Das Europäische Parlament hat in seiner Plenarsitzung im Juli nach einer intensiven Debatte eine Resolution zum geplanten Freihandelsabkommen TTIP mit den USA beschlossen. Einer der am heftigsten umstrittenen Punkte war die Formulierung zu den so genannten ISDS-Mechanismen (Investor-Staat-Schiedsgerichte). Diese Debatte lässt CETA, das bereits fertig verhandelte Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada in einem neuen Licht erscheinen, beinhaltet es doch eben jene ISDS-Mechanismen.
"Private Schiedsgerichte haben als Paralleljustiz nichts in Freihandelsabkommen verloren, die zwischen Staaten mit entwickelten und funktionierenden Rechtssystemen abgeschlossen werden. Das war auch der entscheidende Punkt, warum ich im Juli gegen die TTIP-Resolution gestimmt habe, weil ISDS nicht komplett ausgeschlossen wurden. Allerdings hat die beschlossene Resolution eine entscheidende Auswirkung auf das bereits fertig verhandelte CETA-Abkommen. Da es private Schiedsgerichte enthält, kann das Europäische Parlament dem Abkommen so nicht zustimmen. Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten: entweder wird das Paket nochmal aufgeschnürt und ISDS herausgenommen, oder CETA ist vom Tisch", erläutert Ismail Ertug, SPD-Abgeordneter und verkehrspolitischer Sprecher der europäischen Sozialdemokraten im EU-Parlament.
Ertug ergänzt, dass es gerade im Bereich Verkehr einige kritische Vereinbarungen gebe, die potenziellen Raum für Investorenklagen bieten könnten. So könnten Regeländerungen der EU für die Nutzung von Seehäfen und Hafendienstleistungen im Seeverkehr oder Gesetzesänderungen im Bereich Schienenverkehr, die dem Gemeinwohl dienen sollen, von ausländischen Investoren als Nichterfüllung legitimer Erwartungen angesehen und als Klagegrundlage genutzt werden.