Ausstellungseröffnung in Rottenburg 3

Veröffentlicht am 05.12.2015 in Veranstaltungen

Weihnachten in der neuen Heimat

„Mein erstes Weihnachten, an das ich mich erinnern kann“, so berichtete Bruno Helgert bei der Ausstellungseröffnung „Flucht, Vertreibung und Asyl 1945-2015“ vor einer Woche in der Schlossklinik, „erlebte ich in der neuen Heimat Rottenburg“.

Bruno Helgert stammt aus dem „verschwundenen Dorf“ Neuhäusl im ehemaligen Bezirk Tachau im südlichen Egerland. Verschwunden, weil die Dörfer in den Nachkriegsjahren nach Vertreibung oder Flucht der deutschstämmigen Bevölkerung dem Erdboden gleichgemacht wurden. Er war ein Jahr alt, als er mit seiner Mutter (25) und den beiden Großeltern (60) aus der alten Heimat vertrieben wurde. „Es war August und die Zwetschgen waren gerade reif“, so weiß Helgert aus Erzählungen seiner Verwandten, als sie über ein Aufnahmelager in Langquaid und dann mit dem Zug in Pfeffenhausen ankamen. Die Familie kam nach Hornbach und musste mit Unterstützung der Polizei in einem Bauernhof einquartiert werden. „Die wollten uns nicht haben“, so Helgert, dem die Mutter oft erzählte, dass sie zu viert in ein leeres Zimmer einzogen, in dem nur ein paar Strohbündel lagen. Sitzen mussten sie auf ihren Koffern.

Seinen alten Holzkoffer, den der Großvater als Schreiner für jedes Familienmitglied selbst angefertigt hatte, zeigte Bruno Helgert bei der Ausstellungseröffnung in der Schlossklinik. „30 Kilogramm durfte jede Person an persönlichen Sachen mitnehmen – für mich als Baby packte man dicke Decken und Anziehsachen ein“, so die Erinnerung. Als der Vater aus der Kriegsgefangenschaft zurückkam und bei einem Schreiner in Rottenburg Arbeit fand, siedelte die Familie dorthin um. Ein vom Großvater selbst gebautes Holzwagerl zum Nachziehen und ein paar Anziehsachen, das waren die Weihnachtsgeschenke, an die sich Bruno Helgert zu seinem ersten Weihnachten in Rottenburg erinnern kann.

Die Ausstellung „Flucht, Vertreibung und Asyl 1945-2015“ ist noch bis 12. Dezember jeweils von 9 bis 19 Uhr in der Schlossklink Rottenburg zu besichtigen.

 

  

Projekt 2016 - Schuld & Sühne?

„Historischen Themennachmittage" im Labertal

Die intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist wichtig um die Gegenwart zu verstehen und der Zukunft zu vertrauen. Der AK Labertal will fundierte Geschichtsbewältigung unter sozialdemokratischen Gesichtspunkten anbieten Es gibt nichts zu glorifizieren, nichts zu beschönigen und schon gar nichts zu rechtfertigen. Wir wollen aber auch nicht anklagen und verurteilen - keiner von uns kann heute sagen, wie er sich selbst verhalten hätte, in einer anderen Zeit.

- Rückblick -
Der SPD-Arbeitskreis Labertal hat mit dem „Historischen Themennachmittag“ zur Schierlinger Muna am 24. Januar 2010 begonnen, sich mit den Ereignissen vor 65 Jahren genauer zu beschäftigen. Neben dem „Wunder von Schierling“ sollt der Blick auch auf die Todesmärsche durch das Labertal gelenkt werden.

Die Brüder Gandorfer beschäftigten den AK am historischen Datum 7. November 2010 in Pfaffenberg.

Im Spätherbst 2011 wurde mit "Die Engel von Laberweinting" erneut an das Thema "65 Jahre Kriegsende" angeknüpft. 62 tote Kinder in nur wenigen Monaten, so die Bilanz des Entbindungs- und Kinderheims für Fremdländische.

Der letzte „Historische Themennachmittag“„GELINZT - Euthanasie- Opfer aus dem Labertal“ fand am 4. März in Geiselhöring statt. Das Thema wurde mit einer Informationsfahrt am 14. April an den Gedenkort Hartheim bei Linz abgerundet.

Die Dokumentationen zu den Themennachmittagen (oder den Bonhoeffer-Wochen) sind unter www.agentur-labertal.de zu bestellen!

Projekt 2015 - Flucht, Vertreibung und Asyl

Flucht, Vertreibung und Asyl 1945 / 2015

Sonstiges

 

120 Jahre BayernSPD - Im Dienst von Freiheit und Demokratie Frauen sind in der rechtsextremen Szene keine Seltenheit mehr – sie sind die „nette“ Nachbarin oder betreiben Biolandbau und verkaufen „Deutschen Honig“ und unterwandern so die Gesellschaft mit neonazistischem Gedankengut. Die Ausstellung „Braune Schwestern“ aus Österreich war 2012 erstmals in Niederbayern zu sehen und beschäftigt sich mit der Symbolik, den Liedern und dem Gedankengut der rechtsextremen Frauenszene.