Geschichtswerkstatt im Heimatmuseum in Sünching

Veröffentlicht am 11.11.2014 in Veranstaltungen

Archivarin Karin Hagendorn erläutert den Besuchern die Fundstücke

 

Einblicke in die Lebenswelt vor 100 Jahren

„Geschichtswerkstatt 1. Weltkrieg“ gastiert im Heimatmuseum Sünching

 

Bereits zum vierten Mal lud der SPD-Arbeiskreis Labertal zur „Geschichtswerkstatt 1. Weltkrieg“ ein. Im Heimatmuseum Sünching konnten am Wochenende die Bürgerinnen und Bürger aus Sünching du Aufhausen ihre Fundstücke aus der Zeit des Ersten Weltkriegs zeigen oder sich in die Lebenswelt vor 100 Jahren entführen lassen. Anders als in Ergoldsbach, Geiselhöring und Rohr lag der Schwerpunkt der gezeigten Ausstellungsstücke dieses Mal auf den Lebensumständen in der Heimat – nicht zuletzt auch wegen den erstklassigen Sammlung die Willi Zölch im Heimatmuseum Sünching ausstellt. Weitere Aktionswochenenden werden in Rottenburg und Schierling veranstaltet – der nächste Werkstatt-Termin ist kommendes Wochenende im Kloster Mallersdorf  in den Räumen der Realschule.

Natürlich wurden in Sünching auch eine Reihe von Bildern und Postkarten gezeigt, die sich mit dem Leben und Sterben der Soldaten im Krieg beschäftigen. Besonders ausführlich wurden die Brüder Anton und Ludwig Simeth aus Sünching von Isa Simeth aus Regensburg vorgestellt. Anton Simeth war Kriegsflieger, sein Bruder Flugzeugmonteur in Schleißheim der u.a. in Den Vogesen kämpfte. Doch der Schwerpunkt lag in Sünching eindeutig anders. Viele Originaldokumente aus den Kriegsjahren 1914-18 steuerte Willi Zölch in seiner Funktion als Gemeindearchivar bei. Die königlichen und kaiserlichen Gesetzbücher im Gemeindearchiv Sünching dokumentieren den Kriegsbeginn, die Einberufungen sowie die staatlichen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Versorgung. Die Musterungslisten und Bekanntmachungen der Militär- und Verwaltungsbehörden belegen die vielfältigen Auswirkungen auf das tägliche Leben der Menschen. Väter, Brüder und Söhne mussten ins Feld; die Sicherung der Ernte, ob nun durch beurlaubte Soldaten oder eingesetzte Kriegsgefangene musste organisiert werden, die Lebensmittel wurden gestreckt und Preiswucher versuchte man durch Höchstpreisfestlegungen zu unterbinden. Die vielen gemeindlichen Dokumente tragen die Unterschrift des damaligen Bürgermeisters Xaver Wild. In der „Hofwirtschaft“ des Heimatmuseums, in der die Fundstücke ausgestellt wurden, lächelte dieser von einer 100 Jahre alten Schützenscheibe auf die Besucher herab. „Näher und lebendiger kann Heimatgeschichte nicht sein“, so Rainer Pasta, der mit Archivarin Karin Hagendorn und mit Unterstützung der SPD-Ortsvereine, repräsentiert von Karlheinz Mass (Aushausen) und Hans Pangerl (Sünching), die Geschichtswerkstatt organisiert und durchgeführt hat.

Sünchings Bürgermeisters Xaver Wild war in der Geschichtswerkstatt allgegenwärtig

Der Fundus des Heimatmuseums, aus dem in liebevoller Kleinarbeit von Willi Zölch die Ausstellungsräume eingerichtet wurden, beinhaltet eine Reihe von Zeugnissen der Zeit um den Ersten Weltkrieg. Mit der Wohnung einer „gehobenen dörflichen Schicht“ präsentiert das Museum in anschaulicher Weise, wie die Bürgerfamilien und wohlhabenden Bauern in unserer Region gelebt haben. Die Räume waren zwar schon mit elektrischem Licht und auch manchmal mit Telefon ausgestattet. Frischwasser zum Waschen und Kochen musste aber mit dem Eimer vom Brunnen geholt und das Abwasser auf den Hof hinausgetragen werden. Für die Einrichtung der Wohnstube, des Schlafzimmers und des Wohnzimmers wurden die Möbel  - wie auch die Kleidung - von den Handwerkern vor Ort gefertigt – natürlich nach der herrschenden Mode. Im Haus durfte das Bild der beiden Kaiser, Wilhelm und Franz-Josef - nicht fehlen. Der Friseursalon von Alfons Jobst, der ebenfalls im Museum zu sehen ist, unterstreicht die gediegene Lebensart der bürgerlichen und Großlandwirtsfamilien. Hierhin gehören auch die Fundstücke von Fritz Sommer, der vor allem durch einen Spielzeug-Kaufladen aus dem beginnenden 20. Jahrhundert Aufsehen erregte. Doch auch ein Wecker, eine Vase aus einer Geschoßhülse und ein altes Grammophon passen bestens in die Zeit.

Bürgertum, Großbauern und Häusl-Leut – die „gute alte Zeit“ war nicht für jeden ein Glück

Wie wichtig die ebenfalls dargestellte Freiwillige Feuerwehr in den Dörfern war, zeigen die vielen Berichte im damaligen Laberboten über verheerende Brandunglücke. Mit welch einfachen Mitteln die, durch den Kriegsdienst stark dezimierten und mit Senioren und Jugendlichen aufgefüllte, Feuerwehr gegen Brandkatastrophen ankämpfen musste beeindruckt die Besucher immer wieder auf´s Neue. Gleiches gilt für die vielfach dargestellten und durch funktionierende Modelle erlebbare Landwirtschaft. Auch hier mussten Frauen und Kinder oft Unmögliches leisten. Nicht selten kam es zu fürchterlichen Unfällen, wenn die unerfahrenen Kinder von den beweglichen Teilen der Dampfmaschinen, Transmissionen und landwirtschaftlichen Geräten erfasst wurden. Auch davon berichtete der Laberbote fast wöchentlich. Die Arbeiter und Kleinlandwirte lebten immer noch in sehr bescheidenen Verhältnissen, wie die „Wohnung der Häusl-Leut“ zeigt. Die Einrichtung beschränkt sich auf das Notwendigste. In der Wohnküche und im Schlafkammer gab es ein paar einfache Möbel – letzteres mit einem Bett mit Strohsack, in dem oft de ganze Familie mit mehreren Kindern schlafen musste. Alles in allem bot die „Geschichtswerkstatt 1. Weltkrieg“ im Heimatmuseum Sünching reichhaltige Einblicke in die Lebenswelt vor 100 Jahren. Die Organisatoren freuen sich schon heute, bei der Abschlussveranstaltung am 21. Dezember im Haus der Generationen in Mallersdorf-Pfaffenberg einen Teil der Sünchinger Fundstücke ausstellen zu können.

 

 

 

  

Projekt 2016 - Schuld & Sühne?

„Historischen Themennachmittage" im Labertal

Die intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist wichtig um die Gegenwart zu verstehen und der Zukunft zu vertrauen. Der AK Labertal will fundierte Geschichtsbewältigung unter sozialdemokratischen Gesichtspunkten anbieten Es gibt nichts zu glorifizieren, nichts zu beschönigen und schon gar nichts zu rechtfertigen. Wir wollen aber auch nicht anklagen und verurteilen - keiner von uns kann heute sagen, wie er sich selbst verhalten hätte, in einer anderen Zeit.

- Rückblick -
Der SPD-Arbeitskreis Labertal hat mit dem „Historischen Themennachmittag“ zur Schierlinger Muna am 24. Januar 2010 begonnen, sich mit den Ereignissen vor 65 Jahren genauer zu beschäftigen. Neben dem „Wunder von Schierling“ sollt der Blick auch auf die Todesmärsche durch das Labertal gelenkt werden.

Die Brüder Gandorfer beschäftigten den AK am historischen Datum 7. November 2010 in Pfaffenberg.

Im Spätherbst 2011 wurde mit "Die Engel von Laberweinting" erneut an das Thema "65 Jahre Kriegsende" angeknüpft. 62 tote Kinder in nur wenigen Monaten, so die Bilanz des Entbindungs- und Kinderheims für Fremdländische.

Der letzte „Historische Themennachmittag“„GELINZT - Euthanasie- Opfer aus dem Labertal“ fand am 4. März in Geiselhöring statt. Das Thema wurde mit einer Informationsfahrt am 14. April an den Gedenkort Hartheim bei Linz abgerundet.

Die Dokumentationen zu den Themennachmittagen (oder den Bonhoeffer-Wochen) sind unter www.agentur-labertal.de zu bestellen!

Projekt 2015 - Flucht, Vertreibung und Asyl

Flucht, Vertreibung und Asyl 1945 / 2015

Sonstiges

 

120 Jahre BayernSPD - Im Dienst von Freiheit und Demokratie Frauen sind in der rechtsextremen Szene keine Seltenheit mehr – sie sind die „nette“ Nachbarin oder betreiben Biolandbau und verkaufen „Deutschen Honig“ und unterwandern so die Gesellschaft mit neonazistischem Gedankengut. Die Ausstellung „Braune Schwestern“ aus Österreich war 2012 erstmals in Niederbayern zu sehen und beschäftigt sich mit der Symbolik, den Liedern und dem Gedankengut der rechtsextremen Frauenszene.