Die niederbayerischen Abgeordneten Johanna Werner-Muggendorfer (2.v.li.), Ruth Müller (4.v.li.) und Bernhard Roos (Mitte) mit Beate Weinzierl (3.v.re.) sowie Kreisvorsitzender Martin Kreutz (2.vre.) und Kreisrat Fritz Fuchs (li.) mit einer Gruppe „Ferienindianer“ im Schloßgarten
„Umweltbildung macht Lust auf Abenteuer!“
Niederbayerische SPD-Landtagsabgeordnete starten Sommertour 2017 im Umweltzentrum Schloss Wiesenfelden
Bereits von weitem sind sie zu hören – Kinder in Ferienstimmung. „Sommer im Indianerland“ nennt Beate Seitz-Weinzierl, Leiterin des Umweltzentrums Schloss Wiesenfelden ihr umweltpädagogisches Ferienprogramm, das die niederbayerischen Landtagsabgeordneten Ruth Müller, Bernhard Roos und Johanna Werner-Muggendorfer zum Auftakt ihrer Sommertour 2017 mit erleben durften.
Das Umweltzentrum liegt idyllisch und naturverbunden. Kern der Institution ist das 900 Jahre alte, urkundlich erstmalig im Jahre 1105 erwähnte, Schloss Wiesenfelden, welches neben Seminar- und Tagungsräumen auch ein kleines naturkundliches Museum beherbergt, in dem die Kinder mehr über den Biber, die Weiherlandschaft sowie über verschiedene einheimische Fischarten lernen können. Unter dem Dach des Bund Naturschutzes in Bayern gibt es das Umweltzentrum bereits seit 1983. Seit 2008 ist die Trägerschaft auf den Verein „Freunde und Förderer des Umweltzentrums Schloss Wiesenfelden“, sowie die „Beate und Hubert Weinzierl Stiftung“ übergegangen. Die älteste, nichtstaatliche Umwelteinrichtung in Bayern verzeichnet jährlich einen Zustrom von etwa 4.000 bis 5.000 Menschen, darunter sowohl Seminarteilnehmer von Fachseminaren, Kreativworkshops, ökologischen Einkehrtagen, kulinarischen Werkstätten, sowie auch zahlreiche Kinder im Rahmen von Schulklassenführungen, Ferienprogrammen, „Wilden Sonntagen“ für Familien und anderen Projekten.
Das Programm ist vielfältig und an die unterschiedlichen Zielgruppen angepasst. Erwachsene können sich im Gespräch mit Experten über Windenergie informieren oder unter Anleitung von sachkundigen Referenten Seminare und Workshops zur Kräuterheilkunde oder zum Gemüseanbau im heimischen Garten besuchen. Für Kinder gestaltet sich das Angebot ähnlich vielfältig, wobei hier klar der Fokus auf Freude an der Natur und spielerischer Vermittlung von Naturkompetenzen, aber auch gesunder Ernährung liegt, ganz gemäß dem Motto „Umweltbildung macht Lust auf Abenteuer“. Besonders wichtig ist der Leitung auch das Bildungsangebot für Lehrer. Jährlich findet eine Lehrerfortbildungswoche gemeinsam mit der staatlichen Akademie für Lehrerfortbildung statt. Beate Seitz-Weinzierl schwärmte von einem Modellversuch zur Verbesserung der Zusammenarbeit von Schule und Umweltstation, an dem auch das Umweltzentrum Wiesenfelden teilnahm. Eine Lehrkraft wurde damals mit einer halben Stelle für ein Schuljahr an das Umweltzentrum abgeordnet – für beide Seiten äußerst gewinnbringend. Leider wurde dieses so erfolgreiche Modell von Seiten des Kulturministeriums nicht fortgesetzt. Die Abgeordneten beschlossen, dies als Anregung für ihre parlamentarische Arbeit mitzunehmen und sich für eine Fortsetzung des erfolgreichen Modells einzusetzen.
Ruth Müller wollte im Verlauf des Gesprächs wissen, wie sich die „Kundschaft“ des Umweltzentrums im Laufe der Jahrzehnte verändert habe. Durch Beate Seitz-Weinzierls Ausführungen wurde erkennbar, dass Umweltbildung mittlerweile alle Gesellschaftsschichten durchdrungen hat und quer durch die gesamte Bevölkerung auf reges Interesse stößt. Dies sei eine erfreuliche Entwicklung, angesichts der Tatsache, dass in den 80er Jahren Umweltbewusstsein hauptsächlich der Öko-Bewegung vorbehalten war. Auch würde immer mehr auffallen, dass man sich heute vielfach Wissen aus dem Internet hole – auch hier steuert das Umweltzentrum mit eingeladenen Experten vor Ort entgegen und entwickelte sich zu einer Begegnungsstätte für den Austausch untereinander.
Das Umweltzentrum Schloss Wiesenfelden, ausgewiesen mit dem Qualitätssiegel „Umweltbildung Bayern“, ist in den vergangenen Jahren wiederholt ausgezeichnet worden, so zum Beispiel 2005 mit der Bayerischen Umweltmedaille für Verdienste um Umwelt und Gesundheit. 2012 wurde die Leiterin Beate Seitz-Weinzierl selbst mit dem Bayerischen Verdienstorden prämiert. Auch nach über 30 Jahren macht die gelernte Diplomtheologin, Journalistin und seit kurzem auch Kräuterpädagogin ihr Arbeit immer noch „leidenschaftlich gerne“. „Mein Beruf ist die Vermittlung von Lebensfreude“ erklärt Beate Seitz-Weinzierl ihre Motivation und Berufung. Allerdings sei es schwer, den Betrieb finanziell am Laufen zu halten, ohne einen großen Verband oder Sponsoren im Hintergrund. Auch die staatliche Förderung von Projekten durch das Umweltministerium werde immer geringer und von kommunaler Seite werde das Umweltzentrum bisher überhaupt nicht unterstützt. Neben den Geldern durch den Verein und die Stiftung ist das Umweltzentrum vor allem auf Spenden angewiesen. Auch regelmäßige Aktionen wie kürzlich ein Kunsthandwerkermarkt wirken unterstützend und sorgen für die nötige Außenwirkung. Weiterhin merkte Beate Seitz-Weinzierl das Ungleichgewicht in der Verteilung der staatlichen, sowie nichtstaatlichen Umweltstationen und Umweltbildungsstätten an. In manchen Regionen machten sich die Institutionen aufgrund ihrer geographischen Dichte bereits Konkurrenz, während andere Landstriche teilweise „weiße Flecken“ auf der Karte darstellten. Auch dadurch würde der finanzielle Kuchen für die einzelnen Einrichtungen immer kleiner. Die Abgeordneten erklärten, die zahlreichen interessanten Anregungen und Anliegen für ihre Arbeit im Bayerischen Landtag im Herbst mitzunehmen und dankten Beate Seitz-Weinzierl für ihre Gastfreundschaft und kompetenten Ausführungen.