Projekt 2010

18. Juli - Eröffnung der Bonhoeffer-Ausstellung in Mallersdorf-Pfaffenberg

Bildunterschrift1: Ehrengäste der Ausstellungseröffnung: vl. Franz Windirsch, Dieter Gipser, Armin Buchner, Martin Kreutz, Klaus Achatz, MdL Joachim Werner, Sr. , Pfarrerin Dörte Knoch, Resi Bittner, Hort und Ute Kubatschka, Heinrich Kaiser, Ruth Müller, Rainer Pasta

MdL Joachim Werner: „Eine Schande für unser Land“
Eröffnung der Bonhoeffer-Ausstellung im Klinikum Mallersdorf – Deutliche Worte von Kirche und Politik

Als letzte Station einer 12-wöchigen Wanderausstellung wurde am Sonntag die Ausstellung zum Leben und Wirken des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer eröffnet. Nach einem anregenden Abendgottesdienst in der Krankenhaus-Kapelle, sprach MdL Joachim Werner, Vorsitzender des Petitionsausschusses im Bayerischen Landtag, die Eröffnungsrede. Die Würde des Menschen stand dabei im Mittelpunkt und Werner forderte dafür nicht den Mut Bonheoffers ein, sondern verlangte vor allem von den gewählten Volksvertretern mehr Zivilcourage.

In ihrer engagierten Predigt, würdigte Pfarrerin Dörte Knoch, das Leben und Wirken des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer. Sie lobte seinen Mut sich für Verfolgte und Notleidende während der NS-Diktatur einzusetzen, regte für sich und die Gottesdienstbesucher aber auch die Frage an: Hätte auch ich den Mut gehabt, Widerstand zu leisten? – eine frage die wohl keiner so ohne weiteres beantworten konnte. Pfarrerin Knoch dankte dem SPD-AK Labertal für die Initiative und Organisation der Wanderausstellung, die in den nächsten 2 Wochen im Foyer der Klinik Mallersdorf zu sehen sei und legte in ihrer Predigt großen Wert darauf, den Bezug zum Jetzt herauszustellen. Soziale, ökologische und gesellschaftliche Missstände würden auch heute den Mut und das Engagement eines jeden Einzelnen fordern und Dietrich Bonhoeffer sollte hier als Vorbild wirken.
(Predigt)

In Ihren Grußworten gingen SPD-Ortsvorsitzender Martin Kreutz, Bürgermeister Karl Wellenhofer und Klinik-Chef Klaus Achatz auf die enge Zusammenarbeit zwischen SPD-Ortsvereinen und den evangelischen Krichengemeinden in der Region ein. Martin Kreutz bekräftigte die Bedeutung der Ausstellung um Dietrich Bonhoeffer, sein leben und Wirken, einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. „Es ist wichtig und richtig“, so Kreutz, „dass wir hier ein Zeichen setzen, denn viel zu viele Menschen können mit Dietrich Bonhoeffer so gar nichts anfangen – vielen konnten wir mit den Bonhoeffer-Wochen die Möglichkeit bieten, ihm ganz ungezwungen zu begegnen.“ BGM Karl Wellenhofer erinnerte an die Geschehnisse vor 65 Jahren und die Todesmärsche im Labertal, die in Flossenbürg starteten und somit die Brücke zu Dietrich Bonhoeffer bildeten, der dort ermordet wurde. Wellenhofer forderte alle engagierten Bürgerinnen und Bürger zum „Nachdenken und Wachbleiben“ auf. In allen Grußworten wurde der Wunsch deutlich, dass neben Angestellten, Patienten und Angehörigen gerade die Schulen noch die Möglichkeit nutzten, die Ausstellung zu besuchen. (Grußwort Martin Kreutz)

„Genosse = der, der in der Not hilft“
MdL Joachim Werner bezeichnete es als „große Freude und eine Ehre“ diese „bedeutsame Ausstellung“ eröffnen zu dürfen. Er legte Wert darauf die Mitglieder der SPD als „Genossen“ zu begrüßen, denn für ihn sei die Bedeutung des Wortes „Genosse = der, der in der Not hilft“ Auftrag und Verantwortung der Sozialdemokratie. Er sprach dem AK Labertal großes Lob und Anerkennung aus, für eine Aktion, die ihres Gleichen suche und die er „in der alten Tante SPD“ so noch nie erlebt habe. Joachim Werner stellte seine Ausführungen unter das Motto „Die Würde des Menschen“ und lobte Dietrich Bonhoeffer als einen Menschen, der bis in den Tod seine Würde bewahrte und den Nazis den letzten Triumph nicht gönnte - ja im Gegenteil, ihnen die Schäbigkeit ihres Handels vor Augen führte. „Damit hat Dietrich Bonhoeffer auch dem deutschen Volke seine Würde, die ihm die Nazis genommen hatten, wieder gegeben!“

Werner kritisierte, dass die evangelische Kirche das politische Wirken Bonhoeffers, das weit über die Theologie hinaus reichte, lange sehr kontrovers bewertete. Er bezeichnete es aber als unglaubliche Schande, dass erst 1996 das Todesurteil gegen Dietrich Bonhoeffer aufgehoben und er rehabilitiert wurde. „Bonhoeffer erlitt nach seinem Tod noch 50 Jahre schreckliches Unrecht, denn es war sein Recht und seine Pflicht den Widerstand bis hin zum Tyrannenmord zu unterstützen“, so der Ingolstädter Abgeordnete. Werner bezeichnete den Widerstand aller Aufbegehrenden als gerechtfertigt, nicht aber weil die evangelische Kirche bedroht, die Gewerkschaften aufgelöst, der Krieg verloren oder die Kunst als entartet betrachtet wurde, sondern es sei das Recht und die Pflicht eines jeden gewesen, Widerstand zu leisten, „weil Hitler und die Nazis unser Volk ins Verderben geführt hatten.“

Joachim Werner warf die Frage auf, was einen evangelischen Theologen, der die Grundsätze „liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ und „linke Backe – rechte Backe“ verinnerlicht habe, dazu brachte, trotz aller Zweifel, sich mit einem Mord abzufinden. Als überragender Schüler, Student und Wissenschaftler, sowie als nicht unumstrittener Theologe, habe Dietrich Bonhoeffer aus der Sicherheit der Auslandsaufenthalte heraus für sich beschlossen, den Aufbau der bekennenden Kirche gegen die gleichgeschaltete Kirche zu unterstützen und für die Würde aller Menschen zu kämpfen.

Für Joachim Werner habe das Leben Dietrich Bonhoeffers eine Vorbildfunktion für das eigene politische Handeln. Das Vermächtnis Bonhoeffers mache dessen Tod, den Tod der anderen Widerstandskämpfer, der Millionen Frauen, Männer und Kinder nicht vergebens, „wenn wir nicht vergessen, wenn wir es als Aufgabe annehmen, dass so etwas nie wieder passieren kann.“ Joachim Werner erklärte, dass Deutschland aus dem Schrecken gelernt habe. Alle demokratischen Kräfte seien sich einig gewesen, dass große Not, Armut und Arbeitslosigkeit, wie sie in der Weimarer Republik den Sprengsatz für den Untergang bildeten, nie wieder herrschen dürften. „Die Soziale Marktwirtschaft machte das Land stark, Deutschland konnte sich so schnell erholen, weil alle Wert darauf legten, dass alle, auch die Arbeitnehmer in der positiven Entwicklung mitgenommen wurden“, so Joachim Werner. Es herrschte sozialer Frieden und den Menschen war ein Leben in Würde möglich. „Dazu“, so Werner weiter, „gehörte auch die materielle Sicherheit, in der die Menschen leben konnten.“

„So etwas darf nie wieder passieren“

Für den Vorsitzenden des Petitionsausschusses im Bayerischen Landtag sei es aber ein Verstoß gegen die Menschenwürde, wenn 1,3 Mio Kinder von Hatz IV leben müssten. „Diese Kinder können nichts dafür. Ich schäme mich auch für die SPD, die die Auswüchse der Reformen nicht erkannt und bisher nicht abgestellt hat. In den 50ern und 60ern Jahren des letzten Jahrhunderts hätten die demokratischen Parteien das nicht geduldet. Doch seit rund 10 Jahren ist das wieder möglich, und damit ist es auch wieder möglich, dass Menschenfänger eine Gefahr für die Demokratie werden können“. Werner zeigte sich aber auch überzeugt, dass es zu keinem „neuen Ermächtigungsgesetz“ kommen könne, weil heute nicht nur die SPD, sondern auch die anderen demokratischen Parteien dagegen stimmen würden. Joachim Werner warnte aber auch vor den rechten Parteien und Gruppierungen, die sich immer mehr etablieren könnten. „Ich habe als Mitglied der Bundesversammlung erlebt, wie die paar wenigen NDP-Abgeordneten agierten. Es ist eine Schande für unser Land, dass so etwas 65 Jahre nach Kriegsende möglich ist. Die Rechten haben in unserem Land nichts zu suchen, sie dürfen keine Gelegenheit haben, eine solche Katastrophe wieder anzuzetteln“.

Joachim Werner ging aber auch mit der aktuellen Politik hart ins Gericht. „Ich fordere von den Politikern nicht den Mut Dietrich Bonhoeffers ein, aber ich fordere Zivilcourage.“ Werner bedauerte, dass es im Landtag deutliche Mehrheiten für gute Gesetze gebe, diese aber wegen abwegiger Koalitionsverträge nicht durchsetzbar seien. „Es gibt eine deutliche Mehrheit im Parlament für eine längere Schulzeit, doch die CSU verbietet der FDP sich dafür zu entscheiden, andererseits verbietet die FDP der CSU sich für ein Alkoholverkaufsverbot zum Schutz der Jugend stark zu machen. Eine solche Selbstblockade der demokratischen Kräfte hat auch mit fehlender Zivilcourage zu tun“, bedauert der engagierte Parlamentarier. Es sei auch nicht nachzuvollziehen, dass Politiker ihre Meinung nur deshalb ändern, weil die aktuellen Umfragen im Keller steckten. Die immer weiter sinkende Wahlbeteiligung sei ein alarmierendes Zeichen. „Wir Politiker haben die Aufgabe als gesellschaftliche Kraft zu wirken, Vertrauen aufzubauen und dieses Vertauen auch zu rechtfertigen – und nicht nur nach der Macht zu schielen! Es ist unsere Pflicht Schaden von unserem Volke abzuwenden und dafür zu sorgen, dass die Menschen in Würde leben können.“

Bericht Laberzeitung /, Bericht MZonline, Bericht regio-aktuell24

»Wer glaubt, der flieht nicht…«
Dietrich Bonhoeffer auf der Leinwand in Mallersdorf - Der Film “Bonhoeffer - Die letzte Stufe” als Rahmenprogramm zur Dietrich Bonhoeffer-Ausstellung

Wie bei der Ausstellungseröffnung zum Thema Dietrich Bonhoeffer am vorigen Sonntag angekündigt, zeigten die evangelische Kirchengemeinde und die SPD im Foyer der Klinik Mallersdorf den Film “Bonhoeffer - Die letzte Stufe”. Die Filmvorführung mit Ulrich Tukur als Pastor Bonhoeffer war Teil des Rahmenprogramms zur Ausstellung und wurde von Patienten und Besuchern genutzt.

Marktgemeinderat Martin Kreutz eröffnet mit dem Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde, Herr Westemeier, den Filmabend. Der bewegende Spielfilm über die letzten Jahre des am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg am Galgen
hingerichteten ökumenischen Blutzeugen fand ein tief beeindrucktes und berührtes Publikum. Auch einige Patienten der Klinik Mallersdorf nutzten den Abend um sich den Film über den “Agent of Grace” Bonhoeffer anzuschauen. Zu Beginn des Films begibt sich Bonhoeffer mit den Worten “Ich muss wieder nach Hause” in die Gefahr, indem er das sichere Amerika verlässt und nach Nazideutschland zur Unterstützung der Bedrängten zurückkehrt. “Sonst verrate
ich, woran ich glaube, denn Kirche ist nur dann Kirche, wenn sie für andere da ist“, so Bonhoeffer im Film. Wie MdL Joachim Werner bei seiner Rede zur Uasstellungseröffnung darauf hingewiesen hat, Genosse kommt von “der, der
in der Not hilft”, geht Bonhoeffer auf die Aufgabe aller Christen unter dem Zeichen der Nächstenliebe ein. “Wahres Christentum heißt, teile des anderen Schmerz”.

„Wer bin ich?“ Diese Frage Dietrich Bonhoeffer’s beantwortete vielleicht sein Schwager Hans von Dohnanyi im Frühjahr 1945 wenige Tage vor seiner Ermordung beim letzten Besuch seiner Ehefrau und Bonhoeffer’s Schwester
Christine: “Dietrich hat die Sache nicht als Politiker, wohl auch nicht als Mann der Kirche gemacht. Es war einfach der zwangsläufige Gang eines anständigen Menschen.“ Ein Gang der einen Mann Gottes bis zur Unterstützung des
Tyrannenmordes brachte. Der Film endet mit dem Gang Bonhoeffers zum Galgen. Gefestigt im Glauben und nicht erniedrigt, Er antwortet auf den Hinweis seiner Häscher, “das ist das Ende”, nur mit einem festen “Nein”. Im Film wird
auch die Liebe zwischen Bonhoeffer und Maria von Wedemeyer, seiner Verlobten, erzählt. Sie erreicht am Ende ihr Heimatgut Pätzig, wirft einen erschrockenen Blick zurück als ihr Dietrich den Tod findet.

Der beim 40. Internationalen TV-Festival in Monte Carlo, dem wichtigsten Filmfest für den Fernsehfilm in Europa, mit der "Goldenen Nymphe" ausgezeichnete Film nutzt das Kino als moralische Instanz, ein Film ethisch hochstehend und garantiert jugendfrei. Diesem Ruf wurde er mit bewegenden und berührenden Bildern gerecht.

Die Bonhoeffer-Ausstellung läuft noch bis Mittwoch im Foyer der Klinik Mallersdorf im Rahmen der Bonhoeffer-Wochen im Labertal, bevor sie nach acht Stationen wieder nach Hamburg an ihren Ursprungsort zurückkehrt. Neben Patienten und Besuchern haben schon einige Schulklassen die Ausstellung besucht und sich ins Gästebuch eingetragen.

Am Mittwoch, den 28. Juli, findet um 20 Uhr noch ein abschließender Gesprächsabend mit dem Zhema "Zivilcourage im alltäglichen Leben" statt. Die Frage “Was steckt eigentlich hinter der Klage über die mangelnde Civilcourage?”, die Bonhoeffer 1943 über Zivilcourage formulierte, ist immer noch aktuell. “Auf diese Frage ist immer wieder eine Antwort zu suchen und auch zu leben”, so Ortsvorsitzender Martin Kreutz.

(Bericht mit Bild) Pressebericht

Gesprächsabend „Zivilcourage im alltäglichen Leben“
„Wir müssen täglich entscheiden...“

Mallersdorf. Am vergangenen Mittwoch veranstalteten die evangelische Kirchengemeinde Neufahrn und die SPD Mallersdorf-Pfaffenberg im Foyer der Klinik Mallersdorf einen Gesprächsabend zum Thema „Zivilcourage im alltäglichen Leben“. Damit endete die Ausstellung zu Dietrich Bonhoeffer in Mallersdorf, es war auch die letzte Station im Labertal, bevor die Ausstellung wieder nach Hamburg an ihren Ausgangspunkt zurück kehrt.

SPD Ortsvorsitzender Martin Kreutz eröffnete die Diskussion mit den Worten Dietrich Bonhoeffers aus dem Jahre 1943, „...was steckt eigentlich hinter der Klage über die mangelnde Zivilcourage?“ Eine Frage, die jedem auch aus heutiger Zeit bekannt sei. Mit der SPD und Pfarrerin Knoch diskutierten interessierte Bürger aus Mallersdorf-Pfaffenberg und Umgebung und stellten fest, dass sich die Rahmenbedingungen in der Gesellschaft zwar verändert hätten, nicht aber das grundsätzliche Problem. Kämpfte Dietrich Bonhoeffer mit seiner Zivilcourage gegen ein totalitäres Regime und für bedrängte Menschen, die in Lebensgefahr schwebten, so sind es heute die kleineren Themen, die jeder einzelne im Alltag findet, aber auch die grundsätzliche Einstellung zu Extremismus und Gewalt.

Natürlich kann es beim Eintreten für Zivilcourage auch zu Gefahren für das eigene Leben kommen, wie in letzter Zeit das Beispiel Dominik Brunner zeigte. Es herrschte von allen Seiten die Meinung vor, dass sein Handeln couragiert war, indem er für die Kinder, die „abgezogen“ werden sollten, eingetreten ist. Und selbst wenn er nicht in allen Optionen richtig gehandelt hat, so gebe es den Leuten nicht das Recht, jetzt schlecht über ihn zu reden oder sein Engagement in Frage zu stellen.

Nach dem aufgezeigt wurde, dass Zivilcourage nicht erst gilt, wenn es um Gewalt geht, sondern schon viel früher anfängt – ja anfangen muss, haben einige Anwesenden ihre eigene Erfahrungen geschildert. Dabei ging es darum, wie man selbst mit rücksichtslosem Verhalten konfrontiert wurde, auf das man reagieren musste. Ob nun in der Schlange an der Supermarktkasse, im Zug oder mit Personen, die ihren Müll einfach irgendwo hinwerfen. Dieter Gipser, Ehrenvorsitzender des SPD-Ortsvereins, schilderte dazu einen Vorfall, den man unter „Saustall in der Anlage“ zusammenfassen konnte. Beim Beispiel eines Jugendlichen, der seine dreckigen Schuhe auf den Sitz im Zugwaggon legt, kam man gleich zu einem weiteren wichtigen Punkt, nämlich der Frage zur Erziehung und der positiven Rollenvorbilder. Denn oft sei es so, dass direkt daneben ein Erwachsener genau das Gleiche mache. Einer Bürgerin aus Mallersdorf wurde entgegenhalten, als sie ihren Mut zusammengenommen hat, „das machen ja alle“. Doch genau das sei der Punkt, an dem jeder einzelne ansetzten könne, „sobald einer dagegen vorgeht, verfängt das Argument nicht mehr und der Kreis ist durchbrochen“, erklärte Martin Kreutz.

Ein entscheidender Punkt, den mehrere Teilnehmer ansprachen, ist die Angst davor, dass man sich durch couragiertes Handeln selbst in Gefahr für Leib und Leben begebe. Auch hier wurde auf das Beispiel Dominik Brunner verwiesen. Dazu zitierte Pfarrerin Knoch Dietrich Bonhoeffer („Einstehen für seine Überzeugung, egal welche Gefahr droht.) und Martin Luther („Hier stehe ich, ich kann nicht anders“), die beide gezeigt haben, dass man sich davon nicht abhalten lassen dürfe. Um sich selbst möglichst keiner Gefahr auszusetzen wurde eine Liste von Verhaltenstipps in der Gruppe diskutiert, die von „konkret Hilfe suchen“ über einen telefonischen Notruf bis zu „als Zeuge bereitstehen“, sowie tatkräftiges Eingreifen im extremsten Fall ging. Hierzu wurden für die einzelnen Punkte immer Beispiele aus der Bibel gefunden. So etwa bewahrte Jesus Ruhe bei der Steinigung der Ehebrecherin und entschärfte die Situation, als er sagte „wer frei von Schuld ist, werfe den ersten Stein“. Ein Punkt, der vielen schwer fiel, und der mit „Kreatives Handeln“ überschrieben war. Hierbei ist gemeint, dass der Angreifer durch eine unerwartete Wendung aus dem Konzept gebracht wird. Möglich ist auch ein Handeln nach dem Jesus-Prinzip, „Keiner rechnet mit der rechten Wange, nachdem er einen auf die linke Wange geschlagen hat“, so Pfarrerin Knoch. Oder alternativ, man lässt den Angreifer bei einer Verbalattacke ins Leere laufen, indem man im überraschend Recht gibt. In mehreren Szenarien mussten sich die Diskussionsteilnehmer erst trainieren, nicht auch im gleichen Ton zu antworten und damit die Situation zu verschärfen.

Zum Abschluss wurde noch über mögliche Rollenvorbilder in der heutigen Zeit für couragiertes Verhalten gesprochen. Dabei haben sich als Möglichkeiten Familie, Schule, Vereine, der Freundeskreis und die Kirche herauskristallisiert, wobei es immer von den Personen abhänge, die “vorne dranstehen“, oder wie es so schön Richtung Kirche formuliert wurde: „Es hängt vom Bodenpersonal“ ab, ob die Kirche einen Platz in der Mitte der Menschen findet.

Pfarrerin Knoch und Marktgemeinderat Kreutz dankten einander für die gute und schöne Zusammenarbeit, die SPD und evangelische Kirche bei den Bonhoeffer-Wochen gezeigt hätten. Der Dank der Organisatoren galt auch Herrn Klaus Achatz, stellvertretend für die Klinik Mallersdorf, denn ohne diese Örtlichkeit wäre die Ausstellung in Mallersdorf-Pfaffenberg schlecht möglich gewesen. Einen Appell richtete Pfarrerin Knoch noch an die Anwesenden: Es gelte die Dominik-Brunner-Stiftung zu unterstützen, denn hier werde für Zivilcourage gekämpft und es sei ein Thema das unsere Region und somit uns selbst betreffe. Für das „Warum zivilcouragierten Handelns“ endete der Abend auch mit einem Zitat Bonhoeffers an seinen Bruder. "Ich glaube zu wissen, dass ich erst innerlich klar und aufrichtig sein würde, wenn ich mit der Bergpredigt wirklich anfinge, ernst zu machen… Es gibt doch nun einmal Dinge, für die es sich lohnt, kompromisslos einzustehen. Und mir scheint, der Friede und die soziale Gerechtigkeit, oder eigentlich Christus sei so etwas."

Bericht mit Bild / Pressebericht

 

  

Projekt 2016 - Schuld & Sühne?

„Historischen Themennachmittage" im Labertal

Die intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist wichtig um die Gegenwart zu verstehen und der Zukunft zu vertrauen. Der AK Labertal will fundierte Geschichtsbewältigung unter sozialdemokratischen Gesichtspunkten anbieten Es gibt nichts zu glorifizieren, nichts zu beschönigen und schon gar nichts zu rechtfertigen. Wir wollen aber auch nicht anklagen und verurteilen - keiner von uns kann heute sagen, wie er sich selbst verhalten hätte, in einer anderen Zeit.

- Rückblick -
Der SPD-Arbeitskreis Labertal hat mit dem „Historischen Themennachmittag“ zur Schierlinger Muna am 24. Januar 2010 begonnen, sich mit den Ereignissen vor 65 Jahren genauer zu beschäftigen. Neben dem „Wunder von Schierling“ sollt der Blick auch auf die Todesmärsche durch das Labertal gelenkt werden.

Die Brüder Gandorfer beschäftigten den AK am historischen Datum 7. November 2010 in Pfaffenberg.

Im Spätherbst 2011 wurde mit "Die Engel von Laberweinting" erneut an das Thema "65 Jahre Kriegsende" angeknüpft. 62 tote Kinder in nur wenigen Monaten, so die Bilanz des Entbindungs- und Kinderheims für Fremdländische.

Der letzte „Historische Themennachmittag“„GELINZT - Euthanasie- Opfer aus dem Labertal“ fand am 4. März in Geiselhöring statt. Das Thema wurde mit einer Informationsfahrt am 14. April an den Gedenkort Hartheim bei Linz abgerundet.

Die Dokumentationen zu den Themennachmittagen (oder den Bonhoeffer-Wochen) sind unter www.agentur-labertal.de zu bestellen!

Projekt 2015 - Flucht, Vertreibung und Asyl

Flucht, Vertreibung und Asyl 1945 / 2015

Sonstiges

 

120 Jahre BayernSPD - Im Dienst von Freiheit und Demokratie Frauen sind in der rechtsextremen Szene keine Seltenheit mehr – sie sind die „nette“ Nachbarin oder betreiben Biolandbau und verkaufen „Deutschen Honig“ und unterwandern so die Gesellschaft mit neonazistischem Gedankengut. Die Ausstellung „Braune Schwestern“ aus Österreich war 2012 erstmals in Niederbayern zu sehen und beschäftigt sich mit der Symbolik, den Liedern und dem Gedankengut der rechtsextremen Frauenszene.