Ausstellung „Flucht, Vertreibung und Asyl 1945 – 2015“ gastierte in Geiselhöring

Veröffentlicht am 05.10.2015 in Veranstaltungen

Beim Filmabend zu den "Comedian Harmonists": Rainer Pasta mit der Konfirmantengruppe der Kreuzkirche und einigen Asylbewerber

Gesprächskreis mit Asylbewerbern – „Comedian Harmonists“ als Beispiel für Vertreibung aus Deutschland

Viele Asylbewerberinnen und Asylbewerber aus Geiselhöring folgten der Einladung des Helferkreises zum Gespräch im Rahmen der Ausstellung „Flucht, Vertreibung und Asyl 1945 – 2015“ im Gemeindesaal der Kreuzkirche am vergangenen Donnerstag. Vorher tagte der Helferkreis mit u.a. mit Herrn Eckstein vom Landratsamt und Barbara Glöbl von der Stadtverwaltung. Als weiteren Programmpunkt der Ausstellung präsentierte der AK Labertal zum Motto „Irgendwo auf der Welt...“ den Kinofilm „Comedian Harmonists“, der die Geschichte der weltberühmten Gruppe aufgreift und ihr Zerbrechen auf Druck des NS-Regims darstellt. 3 Mitglieder waren Juden und mussten Deutschland verlassen. Ihr letztes Lied in München: „Irgend wo auf der Welt gibt's ein kleines bisschen Glück“.

Nach kurzer Begrüßung durch Pfarrer Ulrich Fritsch und einiger organisatorischer Absprachen nutzen die Besucher die Chance sich über die Ursachen der Flucht und den Weg ins Labertal zu informieren. So lauschten sie interessiert den Erzählungen, die Raphaela Rinza und Rainer Pasta im Fotoprojekt „Irgendwie auf der Welt...“ auch auf zwei der Ausstellungstafeln vorgestellt haben.

z.B. Shewit Gebrehiwet (21)

Shewit Gebrehiwet begann seine Flucht 2011 mit 18 Jahren und lies als jüngstes Kind seine Eltern und seine 5 Geschwister (3 Brüder, 2 Schwestern) in Eritrea zurück. Shewit kam im Sommer 2014 in Italien an und erreichte Geiselhöring im September 2014. Seine Zukunft: Shewits erstes Ziel ist es, gut Deutsch zu lernen und hier einen sicheren Platz für sein zukünftiges Leben zu finden. Als Beruf könnte er sich Installateur o.ä. vorstellen. Gerne würde er auch seiner Berufung – er stand in der Ausbildung zum Priester der christlichen orthodoxen Kirche – hier nachkommen, seine Ausbildung abschließen und einer Gemeinde vorstehen. Shewit hospitiert zur Zeit in verschiedenen Geiselhöringer Betrieben, um sich ein Bild über mögliche Ausbildungsbetriebe zu machen.

Ich heiße Shewit Gebrehiwet und ich wurde 1994 in Adi-Ketina, welches in der Mai-Minen Gegend von Eritrea liegt, geboren. Ich möchte euch erzählen warum ich mir eine eher negative Weltanschauung angeeignet habe. Mein Vater diente im ständigen Wehrdienst für ungefähr 18 Jahre. Am ersten Oktober 2011wurde ihm eine kurze Auszeit gewährt, damit er zum ersten Mal seit drei Jahren seine Familie besuchen konnte. Er durfte einen Monat bleiben, was natürlich nicht annähernd genug Zeit mit der schmerzlich vermissten Ehefrau und den Kindern war. Daher geschah es, dass er seine Rückkehr zum Militär um zwei Tage verzögerte, um etwas mehr Zeit mit seiner Familie zu haben. Als sie ihn suchten und schließlich Zuhause fanden, wurde beschlossen dass er verhaftet werden sollte. Mein Vater versuchte wegzulaufen, aber die Soldaten eröffneten das Feuer und schossen ihm ins Bein, wodurch er stürzte. Dieser Vorfall ließ mich auch daran denken, was mit mir geschehen würde, wenn ich eingezogen werden würde. Ich war gerade einmal 16 Jahre alt und sorgte mich sehr um meine Familie. Sogar heute tut es noch sehr weh, wenn ich an diese Dinge denke - es sind die schlimmsten Erinnerungen meines Lebens.

Den Film „Comedian Harmonists” bietet der AK Labertal im Rahmen der Ausstellung „Flucht, Vertreibung und Asyl 1945 – 2015“ den ausstellenden Institutionen an.  Pfarrer Ulrich Fritsch zeigte ihn im Rahmen des Konfirmanten-Treffens und auch einige der Asylbewerber folgten der Einladung. Die Comedian Harmonists waren ein international bekanntes Berliner Volksensemble der Jahre 1927 bis 1935. Mit 150 Konzerten jährlich hatte die musikalische Karriere der Harmonists 1933 ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Da jedoch drei der sechs Mitglieder Juden bzw. „Nichtarier“ waren, kam es bereits 1933 zu ersten Absagen vertraglich vereinbarter Konzerte. Am 13. März 1934 fand in der Münchner Tonhalle das legendäre letzte

Konzert des Sextetts in Bayern statt. Das Publikum verabschiedete sich von den Musikern mit stehenden Ovationen. „Das letzte Lied auf dem Abschlusskonzert, einer der bewegendsten Momente: "Irgendwo auf der Welt gibt's ein kleines bisschen Glück" gab der Ausstellung das Motto“, so Sprecher des Arbeitskreises Labertal, Rainer Pasta. „Die Zeilen ‚Wenn ich wüsst, wo das ist, ging ich in die Welt hinein, denn ich möcht' einmal recht so von Herzen glücklich sein’, sagen nichts anderes aus, als was Asylsuchende und Flüchtlinge suchen – damals wie heute“, so Pasta abschließend. Die Ausstellung ist kommende Woche im evangelischen Gemeindezentrum I.R.E.N.E. in Neustadt/Donau zu sehen.

 

  

Projekt 2016 - Schuld & Sühne?

„Historischen Themennachmittage" im Labertal

Die intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist wichtig um die Gegenwart zu verstehen und der Zukunft zu vertrauen. Der AK Labertal will fundierte Geschichtsbewältigung unter sozialdemokratischen Gesichtspunkten anbieten Es gibt nichts zu glorifizieren, nichts zu beschönigen und schon gar nichts zu rechtfertigen. Wir wollen aber auch nicht anklagen und verurteilen - keiner von uns kann heute sagen, wie er sich selbst verhalten hätte, in einer anderen Zeit.

- Rückblick -
Der SPD-Arbeitskreis Labertal hat mit dem „Historischen Themennachmittag“ zur Schierlinger Muna am 24. Januar 2010 begonnen, sich mit den Ereignissen vor 65 Jahren genauer zu beschäftigen. Neben dem „Wunder von Schierling“ sollt der Blick auch auf die Todesmärsche durch das Labertal gelenkt werden.

Die Brüder Gandorfer beschäftigten den AK am historischen Datum 7. November 2010 in Pfaffenberg.

Im Spätherbst 2011 wurde mit "Die Engel von Laberweinting" erneut an das Thema "65 Jahre Kriegsende" angeknüpft. 62 tote Kinder in nur wenigen Monaten, so die Bilanz des Entbindungs- und Kinderheims für Fremdländische.

Der letzte „Historische Themennachmittag“„GELINZT - Euthanasie- Opfer aus dem Labertal“ fand am 4. März in Geiselhöring statt. Das Thema wurde mit einer Informationsfahrt am 14. April an den Gedenkort Hartheim bei Linz abgerundet.

Die Dokumentationen zu den Themennachmittagen (oder den Bonhoeffer-Wochen) sind unter www.agentur-labertal.de zu bestellen!

Projekt 2015 - Flucht, Vertreibung und Asyl

Flucht, Vertreibung und Asyl 1945 / 2015

Sonstiges

 

120 Jahre BayernSPD - Im Dienst von Freiheit und Demokratie Frauen sind in der rechtsextremen Szene keine Seltenheit mehr – sie sind die „nette“ Nachbarin oder betreiben Biolandbau und verkaufen „Deutschen Honig“ und unterwandern so die Gesellschaft mit neonazistischem Gedankengut. Die Ausstellung „Braune Schwestern“ aus Österreich war 2012 erstmals in Niederbayern zu sehen und beschäftigt sich mit der Symbolik, den Liedern und dem Gedankengut der rechtsextremen Frauenszene.