Delegation aus dem Labertal nimmt an der Gedenkfeier in Oberösterreich teil

Veröffentlicht am 28.10.2018 in Allgemein

Vereinbarten nach der Gedenkfeier eine engere Zusammenarbeit über die Landesgenzen hinweg: v.l. Michael Wittmann, Gottfried Gansinger, Martin Kranzl-Greinecker, Friederike Schneeberger, Susanne Lammer ,Vizebürgermeister Günther Lengauer, Rainer Pasta und Bruno Andreas Dengel

Der Himmel weint um die Kinder von Utzenaich

Delegation aus dem Labertal nimmt an der Gedenkfeier in Oberösterreich teil – Parallele zum „Polenkinderlager“ in Laberweinting – Grenzübergreifende Zusammenarbeit intensiviert.

 

Am vergangenen Samstag besuchte eine Abordnung des SPD-Arbeitskreises Labertal mit dem Geiselhöringer Ortsvorsitzenden Michael Wittmann, dem AK-Sprecher Rainer Pasta und Andreas Bruno Dengel, auf Einladung des Journalisten und Koordinators der Gedenkstätten für „fremdvölkische Kinderheime“ in Oberösterreich, Martin Kranzl-Greinecker, die Einweihungsfeier des Denkmals für die Kinder des „Fremdvölkischen Kinderheims in Utzenaich. Anschließend vereinbarte die Delegation aus dem Labertal eine Vertiefung der bisherigen Zusammenarbeit. Bereits 2012 hatte der AK Labertal, der die Ereignisse um das „Polenkinderlager in Laberweinting“ veröffentlicht hatte, Kontakt mit Martin Kranzl-Greinecker aufgenommen und die Gedenkstätte für das Kinderheim in Schloss Etzelsdorf in Pichl bei Wels besucht.

 

Den Stein ins Rollen brachte in Utzenaich der Rieder Heimatforscher und Zeitgeschichtler Gottfried Gansinger, der mit seinem Buch „Nationalsozialismus im Bezirk Ried im Innkreis: Widerstand und Verfolgung 1938 bis 1945“ 2016 ein Standardwerk zu diesem Thema veröffentlichte und erstmals ausführlich über das von den Nationalsozialisten eingerichteten „Fremdvölkische Kinderheim“ in Utzenaich berichtete. Hier starben von Oktober 1944 bis Mai 1945 von 60 untergebrachten Säuglingen, die den meist aus dem Osten stammenden Zwangsarbeiterinnen kurz nach der Geburt weggenommen wurden, 34 aufgrund völlig unzureichender Ernährung und Pflege. Die Kinder der Ostarbeiterinnen aus den eroberten Gebieten sollten nicht mit dem "arischen Nachwuchs" aufwachsen und die Mutter sollten schnellst möglich wieder zur Arbeit antreten. Deshalb wurden die Säuglinge überall im Reich ihren Müttern entzogen und in Kinderheimen untergebracht. Die Namen von 34 Kindern finden sich in den Totenbüchern von Utzenaich wieder. Als Todesursachen sind Diphterie, Lungenentzündung oder gar Lebensschwäche angegeben. In Wahrheit starben sie an einem Mangel an Hygiene und Unterernährung – von Zuwendung war gar nicht zu reden. Ein halber Liter Milch und eineinhalb Stück Zucker – die Lebensmittelration für die Säuglinge hielt sich in Grenzen. "Man wollte die Kinder sterben lassen, da sie 'rassisch minderwertig' waren", erklärt Gottfried Gansinger.

„Auch so kann die Aufarbeitung der eigenen Geschichte erfolgen“, so Rainer Pasta, Sprecher des Arbeitkreises Labertal in Angesicht der weit über 50 Teilnehmer, die bei strömendem Regen der Gedenkfeier auf dem Utzenaicher Friedhof teilnahmen. Anders als in Laberweinting, wo ein ähnliches „Kinderheim“ existierte, haben in Utzenaich die Pfarrei, die Landjugend und die Gemeinde die Verantwortung für die Aufarbeitung und die Entstehung des Denkmals übernommen. Dafür wurde die seit Jahrzehnten bestehende „Statue der weinenden Frauen“ des Linzer Künstlers Max Stockhuber im Utzenaicher Friedhof saniert und um zwei Stelen mit den Namen der 34 verstorbenen Kinder erweitert. Beide Denkmäler wurden mit einem Edelstahlband verbunden. "Jede Auseinandersetzung mit Gestern ist eine Lernchance für Morgen", erklärte Martin Kranzl-Greinecker sehr treffend die Beweggrund für das Gedenken in Utzenaich. „Wir wollten diesen Kindern wieder ihre Namen und ihre Würde zurückzugeben, die ihnen Zeit ihrs Lebens nicht zuteil wurde“, so Vizebürgermeister Günther Lengauer, dem das Projekt besonders am Herzen liegt.

Bei der anschließenden Gesprächsrunde mit Martin Kranzl-Greinecker, der das Kinderheim in Schloss Etzelsdorf in Pichl bei Wels initiierte und auch Vorstandsmitglied des Mauthausen-Komitees ist, sowie Friederike Schneeberger und Susanne Lammer, die die Erinnerungsarbeit in Braunau und Lindenhof in Spital am Pyhrn begleiten, wurde eine Intensivierung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit vereinbart. Auch Gottfried Gansinger und Günther Lengauer schlossen sich dem Wunsch an.

 

 

  

Projekt 2016 - Schuld & Sühne?

„Historischen Themennachmittage" im Labertal

Die intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist wichtig um die Gegenwart zu verstehen und der Zukunft zu vertrauen. Der AK Labertal will fundierte Geschichtsbewältigung unter sozialdemokratischen Gesichtspunkten anbieten Es gibt nichts zu glorifizieren, nichts zu beschönigen und schon gar nichts zu rechtfertigen. Wir wollen aber auch nicht anklagen und verurteilen - keiner von uns kann heute sagen, wie er sich selbst verhalten hätte, in einer anderen Zeit.

- Rückblick -
Der SPD-Arbeitskreis Labertal hat mit dem „Historischen Themennachmittag“ zur Schierlinger Muna am 24. Januar 2010 begonnen, sich mit den Ereignissen vor 65 Jahren genauer zu beschäftigen. Neben dem „Wunder von Schierling“ sollt der Blick auch auf die Todesmärsche durch das Labertal gelenkt werden.

Die Brüder Gandorfer beschäftigten den AK am historischen Datum 7. November 2010 in Pfaffenberg.

Im Spätherbst 2011 wurde mit "Die Engel von Laberweinting" erneut an das Thema "65 Jahre Kriegsende" angeknüpft. 62 tote Kinder in nur wenigen Monaten, so die Bilanz des Entbindungs- und Kinderheims für Fremdländische.

Der letzte „Historische Themennachmittag“„GELINZT - Euthanasie- Opfer aus dem Labertal“ fand am 4. März in Geiselhöring statt. Das Thema wurde mit einer Informationsfahrt am 14. April an den Gedenkort Hartheim bei Linz abgerundet.

Die Dokumentationen zu den Themennachmittagen (oder den Bonhoeffer-Wochen) sind unter www.agentur-labertal.de zu bestellen!

Projekt 2015 - Flucht, Vertreibung und Asyl

Flucht, Vertreibung und Asyl 1945 / 2015

Sonstiges

 

120 Jahre BayernSPD - Im Dienst von Freiheit und Demokratie Frauen sind in der rechtsextremen Szene keine Seltenheit mehr – sie sind die „nette“ Nachbarin oder betreiben Biolandbau und verkaufen „Deutschen Honig“ und unterwandern so die Gesellschaft mit neonazistischem Gedankengut. Die Ausstellung „Braune Schwestern“ aus Österreich war 2012 erstmals in Niederbayern zu sehen und beschäftigt sich mit der Symbolik, den Liedern und dem Gedankengut der rechtsextremen Frauenszene.