Besichtigen das Herzkatheterlabor in der Klinik Bogen: Ruth Müller, MdL (2.v.re.), Johanna Uekermann, Bundes Juso-Vorsitzende (Mitte), Christian Bredl, Leiter der TK Bayern (2.v.li.), Christian Schwarz, stellv. Vorstand des Kommunalunternehmens Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf (3.v.li.) sowie SPD-Kreisvorsitzender Martin Kreutz (3.v.re.) mit Mitgliedern des Kreisvorstandes
Flächendeckende Gesundheitsversorgung vs. Wirtschaftlichkeit
Kreisklinik Bogen stellte sich vor – Politik verweigert bedarfsorientierte Analyse und fundierte Krankenhausplanung
Im Vorfeld der Vortrags- und Diskussionsveranstaltung „Digitalisierung im Gesundheitswesen“ des SPD-Kreisverbandes Straubing-Bogen stellte sich die Kreisklinik Bogen vor. Christian Schwarz, stellvertretender Vorstand des Kommunalunternehmens Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf, führte die Landshuter Abgeordnete Ruth Müller, Juso-Bundesvorsitzende Johanna Uekermann, Christian Rredl, Leiter der Technikerkrankenkasse Bayern, sowie Vertreter der KreisSPD durch die Klinik.
Die Kreisklinik Bogen, wie auch die Klinik Mallersdorf, gehören laut Christian Schwarz, stellv. Vorstand des Kommunalunternehmens Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf, zu den eher kleineren Krankenhäusern im Land. „Zusammen stellen die beiden Krankenhäuser die stationäre Grundversorgung mit 275 Betten zur Verfügung und beschäftigen rund 750 Menschen, das Kommunalunternehmen ist damit einer der größten Arbeitgeber in der Region“, so Christian Schwarz. Insgesamt bilden die beiden Kliniken derzeit13 Auszubildende in der Gesundheits- und Krankenpflege, als Operationstechnische Assistenten/innen sowie als Krankenpflegehelfer/innen und in Sozialpflege aus. Dieses Jahr sei erstmals eine Auszubildende zur Kauffrau im Gesundheitswesen dabei, so Schwarz weiter. Beide Kliniken seien in den letzten Jahren modernisiert worden und böten den Patienten beste Voraussetzungen. Davon konnten sich die Besucher beim Rundgang durch das Haus eindrucksvoll überzeugen.
Den Herausforderungen des Gesundheitssystems mit zunehmender Spezialisierung in Medizin und Pflege stellten sich die Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf mit einer intensiven Kooperation beider Kliniken untereinander und mit den Ärzten der Region mit dem Ziel eine hochqualitative akutmedizinische Versorgung und moderne Schwerpunktmedizin im Landkreis Straubing-Bogen sicherzustellen.
Die Kliniken in Bogen und Mallersdorf fungierten auch als "Drehkreuze", die mit Spezialkliniken aller Art eng vernetzt seien. „Nach den dortigen Behandlungen ist eine stationäre Weiterversorgung im Heimatkrankenhaus mit guten Besuchsmöglichkeiten förderlich für den Genesungsverlauf“; so Christian Schwarz.
Mehr als die Hälfte der bayerischen Kliniken arbeiten jedoch defizitär, vor allem die kleineren Häuser. „Auch das Kommunalunternehmen Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf braucht die finanzielle Unterstützung des Landkreises“, musste Schwarz zugeben. Das liege vor allem an der Auslastungsquote, diese liege in Bayern nur bei rund 77 Prozent. Bredl: " Aus meiner Sicht könnte im Freistaat jedes zehnte Krankenhausbett abgebaut werden ohne dass es zu Verlusten in der Versorgungsqualität käme." – gerade im Speckgürtel Münchens sei die Überversorgung dramatisch. „Der Krankenhaussektor ist nach wie vor der größte Block bei den Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung“, so Bredl. Die Krankenhausversorgung ist ein unverzichtbarer Pfeiler unseres Gesundheitswesens. Sie ist und bleibt jedoch nur dann finanzierbar, wenn unwirtschaftliche Standorte umstrukturiert werden. Qualität und Patientensicherheit müssen an erster Stelle stehen.
Die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für kleinere Krankenhäuser würden nach Meinung von Christian Bredl, dem Leiter der Technikerkrankenkasse Bayern, keine Verbesserung der Situation zulassen. So sei der für die Erlössituation entscheidende Basisfallwert für 2016 um lediglich 1,7 Prozent erhöht worden. Andererseits sei auf Kostenseite von einer Steigerung um rund drei Prozent auszugehen, bestätigte Christian Schwarz und beide forderten von der Politik eine finanzielltragfähige Perspektive für die Krankenhäuser im Land, denn die viel gepriesene Selbstverwaltung im Gesundheitswesen könne dies auf Dauer nicht ersetzen. Seit Jahren verweigere sich die Staatsregierung einer bedarfsorientierte Analyse und fundierte Krankenhausplanung., bestätigt die Landshuter Abgeordnete Ruth Müller, Mitglied im Ausschuss Gesundheit und Pflege. Derzeit stünden rd. 500 Mio. Euro im Jahr für Investitionen und Baumaßnahmen in den Kliniken Bayerns zur Verfügung. Eine Summe, die laut Müller nicht ausreiche, um die Krankenhäuser fit für die Zukunft zu machen. Sie wies darauf hin, dass im vergangenen Jahr Anträge von Kliniken auf Baumaßnahmen in einer Größenordnung von 130 Mio. Euro nicht in die staatliche Förderung aufgenommen werden konnten und verschoben werden mussten. Die Staatsregierung stehe hier in der Pflicht, denn die Krankenhausfinanzierung sei Ländersache. "Eine flächendeckende Krankenhausversorgung gehört zu den wesentlichen Elementen der Daseinsvorsorge. Das Krankenhaus der Zukunft muss gut, gut erreichbar und sicher sein", waren sich die Besucher einig.
„So wie sich die Medizin und die Demographie in Deutschland verändert, wird sich auch das Krankenhaus weiterentwickeln und vielleicht neu erfinden müssen“, erklärte Christian Bredl. Die Krankenhäuser in Bayern gewährleisten Spitzenmedizin und flächendeckende Versorgung. Dies konnte über Jahrzehnte erreicht und gesichert werden, weil engagierte Träger und Verantwortliche in den Krankenhäusern sich frühzeitig auf neue Entwicklungen eingestellt haben und bereit waren, auch schmerzhafte Entscheidungen zu verantworten.
Die Menschen im Land haben zwar die berechtigte Erwartung und das Anrecht auf die zumutbare Erreichbarkeit stationärer Basisversorgung, eine Öffnung von Kliniken für eine gezielte Mitwirkung an der ambulanten Versorgung entspreche dem allgemeinen Patienteninteresse und habe sich bewährt. „Besonders im ländlichen Raum empfiehlt es sich, diesen Weg, der auch den Krankenhäusern zusätzliche wirtschaftliche Chancen eröffnet, bedarfsgerecht voranzutreiben“, so Bredl weiter. Das große Plus der kleinen Häuser, so auch in Bogen, sei die persönliche Beziehung zu dem Patienten. "Es ist eine Frage der guten Organisation und der menschlichen Zuwendung". Dies werde aber immer wichtiger, da heute mehr ältere Menschen allein leben. TK-Leiter Bredl: "Sie brauchen nach einer stationären Behandlung anfangs Hilfe und etwas Orientierung, um mit der neuen Situation klarzukommen".
Johanna Uekermann, Juso-Bundesvorsitzende und stellvertretende Landesvorsitzende der SPD in Bayern zeigte sich überzeugt, dass die Krankenhäuser künftig besonderes Augenmerk auf die Erneuerung der IT-Strukturen legen müssen. „Meint man Modernisierung und Zukunftsfähigkeit ernst, dann stehen in den Kliniken die Themen Digitalisierung und Cybersicherheit im Mittelpunkt. Hierfür sind Investitionen in gewaltigem Ausmaß erforderlich, die man vor wenigen Jahren noch überhaupt nicht im Blick hatte“, so Uekermann. Wie recht sie hat, zeigte das anschließend stattfindende Fachgespräch der LandkreisSPD zum Thema „Digitalisierung im Gesundheitswesen“.