat. Tausende Sozialdemokraten mussten unter der Naziherrschaft ins Exil fliehen oder wurden im KZ ermordet. Angesichts bisweilen undifferenzierter öffentlicher Diskussionen der Themen Widerstand, Flucht und Vertreibung ist die Erinnerung an Sie auch heute, 69 Jahre nach Kriegsende, wertvoll und wichtig.

Nach dem Krieg wurde die „Deutsche Sozialistische Arbeiterpartei“ (DSAP) im Westen als „Seliger-Gemeinde“ wiedergegründet, eine Reminiszenz an den Gründer der DSAP, Josef Seliger. Die Seliger-Gemeinde Bayern gibt es immer noch: Heute befasst sie sich mit der Dokumentation ihrer Geschichte. Nach Straubing, Geiselhöring, Rottenburg , Mallersdorf, Eggmühl und Regensburg im Sommer 2102 wird die Ausstellung nun auch im Kloster Rohr vom 12. bis zum 24. August gezeigt.

Die Ausstellung eröffnete Frater Franziskus Neuhausen und begrüßte dazu viele Honoratioren aus der Politik – unter ihnen Rita Hagl Kehl, MdB, und Johanna Werner Muggendorfer, MdL, sowie Karl Garscha vom Bundesvorstand der Seliger-Gemeinde und Peter Hübl, Kreisobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Kreisvorsitzender des BDV.

Landrat Dr. Hubert Faltermeier freute sich, dass die Ausstellung in Rohr gezeigt wird, die Beweis einer großartigen Integrationsleistung der Bundesrepublik Deutschland sei. Bundestagsabgeordnete und Mitglied des Sudetendeutschen Rates, Rita Hagl-Kehl, sowie Landtagsabgeordnete Johanna Werner-Muggendorfer spannten den Bogen von der Seligen-Gemeinde zum Heute und was es heißt, seine Heimat zu verlieren. Sie appellierten, für Asylsuchende mehr Verständnis aufzubringen und sie gut zu integrieren. Hagl-Kehl: „Unsere Wirtschaft braucht Nachwuchs.“ Europa müsse hier zusammenarbeiten. Man müsse die Geschichte sehen, um Gegenwart und Zukunft besser verstehen zu können.

Altbürgermeister Karl Gorbunov und stellvertretende Bürgermeisterin Birgit Steinsdorfer begrüßten, dass die Schau der Öffentlichkeit zugänglich ist. Gorbunov erinnerte an das Auffanglager in Langquaid, wo auch seine Familie angekommen war und in Rohr eine neue Heimat fand. Flüchtlinge und Heimatvertriebene wurden nicht immer freundlich empfangen. Onkel und Tanten waren in ganz Deutschland verteilt, aber einem Onkel, der Ingenieur war, hatte man die Ausreise verboten, da der Osten Fachkräfte behalten wollte.

 „Die Abtei zum heiligen Wenzel zu Braunau in Rohr – Brücken bauen zwischen alter und neuer Heimat.“

Frater Franz ließ in seiner Laudatio „Wer sind wir Benediktiner?“ die Geschichte der Mönche Revue passieren.

Im kommenden Jahr 2015 jährt sich zum 70. Mal der Beginn der Vertreibung der Sudetendeutschen aus ihrer tschechischen und slowakischen Heimat. Betroffen waren auch die Mönche des Benediktinerordens des Kloster Braunau, die im Jahr 1946 in Rohr eine neue Heimat gefunden haben. Das Kloster Rohr ist seit dieser Zeit nicht nur ein Zentrum der sudetendeutschen Kulturpflege und Tradition, sondern verstand und versteht sich immer auch Pfeiler der Brücke zwischen der neuen und der alten Heimat, der Versöhnung und der gemeinsamen Zukunft in Europa verpflichtet.

Karl Garscha, vom Bundesverband der Seliger-Gemeinde führte anschließend in die Ausstellung ein. Er dankte allen, die zur Organisation der Ausstellung beigetragen haben und erinnerte, dass nach dem Tod des Vorsitzenden Volkmar Gabert 2003 die Seliger-Gemeinde vor dem Ende gestanden habe. Motiviert von ihrer Granddame, Olga Sippl, rafften sich die Mitglieder auf und begründeten in einer Zukunftswerkstatt einen Neuanfang – so entstand auch die nun gezeigte Ausstellung im Jahre 2005. Garscha skizzierte kurz die inhaltlichen Schwerpunkte der Ausstellung von der Gründung der DASP bis hin zur Seliger-Gemeinde heute. Er verschwieg nicht die Spannungen und das wechselhafte Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen bis zur praktizierten Aussöhnung und dem wachsenden Vertrauen im vereinten Europa. Garscha erinnerte an Widerstand und der Verfolgung von rund 28.000 Sudetendeutschen aufgrund ihrer politischen Gesinnung. In diesem Zusammenhang erzählte Garscha von den Erlebnissen der nach Kanada ausgewanderten Sudetendeutschen. Mussten sie zuerst 1500$ pro Person aufbringen um über London nach Kanada zu emigrieren, wo sie als Arbeiter bei den Eisenbahngesellschaften Pionierarbeit im „Wilden Westen“ Kanadas leisten mussten. Garscha ließ aber auch aufblitzen, dass die Vertriebenen nicht immer mit offenen Armen in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen empfangen wurden. Die Probleme bei der Familienzusammenführung und die dringende Beschaffung von ausreichend Wohnraum begleiteten die Wiederaufbauarbeiten und waren der Grund dafür, dass sich die sudetendeutschen Sozialdemokraten erst 1951 wieder organisierten – „die Nöte der Menschen zu lindern, war einfach viel wichtiger!“.

Besuch der Ausstellung täglich, auch Sa u. So, von 9:00 Uhr bis 18:00 Uhr.              

 

Genossen die Führung durch die Rohrer Klosterkirche vor dem offiziellen Termin durch Frater Franz (3.v.li): Die Landtagsabgeordneten Johanna Werner-Muggendorfer und Franz Maget (Mitte), Ingrid Roithmeier (2.v.re), Martin Auer, (re) und Karl Garscha (li)

 

Kirche und SPD - mehr Gemeinsamkeiten als man denkt

Franz Maget stellt Schriftensammlung im Kloster Rohr vor – Christen besonders herzlich willkommen

Im Rahmen der Ausstellung der Seliger-Gemeinde zur Geschichte der Sozialdemokratie im Sudetenland luden der SPD-Ortsverein Rohr und der Arbeitskreis Labertal zu einer Buchvorstellung in die Aula des Klosters ein. Der ehemalige Vizepräsident des Bayerischen Landtages und Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion,  Franz Maget, stellte sein zum Katholikentag in Regensburg erschienenes Buch „Kirche und SPD. Von Gegnerschaft zu Gemeinsamkeiten.“ vor und signiert im Anschluss die Bücher.

Die Mitglieder des Ortsvereins mussten noch Stühle in die Aula bringen, um der große Schar an Besuchern einen Sitzplatz bieten zu können. Umso mehr freute es Vorsitzenden Georg Riedl Johanna Werner-Muggendorfer, MdL, und die beiden Vertreter der Seliger Gemeinde, Karl Garscha und Gustl Roth-Sippl, die extra aus Rosenheim angereist waren, begrüßen zu können. Auch Prior Frater Franz Neuhausen freute sich über den regen Besuch und überreichte Franz Maget ein Buch zur Geschichte der Benediktiner in Rohr.

„Der pensionierte Politiker“ Franz Maget, ehemals Vizepräsident des Bayerischen Landtages und Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, genießt, nach eigenen Worten, „nur noch das zu tun, was man gerne macht!“ So beschäftigt er sich nun auch mit Projekten, die er schon lange angehen wollte, dazu aber nie die Zeit hatte. So habe er schon lange über „SPD und Kirche“ nachgedacht und nun endlich seine Erkenntnisse zusammengefasst. „Mitgewirkt haben an diesem Sammelband eine Vielzahl herausragender Repräsentanten von Kirchen und Sozialdemokratie. Zu den Autoren gehören unter anderen Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof Ludwig Schick, der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, die ehemalige Bischöfin Margot Käßmann, Andrea Nahles, Hans-Jochen Vogel, Wolfgang Thierse und Dr. Albert Schmid, der Vorsitzende des Landeskomitees der Deutschen Katholiken in Bayern“, so Maget. In ihren Beiträgen befassten sich die Autoren aus SPD und Kirche mit wichtigen Fragen der Zeit, unter ihnen der Kampf gegen Armut und Ausgrenzung, um Frieden, Umwelt, internationale Solidarität und soziale Gerechtigkeit - behandeln aber auch aktuell brisante Themen. Geld und Macht der Kirchen stehen ebenso im Fokus wie das kirchliche Arbeitsrecht. Dazu habe er persönlich ein Vorwort geschrieben“, stellte Maget den Inhalt des Buches vor.

Dieses, ebenso wie Magets Ausführungen an diesem Abend befassen sich mit den gegenseitigen Beziehungen der Kirchen und der SPD. Auch nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Politikgeschäft bekleidet der „Unruheständler“ zahlreiche Ehrenämter im sozialen, sportlichen und wissenschaftlichen Bereich, so als Mitglied im Allgemeinen Rat der Katholischen Akademie Bayern, als Lehrbeauftragter der Katholischen Stiftungsfachhochschule München und als Vorsitzender des Forums Kirche und SPD – er weiß also worüber er redet. „Noch bis weit ins 20. Jahrhundert waren die Beziehungen zwischen Kirchen und Sozialdemokratie von scharfer Gegnerschaft geprägt“,  so Maget, der anschließend  eindrucksvoll diesen Wandel schilderte.

Maget erinnerte daran, dass schon immer Sozialdemokraten auch bekennende Christen waren, was sich ja nicht ausschließe. So nannte er den Gründer der Bayerischen SPD, Georg von Vollmer, der 1890 die SPD nach der Aufhebung der Sozialistengesetze – die u.a. 12 Jahre lang das Verbot der Sozialdemokratie beinhalteten – in Bayern gründete. „Vollmer war in seiner Jugend ein leidenschaftlicher Anhänger des Papsttums“, so Maget. Das ging so weit, dass er in den 1860ern der päpstlichen Garde beitrat um den Vatikanstaat zu verteidigen, der bei der Gründung Italiens stark in Bedrängnis geriet. „Doch nach 2 Jahren war die Begeisterung vorbei“, schloss Maget diesen Exkurs in die Geschichte. „Ich habe Rom gesehen und den Glauben verloren“, soll Vollmer gesagt haben als er nach Bayern zurückkehrte und dann die SPD gründete, berichtete Franz Maget.

Auch heute seien viele bekennende Christen Mitglieder der Sozialdemokratie, so auch der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm  (seine Mitgliedschaft ruht seines Amtes wegen) oder  wie auch Dr. Albert Schmid, der Vorsitzende des Landeskomitees der Deutschen Katholiken in Bayern, sowie wie Hans-Jochen Vogel oder Wolfgang Thierse. Selbst eine Reihe sozialdemokratischer Minister der aktuellen Bundesregierung seien bekennende Christen: Frank- Walter Steinmeier (Außenminister), Heiko Maas (Justizminister), Andrea Nahles (Arbeitsministerin) oder Barbara Hendricks (Umweltministerin).

Franz Maget reduziert dabei die Gemeinsamkeiten zwischen den Kirchen und der SPD nicht nur auf die Katholische Soziallehre und die Christliche Sozialethik, die nicht zuletzt von den Päpsten Benedikt und Franziskus eingefordert wurde. Dort werde eine glasklare Kritik am Finanzkapitalismus und an der Gier geübt, sagte Maget. Viel eindeutiger als in der offiziellen SPD-Rhetorik und eher vom linken Flügel der Partei gefordert. Der biblische Auftrag „Ein jeder trage des anderen Last“, könnte, so Franz Maget genauso im Parteiprogramm der SPD stehen. „Heute findet Kooperation in allen wichtigen gesellschaftlichen Fragen statt“, so Franz Maget weiter.

Doch bis Sozialdemokratie und Kirchen zueinander fanden, war ein langer Weg zu gehen.

“Früher verlief die Geschichte der Sozialdemokratie fast durchgängig in Gegnerschaft, ja sogar Feindschaft zu den Kirchen noch bis weit ins 20. Jahrhundert. Das ist leicht zu erklären: Die Kirche war damals eng verbunden mit der Obrigkeit, es gab die Einheit von Thron und Altar. Der SPD-Vorsitzende August Bebel proklamierte einst: „Christentum und Sozialismus stehen sich gegenüber wie Feuer und Wasser.“ Gemeint war der Kampf der Demokraten gegen  die Unterdrücker, die als „Herrscher von Gottes Gnaden“ bis 1918 die Geschicke der Menschen bestimmten. Doch auch das Versprechen der Sozialisten, das „Paradies auf Erden“, also Soziale Gerechtigkeit hier und jetzt und nicht erst im Jenseits zu erschaffen, verbesserte die Beziehungen nicht. Die Sozialdemokraten wurden als „gottlose Gesellen“ verschrieen, musste Maget augenzwinkernd zugeben.

Das ambivalente Verhältnis der Kirchen zur NS-Diktatur brachte SPD und Kirchen nicht näher. Erst das Godesberger Programm (1959), dass die SPD von der klassischen Arbeiterpartei zur Volkspartei machte und die Beschlüsse des 2. Vatikanischen Konzils Anfang der 1960er öffneten die Tür und bauten Brücken auf beiden Seiten um aufeinander zuzugehen – doch es dauerte noch einige zeit, bis SPD und Kirchen sich den Herausforderungen der Zeit stellten. Vor allem für viele Gläubige war es von der Ablehnung der Demokratie bis zum „Einmischen und Mitmachen“ ein weiter Schritt. Allein die Diskussionen um den §218 (Abtreibung) verhinderten lange eine Zusammenarbeit. Maget erinnerte an von der Kanzel herab verlesene Hirtenbriefe, die am Wahlsonntag bis 1980 dazu aufriefen „christlich“ zu wählen. Dabei werde man Christ ja nur durch die Taufe, und Christen gebe es in vielen Parteien. Das habe so gar nichts mit der CSU zu tun, denn „die wurde niemals getauft!“

Die Differenzen in der Sache seien bei der Abtreibung immer noch da, so Maget. Aber es herrsche Rechtsfrieden und die Kirchen hätten die gesetzlichen Regelungen, die von der Mehrheit der Bevölkerung mitgetragen werden, akzeptiert. Aktuelle Themen wie die Sterbehilfe könnten heute offen diskutiert werden. Beim Mindestlohn oder bei der Sonntagsarbeit würden Kirche und SPD heute an einem Strang ziehen, erklärte Franz Maget.

Magets „große Hoffnung“ ist es, dass das Buch zu einer weiteren Vertiefung der Beziehungen zwischen Kirche und Sozialdemokratie beiträgt. Ein Thema, bei dem die Zusammenarbeit von SPD und Kirchen stark gefordert ist, fiel Maget sofort ein: die Flüchtlingspolitik. „Solidarität und Nächstenliebe sind im Grunde der gleiche gesellschaftliche Weg“, ist Maget überzeugt. „Unsere Gesellschaft fußt auf Überzeugungen ihrer Bürger, die ganz wesentlich aus dem christlichen Glauben hergeleitet sind“, fasste Maget die Intension seines Buches zusammen.

In der anschließenden Diskussion ging es u.a. auch um die Rolle des Islam und die Ängste der Menschen vor den radikalen Islamisten. Beidem konnte Franz Maget in seiner ruhigen und besonnenen Art und mit einer eindringlichen Aufforderung für mehr Toleranz und gegenseitigem Kennenlernen entgegnen – ein Auftrag dem die SPD im Labertal sicherlich nachkommen wird.

Franz Maget signierte im Anschluss seine mitgebrachten Bücher, die bei Weitem nicht für alle Interessierten reichten.

 

Franz Maget (Hrsg.): Kirche und SPD – Von Gegnerschaft zu Gemeinsamkeiten, München, Volk Verlag, 14,90 Euro.

 

  

Projekt 2016 - Schuld & Sühne?

„Historischen Themennachmittage" im Labertal

Die intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist wichtig um die Gegenwart zu verstehen und der Zukunft zu vertrauen. Der AK Labertal will fundierte Geschichtsbewältigung unter sozialdemokratischen Gesichtspunkten anbieten Es gibt nichts zu glorifizieren, nichts zu beschönigen und schon gar nichts zu rechtfertigen. Wir wollen aber auch nicht anklagen und verurteilen - keiner von uns kann heute sagen, wie er sich selbst verhalten hätte, in einer anderen Zeit.

- Rückblick -
Der SPD-Arbeitskreis Labertal hat mit dem „Historischen Themennachmittag“ zur Schierlinger Muna am 24. Januar 2010 begonnen, sich mit den Ereignissen vor 65 Jahren genauer zu beschäftigen. Neben dem „Wunder von Schierling“ sollt der Blick auch auf die Todesmärsche durch das Labertal gelenkt werden.

Die Brüder Gandorfer beschäftigten den AK am historischen Datum 7. November 2010 in Pfaffenberg.

Im Spätherbst 2011 wurde mit "Die Engel von Laberweinting" erneut an das Thema "65 Jahre Kriegsende" angeknüpft. 62 tote Kinder in nur wenigen Monaten, so die Bilanz des Entbindungs- und Kinderheims für Fremdländische.

Der letzte „Historische Themennachmittag“„GELINZT - Euthanasie- Opfer aus dem Labertal“ fand am 4. März in Geiselhöring statt. Das Thema wurde mit einer Informationsfahrt am 14. April an den Gedenkort Hartheim bei Linz abgerundet.

Die Dokumentationen zu den Themennachmittagen (oder den Bonhoeffer-Wochen) sind unter www.agentur-labertal.de zu bestellen!

Projekt 2015 - Flucht, Vertreibung und Asyl

Flucht, Vertreibung und Asyl 1945 / 2015

Sonstiges

 

120 Jahre BayernSPD - Im Dienst von Freiheit und Demokratie Frauen sind in der rechtsextremen Szene keine Seltenheit mehr – sie sind die „nette“ Nachbarin oder betreiben Biolandbau und verkaufen „Deutschen Honig“ und unterwandern so die Gesellschaft mit neonazistischem Gedankengut. Die Ausstellung „Braune Schwestern“ aus Österreich war 2012 erstmals in Niederbayern zu sehen und beschäftigt sich mit der Symbolik, den Liedern und dem Gedankengut der rechtsextremen Frauenszene.