Ausstellungseröffnung in Landau/Isar

Veröffentlicht am 17.10.2015 in Veranstaltungen

Foto: Dingolfinger Anzeiger/Hofer 14.10.2015 / Text: LNP,14.10.2015/Helmut Schwarzmeier

Bürgermeister Dr. Helmut Steininger (l.), Pfarrer Klaus-Ulrich Bomhard (3.v.l.) und Altenheimleiterin Angelica Bauer (2.v.r.) eröffneten zusammen mit MdL Ruth Müller (Mitte) die Ausstellung „Aus Flucht und Vertreibung lernen“. „Mitnehmen konnten sie nur, was in eine Tasche passt“, das soll die Decke aussagen.


 
Aus Flucht und Vertreibung lernen
Vernissage einer Wanderausstellung im Altenheim - Landau bestand einmal zu 40 Prozent aus Flüchtlingen

"Aus Flucht und Vertreibung lernen", so lautet das Motto einer von der Landtagsabgeordneten Ruth Müller im Münsterland entdeckten Ausstellung, die aufgrund ihrer Initiative am Montagabend im Erdgeschoss des Heiliggeist-Bürgerspitals eröffnet wurde. Mit dabei waren Stadtpfarrer Klaus-Ulrich Bomhard, Leiterin Angelica Bauer und Bürgermeister Dr. Helmut Steininger.

"Im Jahr 1945 wurden Flüchtlinge aus den östlichen Gebieten vertrieben. Sie haben in Deutschland eine neue Heimat gefunden. Der Hintergrund unserer Ausstellung ist heute aktueller denn je", meinte Pfarrer Bomhard. Deswegen werde diese Ausstellung auch im Rahmen der Jubelkonfirmation am kommenden Sonntag im evangelischen Gemeindehaus zu sehen sein.

"Das Seniorenheim ist ein hervorragender Ort, um eine solche Ausstellung zu präsentieren. Schließlich leben hier zahlreiche Menschen, welche die dramatischen Ereignisse in dieser Zeit selbst miterlebt haben. Sie waren von Flucht und Vertreibung betroffen", betonte Bürgermeister Dr. Helmut Steininger. Damals habe die Bevölkerung der Bergstadt aus zu 40 Prozent aus Flüchtlingen und Vertriebenen bestanden. "Die Schlesier und Sudeten sind damals in eine für sie fremde Welt gekommen. Landau hat viele Bevölkerungsbewegungen erlebt. Seit dem Balkankrieg leben noch etliche Kosovaren bei uns. In den Jahren 1993 bis 1999 kamen die Spätaussiedler aus Russland. Rund 1500 Personen sind auf solche Weise zu uns gekommen, was zwölf Prozent der Gesamtbevölkerung entsprich. Das lässt mich hoffen, dass wir die gegenwärtige Situation bewältigen können", meinte das Stadtoberhaupt. Es sei schon fast etwas Normales, dass sich die Bevölkerung verändert. Dennoch sei der Verlust von Heimat immer etwas Dramatisches.

MdL Ruth Müller, freute sich, dass die Ausstellung in Landau Halt macht. "Ich habe gedacht, es wäre gut, 70 Jahre Flucht und Vertreibung Revue passieren zu lassen. Meine Großeltern und meine Eltern musste damals selbst aus Breslau fliehen", berichtete die Abgeordnete. Sie selbst hat die Ausstellung erweitert mit Infotafeln von Schicksalen der Asylbewerber aus Eritrea, die im Laabertal gelandet sind. Müller appellierte an die Senioren, ihre Geschichten zu erzählen und niederzuschreiben, damit sie nicht verloren gehen und damit sich diese traurige Geschichte nicht wiederholt.

Wie dramatisch Flucht und Vertreibung sein können, machte die Politikern deutlich anhand der 6600 Flüchtlinge, die am 30 Januar 1945 versuchten, mit der "Wilhelm Gustloff" in die USA zu kommen. Diese geriet unter den Beschuss eines sowjetischen U-Bootes. Nur 1252 Menschen überlebten. "Viele Heimatvertriebene mussten jahrelang in Auffanglagern oder Baracken leben. Wohn- und Lebensraum musste erst neu geschaffen werden. Die Vertriebenen traf neben den Strapazen der Flucht und dem Verlust der Heimat das Los des sozialen Abstiegs. Sie mussten mit leeren Händen den Neuanfang versuchen", schilderte Müller die prekäre Lage dieser Menschen.

Unter der Überschrift "Aus Erinnerung erwächst Verantwortung" thematisiert die Schau auf zwölf Tafeln das Ankommen evangelischer Christen im Westmünsterland. So entstand ein Großteil der protestantischen Kirchenbauten in der münsterländischen Diaspora erst nach 1945. Nach dem Ankommen in der so genannten "kalten Heimat" (Andreas Kossert) blickt die Ausstellung zudem auf die Verantwortung heutiger Generationen gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund und schlägt auf diese Weise eine Brücke zu Toleranz und Verständnis in historischer Perspektive.

 

 

 

  

Projekt 2016 - Schuld & Sühne?

„Historischen Themennachmittage" im Labertal

Die intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist wichtig um die Gegenwart zu verstehen und der Zukunft zu vertrauen. Der AK Labertal will fundierte Geschichtsbewältigung unter sozialdemokratischen Gesichtspunkten anbieten Es gibt nichts zu glorifizieren, nichts zu beschönigen und schon gar nichts zu rechtfertigen. Wir wollen aber auch nicht anklagen und verurteilen - keiner von uns kann heute sagen, wie er sich selbst verhalten hätte, in einer anderen Zeit.

- Rückblick -
Der SPD-Arbeitskreis Labertal hat mit dem „Historischen Themennachmittag“ zur Schierlinger Muna am 24. Januar 2010 begonnen, sich mit den Ereignissen vor 65 Jahren genauer zu beschäftigen. Neben dem „Wunder von Schierling“ sollt der Blick auch auf die Todesmärsche durch das Labertal gelenkt werden.

Die Brüder Gandorfer beschäftigten den AK am historischen Datum 7. November 2010 in Pfaffenberg.

Im Spätherbst 2011 wurde mit "Die Engel von Laberweinting" erneut an das Thema "65 Jahre Kriegsende" angeknüpft. 62 tote Kinder in nur wenigen Monaten, so die Bilanz des Entbindungs- und Kinderheims für Fremdländische.

Der letzte „Historische Themennachmittag“„GELINZT - Euthanasie- Opfer aus dem Labertal“ fand am 4. März in Geiselhöring statt. Das Thema wurde mit einer Informationsfahrt am 14. April an den Gedenkort Hartheim bei Linz abgerundet.

Die Dokumentationen zu den Themennachmittagen (oder den Bonhoeffer-Wochen) sind unter www.agentur-labertal.de zu bestellen!

Projekt 2015 - Flucht, Vertreibung und Asyl

Flucht, Vertreibung und Asyl 1945 / 2015

Sonstiges

 

120 Jahre BayernSPD - Im Dienst von Freiheit und Demokratie Frauen sind in der rechtsextremen Szene keine Seltenheit mehr – sie sind die „nette“ Nachbarin oder betreiben Biolandbau und verkaufen „Deutschen Honig“ und unterwandern so die Gesellschaft mit neonazistischem Gedankengut. Die Ausstellung „Braune Schwestern“ aus Österreich war 2012 erstmals in Niederbayern zu sehen und beschäftigt sich mit der Symbolik, den Liedern und dem Gedankengut der rechtsextremen Frauenszene.