Gillamoos 2016

Veröffentlicht am 07.09.2016 in Veranstaltungen

Die Bayern-Hymne mit dem Landratskandidaten Stephan Schweiger (Mitte) und Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz (2.v.re) sowie Johanna werner-Muggendorfer, MdL (re), Claudia Ziegler (2.v.li) und Christian Flisek, MdB (li)

 

Olaf Scholz beim Gillamoos 2016

Höhepunkt im Landratswahlkampf – Der Fokus lag auf sozialen Themen

Der Gillamoos, eines der größten und ältesten Volksfeste Niederbayerns. Nach dem Politischen Aschermittwoch ist der Schlagabtausch das größte Politikspektakel in Niederbayern. Große Kampfreden fanden die meisten Redner heuer nicht angemessen – außer Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger. Er attackierte Bundeskanzlerin Merkel in bekannter Weise.

Gleich drei Wahltermine reihen sich in den kommenden Monaten aneinander. In umgekehrter Reihenfolge: 2018 die Landtagswahl, nächstes Jahr die Bundestagswahl und heuer schon die Landratswahl. Der politische Gillamoos stand deshalb 2016 ganz im Zeichen der Landratswahl am 18. September. So nutzte auch Stephan Schweiger den Aufmarsch der Politprominenz um sich als SPD-Landratskandidaten seinen Sozis zu präsentieren. Neben den örtlichen Genossinnen und Genossen konnte SPD-Ortsvorsitzende und stellvertretende Kreisvorsitzende Claudia Ziegler auch die Ortsvereine aus dem Labertal begrüßen: Geiselhöring, Mallersdorf, Neufahrn, Schierling, Rohr….

Mit Olaf Scholz, Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg und SPD-Vize, holte sich die SPD den aktuell wohl prominentesten „Kommunalpolitiker“ aus ihren Reihen nach Abensberg. Ihn begrüßte Bezirksvorsitzender Christian Flisek,MdB, der sich erfreut über den Wahlsieg der SPD bei den Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern zeigte. Dass die AfD in den Bundestag einziehe, sei nach Fliseks Ansicht noch nicht gesichert.  "Die haben auf den meisten Politikfeldern gar nichts anzubieten. Ich bin mir sicher, dass viele Bürger das auch so sehen", so Flisek.

SPD-Landratskandidat Stephan Schweiger nutzte die große Bühne bestens

Auch Stephan Schweiger ist ebenfalls kein Mann der lauten Worte, des großen Auftritts, vielmehr sei er „ruhig, natürlich, nicht im Mittelpunkt stehend“. Er wechselt 2008 als auch Metallbaumeister zur Firma Gimborn, stieg dort sofort in den Betriebsrat ein, wurde Mitglied in der Gewerkschaft IG BCE – und Stausackerer Ortssprecher und SPD-Mitglied. „Ich habe damals mein rotes Herz entdeckt“, sagte er. Verantwortung für seine Heimat, seinen Lebensmittelpunkt zu übernehmen, sei eine Selbstverständlichkeit – daher rühre auch die Mitgliedschaft bei der Feuerwehr, die er mittlerweile als Vorsitzender anführt.

In der Partei stieg er ähnlich schnell auf wie im Beruf, wurde stellvertretender Ortsvorsitzender in Kelheim, später stellvertretender Kreisvorsitzender – und wurde bereits acht Jahre nach seinem Eintritt in die Partei zum Landratskandidaten gewählt. „Ich habe nicht darauf hingearbeitet, bin sowieso der Überzeugung, dass Politik nicht planbar ist.“

Seinen Wahlkampf gestaltet er nach seinem Naturell: ruhig und ehrlich. „Große eigene Wahlveranstaltungen sind nichts für mich, lieber mache ich bei anderen großen öffentlichen Events oder mit Infoständen auf mich aufmerksam.“ Als große Themen hatte Schweiger er sich Wirtschaftsförderung, Bauland, Umweltschutz, Sicherheit, den Öffentlichen Personennahverkehr und Tourismus im Landkreis Kelheim auf die Fahnen geschrieben – er wolle mit einer breiten Palette punkten, „alles ist wichtig“, sagte er. Seinen großes Ziel: „Die Stichwahl zu erreichen und die dann auch zu gewinnen“. Seine Chance beim Gillamoos nutzte er dazu bestens.

Der kühle Hanseat Olaf Scholz kam im niederbayerischen Bierzelt gut an

Olaf Scholz kam als erster von den Promis in Abensberg an, drehte vorab eine Runde über die Festwiese. Dann ging es ins Jungbräu-Zelt, wo die Genossen vor der Bühne Fahnen schwenkten. Wer aber eine knackige Bierzeltrede des kühlen Hanseat Olaf Scholz erwartete, hatte sich getäuscht. Scholz verzichtet auf populistische Kalauer und verbale Scharmützel gegen die Konkurrenz. Er blieb sachlich und versuchte, Themen vom Ursprung her zu erklären. Damit sprach er vor allem Wähler an, die sich in politisch heiklen Zeiten nach Besonnenheit sehnten. Der Applaus im gut gefüllten „Jungbräu“ zeigte jedenfalls: Olaf Scholz kam mit seiner Botschaft beim Parteivolk sehr gut an.

Im Anzug – marineblau versteht sich– stieg Hamburgs erster Bürgermeister mit einem „Moin Moin in seine Bierzeltrede ein und erzählte von der langen Hamburger Biertradition. Hunderte Brauereien habe es dort einstmals gegeben, rund 1000 Liter Bier habe jeder Hamburger jährlich vertilgt. Angesichts solcher Zahlen nickten die Besucher im gut gefüllten Rund anerkennend mit den Köpfen.

13 Milliarden Euro Steuern von Apple: Haltung Söders und der Iren ist ein Skandal

Doch dann kündigte der 58-Jährige an, im Bierzelt ausnahmsweise nicht zu schimpfen, sondern loben zu wollen. Als Adressaten suchte er sich ausgerechnet die Europäische Union aus. Sein Lob galt dem Beschluss der EU-Kommission, dass die US-Firma Apple 13 Milliarden Euro an Steuern zurückzahlen solle. „Die EU macht das richtig. Weltweit erfolgreiche Konzerne müssen Steuern zahlen. Und zwar fair wie alle anderen auch", so Scholz. Dass der bayerische Finanzminister es gut findet, dass Apple nur 50 Euro für je 1 Mio. Euro Gewinn an Irland zu zahlen hat, fand nicht nur Scholz, sondern auch die Zuhörerschaft unmöglich. Scholz erinnerte auch daran, dass die Iren sich gerade wegen dieser Steuerpraxis unter den Rettungsschirm der europäischen Nachbarn retten mussten. "Europa ist unsere Möglichkeit, Einfluss zu nehmen auf die Welt. Deutschland ist alleine nicht groß genug, um Einfluss zu nehmen. Wir brauchen Europa“, so der SPD-Vize.

Scholz zeigte auch die Risiken der Globalisierung anhand der US-Firma Uber auf, die wolle die „Taxifahrer abschaffen“, rügte er. Sicher eher ein Thema für Hamburg und München, aber auch die Abensberger verstanden, was er damit ausdrücken wollte. Scholz unterstrich dabei die Bedeutung der Europäischen Union. Der soziale Zusammenhalt in Europa müsse neu justiert werden, etwa indem man Menschen gute wirtschaftliche Perspektiven biete Auch die Reisefreiheit und der Frieden in Europa seien Dinge, die es zu schützen gelte.

„Man muss uns die Regierung anvertrauen mögen“

Olaf Scholz versuchte mit typisch sozialen Themen beim Zuhörer zu punkten. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD sprach von einer gelungenen Einführung des Mindestlohns und dem notwendigen sozialen Wohnungsbau. "Wir brauchen mehr Kita-Plätze, gebührenfrei, weil die Eltern das wollen. Bildung muss kostenlos sein. Das muss in der Kita anfangen. In Hamburg machen wir das so", so   Olaf Scholz. Er unterstrich, dass harte Arbeit angemessene Löhne verdiene. Die SPD müsse einerseits dafür Sorge tragen, dass alle, die sich in diesem Land anstrengen und an die Regeln hielten, spüren, dass sich das auch lohne - egal ob Arbeiter, Angestellter oder Unternehmer. Andererseits müsse die SPD immer zeigen, dass sie das Land führen kann. „Man muss uns die Regierung anvertrauen mögen“, sagte Scholz. „Die Menschen müssen es schaffen, klar zu kommen“, wenn sie arbeiten, wenn sie eine Wohnung suchen, wenn sie eine Kita brauchen, wenn sie in der Rente sind, wenn sie als Flüchtlinge hier für sich sorgen wollen.

„Selber arbeiten, den eigenen Lebensunterhalt verdienen ist die beste Integration“

Der SPD-Vize rief zu einer möglichst schnellen Integration bleibeberechtigter Flüchtlinge auf. Bei Flüchtlingen, die arbeiten wollten "für sich und ihre Kinder und ihre Familien" und die nun anerkannt würden, müsse man dafür sorgen, dass der Fleiß belohnt werde, sagte Scholz. „Selber arbeiten, den eigenen Lebensunterhalt verdienen ist die beste Integration“. In seiner Rede lobte er die Arbeit der Bundesregierung, wie etwa die Einführung des Mindestlohns unter Arbeitsministerin Andrea Nahles. Scholz verwies auf die Fehler der Vergangenheit, die erst zum dramatischen Anstieg der Zahl an Flüchtlingen geführt hätten. "Es ist unsere gemeinsame, europäische Verpflichtung, uns mitverantwortlich zu fühlen für die Flüchtlinge und zu helfen. Wir brauchen eine gemeinsame Politik in der EU. Der Schutz der Außen- und Binnengrenzen ist unsere gemeinsame Aufgabe. Und da muss Deutschland sich auch verantwortlich fühlen. Wir haben als Deutsche, in einem Land mitten in Europa, ein unmittelbares Interesse daran, dass die EU funktioniert. Dann können wir auch verlangen, dass sich andere Länder stärker beteiligen", sagte Scholz. Er kritisierte auch, dass Deutschland und Europa zu spät auf die Flüchtlingskrise reagiert hätten. Bei der Wahrnehmung dieser gemeinsamen Verantwortung hapere es leider noch. Immerhin: Die deutschen Länder und der Bund hätten in den vergangenen zwölf Monaten gemeinsam viel unternommen, um die Lage in den Griff zu bekommen, die Flüchtlinge aufzunehmen und zu integrieren. „Das ist keine schlechte Leistung“, so Scholz.

Schließlich greift Scholz zum Bierkrug und sagt „Prost!“. Das Volk glaubte an eine Redepause, doch es war tatsächlich schon Schluss und viele hätten ihm gerne noch weiter zugehört. Johanna Werner-Muggendorfer, MdL, überreichte zum Abschied die obligatorische Kuchelbauer-Weiße, bevor die ebenso obligatorische Bayernhymne erklang.

Neben Olaf Scholz (SPD) zählten Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU), die Grünen-Bundesvorsitzende Simone Peter sowie Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger zu den Hauptrednern.

 

 

  

Projekt 2016 - Schuld & Sühne?

„Historischen Themennachmittage" im Labertal

Die intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist wichtig um die Gegenwart zu verstehen und der Zukunft zu vertrauen. Der AK Labertal will fundierte Geschichtsbewältigung unter sozialdemokratischen Gesichtspunkten anbieten Es gibt nichts zu glorifizieren, nichts zu beschönigen und schon gar nichts zu rechtfertigen. Wir wollen aber auch nicht anklagen und verurteilen - keiner von uns kann heute sagen, wie er sich selbst verhalten hätte, in einer anderen Zeit.

- Rückblick -
Der SPD-Arbeitskreis Labertal hat mit dem „Historischen Themennachmittag“ zur Schierlinger Muna am 24. Januar 2010 begonnen, sich mit den Ereignissen vor 65 Jahren genauer zu beschäftigen. Neben dem „Wunder von Schierling“ sollt der Blick auch auf die Todesmärsche durch das Labertal gelenkt werden.

Die Brüder Gandorfer beschäftigten den AK am historischen Datum 7. November 2010 in Pfaffenberg.

Im Spätherbst 2011 wurde mit "Die Engel von Laberweinting" erneut an das Thema "65 Jahre Kriegsende" angeknüpft. 62 tote Kinder in nur wenigen Monaten, so die Bilanz des Entbindungs- und Kinderheims für Fremdländische.

Der letzte „Historische Themennachmittag“„GELINZT - Euthanasie- Opfer aus dem Labertal“ fand am 4. März in Geiselhöring statt. Das Thema wurde mit einer Informationsfahrt am 14. April an den Gedenkort Hartheim bei Linz abgerundet.

Die Dokumentationen zu den Themennachmittagen (oder den Bonhoeffer-Wochen) sind unter www.agentur-labertal.de zu bestellen!

Projekt 2015 - Flucht, Vertreibung und Asyl

Flucht, Vertreibung und Asyl 1945 / 2015

Sonstiges

 

120 Jahre BayernSPD - Im Dienst von Freiheit und Demokratie Frauen sind in der rechtsextremen Szene keine Seltenheit mehr – sie sind die „nette“ Nachbarin oder betreiben Biolandbau und verkaufen „Deutschen Honig“ und unterwandern so die Gesellschaft mit neonazistischem Gedankengut. Die Ausstellung „Braune Schwestern“ aus Österreich war 2012 erstmals in Niederbayern zu sehen und beschäftigt sich mit der Symbolik, den Liedern und dem Gedankengut der rechtsextremen Frauenszene.