Verfassungsmedaille für Irene Janner

Veröffentlicht am 02.12.2017 in Allgemein

Markus Rinderspacher, Ruth Müller, Irene Janner und Inge Aures

„Eine Demokratie kann nur funktionieren, wenn die Bürger mitdenken, mitreden und mitmachen.“

Die Präsidentin des Bayerischen Landtags verleiht jedes Jahr zum Verfassungstag die Verfassungsmedaille. Dieses Jahr wurde am 1. Dezember auch die Lebensleistung von Irene Janner gewürdigt. Barbara Stamm: „Sie haben die Verfassung mit Leben erfüllt“.

Die Festrede hielt die Schauspielerin Jutta Speidel, die deutlich machte, dass „zuhause zu sein und zu wissen, wo zuhause ist, ihr immer sehr wichtig gewesen sei“. Deshalb habe sie sich auch für Obdachlose engagiert. „Ich habe meine ersten Demokratie Erfahrungen in den 1970er Jahren gesammelt und war beispielsweise bei Demonstrationen "Mütter gegen Atomkraft" dabei und habe mich in verschiedenen Vereinen engagiert,“ so Speidel.  "Es war noch nie mein Ding, mich auf den warmen Hintern zu setzen", erläuterte sie die Triebkraft ihres Engagements.


Die aktuelle Lage in Bayern sei, dass derzeit Hass, Neid, Armut und Intoleranz auf bayerisch-bräsiges "mia san mia" treffen. Und dennoch gebe es einen Teil der das Gefühl hat, mithelfen zu müssen und sich einbringe. „Unser Staat braucht diese Menschen, die sich leidenschaftlich engagieren, damit es allen gut geht. Auch ich will dazu beitragen, unser Land wieder zu einer 'Most loveley Country" machen“, so Jutta Speidel.
 

 

Irene Janner, geb. Hermann, erblickte am 15. Februar 1937 in München das Licht der Welt. Der Umzug der Familie 1937 nach Teplitz-Schönau im Sudetenland hatte zur Folge, dass sie die Vertreibung der Sudetendeutschen aus ihrer Heimat miterleben musste und 1945 nach Thalham im Landkreis Miesbach kam. Nach dem Abitur 1957 am „Luisengymnasium“ in München folgten das Studium zum Lehramt und eine Anstellung als Lehrerin in Weimersheim in Franken. Irene Janner arbeitete von 1978 - 2000 als Lehrerin an die Grundschule Vilsbiburg und unterrichtete die erste Klasse mit rein türkischen Gastarbeiterkindern.

 

Janner, die von 1984 bis 2008 Mitglied des Landshuter Kreistags und von 1990 bis 2012 Stadträtin in Vilsbiburg war, wurde von der Landshuter Abgeordneten Ruth Müller für die Verleihung der Verfassungsmedaille vorgeschlagen. „Die Verdienste Irene Janners im Sinne der Bayerischen Verfassung, insbesondere der Art. 3 „Bayern ist ein Rechts-, Kultur- und Sozialstaat. Er dient dem Gemeinwohl“ und Art. 140 „Kunst und Wissenschaft, das kulturelle Leben und der Sport sind vom Staat und Gemeinden zu fördern.“, sind meiner Meinung nach sehr bedeutend“, so Müller, die eine Vielzahl von Ehrenämtern in ihrer Begründung anführte.

Bildung für Frauen war Irene Janner schon immer ein großes Anliegen. Ein breites Betätigungsfeld fand sie im Deutschunterricht für Ausländer und Migranten bei der VHS in Vilsbiburg, deren stellvertretende Vorsitzende sie seit 2012 ist. Janner achtet bis heute darauf, dass rechten Tendenzen in ihrer Umgebung schnell kritisch begegnet wird. In der logischen Folge engagiert sie sich auch für die bestmögliche Integration von Ausländern, nachdem in Vilsbiburg Menschen aus rund 50 Nationen zuhause sind. Das hat seinen Grund auch in persönlichen Erlebnissen, als sie ihren Mann Gerhard zu dessen Lehrauftrag 1970 bis 1975 nach Südamerika begleitete und erlebte, wie schwierig es ist, Wurzeln zu schlagen und die eigene Tradition zu bewahren.

Der Leseclub in der Grundschule Vilsbiburg wurde von Irene Janner mitgegründet und wird vom deutsch-türkischen Verein "SODEM" unterstützt. Die Lesenachmittage sollen die Kinder zum Lesen animieren, ihr Interesse an Büchern wecken und die Phantasie anregen. Dabei sollen die Kinder alle zwei Wochen gleichzeitig Spaß haben und gemeinsam etwas unternehmen.

Seit ihrer Pensionierung im Jahr 2000 kümmert sich Irene Janner um die Integration von Ausländern und Migranten in die städtische Gemeinschaft. Irene Janner erteilt außerdem seit fast 25 Jahren Nachhilfeunterricht für Kinder aus sozial schwächeren Familien und Familien mit Migrationshintergrund. Seit 2004 engagiert sich Irene Janner überdies in der Muslimgemeinde Vilsbiburg und gibt vor allem Frauen Deutschunterricht, hilft bei Behördengängen, Bewerbungen, Einbürgerungsfragen und Arztbesuchen. Seit 2006 ist Irene Janner das erste EHRENMITGLIED der Muslim Gemeinde e.V. Als Folge ihrer ehrenamtlichen Tätigkeiten wurde Irene Janner 2008 von der Stadt Vilsbiburg zur Integrationsbeauftragten ernannt. Erwähnt sei auch Janners Tätigkeit als ehrenamtliche Richterin am Amtsgericht in Landshut sowie als stellvertretende Leiterin der Volkshochschule Vilsbiburg.

Die Bayerische Verfassungsmedaille wurde am 1. Dezember 1961 vom damaligen Landtagspräsidenten Rudolf Hanauer gestiftet. Sie gehört zu den staatlichen Auszeichnungen, die im Freistaat Bayern am seltensten – also noch seltener als der Bayerische Verdienstorden – verliehen werden. „Der Bayerische Landtag will mit dieser exklusiven Auszeichnung all den Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes Dank sagen und sie in ihrem Engagement bestärken, sich in herausragender Weise dafür einzusetzen, den Zusammenhalt der Menschen in Bayern zu festigen. Irene Janner ist einer der Frauen und Männern, die sich aktiv für die Werte der Bayerischen Verfassung engagieren und damit beweisen, dass es vielfältige Möglichkeiten gibt, diese mit Leben zu erfüllen und hat damit diese Anerkennung ihrer Lebensleistung verdient“, so Ruth Müller, die sich über die Auszeichnung Irene Janners besonders freut.

„Die Verleihung der Verfassungsmedaille in Silber kam unerwartet und ich war sehr überrascht, aber zugleich auch sehr erfreut. Meine ehrenamtliche Arbeit habe ich immer als Selbstverständlichkeit gesehen, denn das Gemeinwesen kann nur funktionieren, wenn die Bürger mitdenken, mitreden und mitmachen“, so Irene Janner in einer ersten Reaktion nach ihrer Auszeichnung. Janner sieht ihre Auszeichnung auch als Auftrag und Motivation für andere Menschen in ihrem Umfeld: „Es gibt so viel zu tun und ich sehe so viele Menschen, die für ihr großes Engagement ebenfalls eine Auszeichnung verdient hätten!“

 

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Projekt 2016 - Schuld & Sühne?

„Historischen Themennachmittage" im Labertal

Die intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist wichtig um die Gegenwart zu verstehen und der Zukunft zu vertrauen. Der AK Labertal will fundierte Geschichtsbewältigung unter sozialdemokratischen Gesichtspunkten anbieten Es gibt nichts zu glorifizieren, nichts zu beschönigen und schon gar nichts zu rechtfertigen. Wir wollen aber auch nicht anklagen und verurteilen - keiner von uns kann heute sagen, wie er sich selbst verhalten hätte, in einer anderen Zeit.

- Rückblick -
Der SPD-Arbeitskreis Labertal hat mit dem „Historischen Themennachmittag“ zur Schierlinger Muna am 24. Januar 2010 begonnen, sich mit den Ereignissen vor 65 Jahren genauer zu beschäftigen. Neben dem „Wunder von Schierling“ sollt der Blick auch auf die Todesmärsche durch das Labertal gelenkt werden.

Die Brüder Gandorfer beschäftigten den AK am historischen Datum 7. November 2010 in Pfaffenberg.

Im Spätherbst 2011 wurde mit "Die Engel von Laberweinting" erneut an das Thema "65 Jahre Kriegsende" angeknüpft. 62 tote Kinder in nur wenigen Monaten, so die Bilanz des Entbindungs- und Kinderheims für Fremdländische.

Der letzte „Historische Themennachmittag“„GELINZT - Euthanasie- Opfer aus dem Labertal“ fand am 4. März in Geiselhöring statt. Das Thema wurde mit einer Informationsfahrt am 14. April an den Gedenkort Hartheim bei Linz abgerundet.

Die Dokumentationen zu den Themennachmittagen (oder den Bonhoeffer-Wochen) sind unter www.agentur-labertal.de zu bestellen!

Projekt 2015 - Flucht, Vertreibung und Asyl

Flucht, Vertreibung und Asyl 1945 / 2015

Sonstiges

 

120 Jahre BayernSPD - Im Dienst von Freiheit und Demokratie Frauen sind in der rechtsextremen Szene keine Seltenheit mehr – sie sind die „nette“ Nachbarin oder betreiben Biolandbau und verkaufen „Deutschen Honig“ und unterwandern so die Gesellschaft mit neonazistischem Gedankengut. Die Ausstellung „Braune Schwestern“ aus Österreich war 2012 erstmals in Niederbayern zu sehen und beschäftigt sich mit der Symbolik, den Liedern und dem Gedankengut der rechtsextremen Frauenszene.