Historischer Themenabend zum „kleiner Widerstand im Labertal“

Veröffentlicht am 24.01.2016 in Veranstaltungen

Referent Albert Eichmeier (li.) mit der Enkelin von Maria Mayer,  Fr. Wüst sowie Ortsvorsitzendem Hubert Wittmann (Mitte), Gemeinderat Karl-Heinz Mass und AK-Sprecher Rainer Pasta

Akte Maria Mayer: „Und jetzt immer diese 8 fragenden Kinderaugen“

SPD-AK Labertal zeigt Beispiel des Kleinen Widerstands in Aufhausen/Petzkofen auf

Mit einem weiteren Historischen Themennachmittag gastierte der SPD-AK Labertal am Freitag in Aufhausen: In der Vortragsreihe „Kleiner Widerstand im Labertal“ referierte Albert Eichmeier und brachte den Zuhörern die Lebensumstände in der NS-Zeit in Aufhausen und Umgebung nahe und stellte detailliert den Fall der Petzkofener Wirtin Maria Mayer dar, die 1939 wegen „Vergenes gegen das Heimtückegesetz“ zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt und nach dem Krieg rehabilitiert wurde. Die Enkelin von Maria Mayer, Fr. Wüst, und ihre Töchter lauschten gespannt der bisher unbekannten Geschichte ihrer Großmutter und Urgroßmutter.

Rainer Pasta und Hubert Wittman im Gespräch mit der Enkelin von Maria Mayer, Fr. Wüst

Hubert Wittmann, SPD-Ortsvorsitzender in Aufhausen, begrüßt die Anwesenden mit dem Hinweis, dass die Veranstaltung nicht von allen Bürgern auf Verständnis stößt. „Schon wieder NS-Zeit?“ waren wohl die harmlosesten Kommentare. Die „Historischen Themenabende“ des SPD-Arbeitskreises sorgen dafür, dass die kleinen örtlichen Begebenheiten – die es in allen Gemeinden in der Region gab – nicht in Vergessenheit geraten. „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen“ so Wittmann am Ende seiner Ausführungen, in denen er den Vortrag von Albert Eichmeier ankündigte. Der Fall der Maria Mayer, Wirtin aus Petzkofen, auf dem weg durch die NS-Justiz zeige, dass die Verurteilung unbescholtener Bürger nur durch die heutige Rechtstaatlichkeit verhindert werden könne. Viele Urteile gegen Meinungsfreiheit oder Kritik gegen das NS-Regime beruhten auf fehlender Rechtssicherheit. Wittmann verwies auf die derzeitige Diskussionen über die Aushebelung der Bürgerrechte im Zusammenhang mit der Asylproblematik und erteilte allen Bestrebungen der CSU diese einzuschränken eine deutliche Absage.

Albert Eichmeier, Geschichtslehrer und Heimatforscher, begann seinen Vortrag mit einem Blick auf das Neue Aufhausener Tagblatt, das „Heimatblatt“ aus dem Jahre 1930. Nur wenige Monate in Wörth/Donau gedruckt, wurde sie schon bald vom Verlag Attenkofer in Straubing gedruckt und später von der „Laaberzeitung“ übernommen. Die Titelseiten gehörten damals noch der politischen und regionalen Berichterstattung und nicht den Vorkommnissen in Berlin oder New York, konnte Eichmeier an ein paar Beispielen darlegen. Hoffte der Verfasser des Leitartikels am 2. Dezember 1930 noch auf eine Sanierung der Weimarer Republik durch die Notstandsverordnungen, sah er am 1.Januar 1933 das Land vor einem Wendepunkt – eine gerne genutzte Schlagzeile zum Jahresbeginn bis in die heutige Zeit. Die Einschätzung, „die Nazis seien politisch erledigt“ bewahrheitete sich jedoch nicht, denn am 30. Januar 1933 wurde Hitler Reichskanzler und die NSDAP übernahm die Macht in Deutschland, nachdem die letzten freien Wahlen am 5.März 1933, trotz eindringlicher Warnungen wie „Bayern, morgen alle an die Front“ oder „Katholiken dürfen Hitler nicht wählen“, zugunsten der Hitlerpartei ausfielen. Eichmeier präsentierte auch die Ergebnisse dieser Wahl für den Landkreis Regensburg und insbesondere die Ortschaften Aufhausen, Petzkofen und Triftlfing. Standen in Aufhausen der NSDAP (264 Stimmen) und der konservativen BVP (126 Stimmen) nur 13 Stimmen der SPD und 14 Stimmen der restlichen Parteien gegenüber, waren die Machtverhältnisse in Petzkofen etwas gemäßigter und in Triftlfing deutlich anders: Hier erreichte die NSDAP nur 43 Stimmen und die konservative BVP 45 Stimmen gegen 77 Stimmen der SPD und 38 Stimmen der restlichen Parteien. Besonders wichtig sind diese Ergebnisse auch in Bezug auf die Zusammensetzung der Kommunalparlamente. Es ab keine eigenen Kommunalwahlen und die Ergebnisse vom 5. März wurden für die Zusammensetzung der Gemeinderäte herangezogen – zusätzlich wurden alle ausscheidenden Gemeinderäte durch Mitglieder der NSDAP ersetzt. So erreichte die NSDAP auch die Mehrheit in den Gemeindeparlamenten und ersetzte die früheren Bürgermeister durch eigene Parteimitglieder. So „übergab“ Georg Kumpfmüller sein Bürgermeisteramt an Xaver Froschhammer. Wo das nicht so einfach klappte, wurden die Kommunalparlamente auch schon mal mit Gewalt und im Sturm (SA) übernommen (z.B. in Langquaid). 1934 wurden alle neuen Bürgermeister nach München gebracht und auf Hitler vereidigt. Danach mussten sie in ihrer Heimatgemeinde mit einem Festzug empfangen werden.

Die Nazis übernahmen die Macht

Schnell waren die Strukturen der Weimarer Republik zerstört und u.a. General Epp, als bayerischer Reichskommissar, sorgte dafür dass der Nationalsozialismus in allen Regionen angekommen war. Eichmeier zeigte einen weiteren Artikel aus dem Aufhausener Tagblatt in dem es unter der Überschrift „Keine Einzelaktionen“ hieß, dass „Einzelne (SA) bestimmte Dinge ohne Befehl unternähmen und der Sonderkommissar für den Bezirk Mallersdorf, Dr. Bassmann, dies unterbinden wolle.“ Nur waren zu dieser Zeit bereits die Einschüchterungen und Gewaltakte gegen SPD-Führer, Pfarrer und andere Regimegegner erfolgt. Der Artikel diente lediglich zur Beruhigung der Bevölkerung, da es sich ja nur um „Einzelaktionen“ gehandelt habe. Doch bereits am 28. Juni 1933 bekam das Bezirksamt Regensburg den Verhaftungsbefehl gegen die SPD. Alle Funktionäre und Mandatsträger sollten am 30. Juni 1933 um 7 Uhr früh in Schutzhaft genommen werden. So wurde der SPDler Anton Lichtinger aus Aufhausen nach Dachau „verschubt“ und auch Xaver Janker aus Petzkofen wurde in Regensburg in Schutzhaft genommen, nur weil er „gegen den Gemeinderat arbeitete und dem Bürgermeister die Arbeit erschwerte“. Auf dem gezeigten Schreiben war auch handschriftlich vermerkt, dass „Mittermeier“ bereits verhaftet und nach Dachau gebracht wurde. Der später als Bürgermeister in Schönach eingesetzte Michael Meisinger wurde ebenfalls in einem Sammeltransport nach Dachau gebracht.

Diesen Ansatz nutzte Eichmeier um die Lebenssituation in den Dörfern wiederzuspiegeln: „Als Regimegegner war man automatisch in der Minderheit und hatte keinen Rückhalt zu erwarten“. Hinzu kam, so Eichmeier, dass Hitler die politischen Ämter immer doppelt besetzte: den Bürgermeister stand der Ortsgruppenleiter, dem Landrat der Kreisleiter, usw. gegenüber, das reichte hinein bis in die Gerichtsbarkeit, wo den alten Bezirks-, Land- und Amtsgerichten die neuen Sondergerichte gegenüberstanden, die sich ausschließlich mit den Angriffen gegen Hitler und das Regime befassten. Diese „Konkurrenz-Situationen“ dienten der zunehmenden Radikalisierung, die auch die Wirtin Maria Mayer aus Petzkofen erfahren musste.

Die Akte „Maria Mayer“

Maria und Georg Mayer mit ihren Kindern

Albert Eichmeier stieg mit zwei Briefen des Ehemannes der Maria Mayer, dem Gast- und Landwirt Georg Mayer, in das Hauptthema des Abends ein. Der erste Brief ging am 16. September 1939, zwei Tage nach der Verhaftung der Maria Mayer an die Gestapo Regensburg. Mayer ging damit auch ein persönliches Risiko ein und entsprechend unterwürfig und beschwichtigend war der Brief angelegt. Der Vater von fünf Kindern, vier aus der Ehe mit Maria Mayer (zwei Töchter, 8 und 13; 2 Buben, 14, Zwillinge) und einem Sohn (25, beim Militär) aus erster Ehe bezieht sich auf die Arbeit in der Landwirtschaft und im Gasthaus, die sie 1927 gekauft hatten. Sie arbeiteten schwer und sparten viel um die Schulden abbezahlen und den Verpflichtungen gegenüber dem Staate nachkommen zu können. Er bezeichnet die Worte seiner Frau als „dummes unüberlegtes Geschwätz“ und versichert, dass sie trotz eines dummen Wortes keine Staatsfeindin sei. Mayer beschreibt sich und seine Frau als gute Bürger, die den Armen helfen um die sich sonst niemand kümmere und versicherte, dass sie immer die ersten gewesen seien, die beispielhaft spendeten, wenn die „Sammlung“ wieder vor der Tür stand. Er führte auch an, dass seine Frau in den Wechseljahren und sehr nervös sei, außerdem sei sie schon zweimal wegen Bauchkoliken im Krankenhaus gewesen. Schließlich habe der Vater der Frau ein Vermögen durch die Inflation verloren und sie sei immer sehr aufgebracht und rede dummes Zeug, wenn darauf die Sprache käme. Als letztes führte Mayer die Fragen seiner Kinder nach der Mutter an. „Und jetzt immer diese 8 fragenden Kinderaugen. Ich möchte das meinem ärgsten Feind nicht wünschen!“ Er versicherte, er und seine Frau seien keine böswilligen und schlechte Menschen und bat „inbrünstig“ um eine Geldstrafe, für die er sogar einen Kredit aufnehmen würde , nur um die Mutter wieder zu bekommen.  Er versicherte, dass in der Familie und in der Wirtschaft kein unrechtes Wort mehr gesprochen werden soll.

Der Brief wurde am 19. September an die Staatsanwaltschaft Regensburg weitergeleitet, hatte aber keine Wirkung und so schrieb Georg Mayer am 22. September einen zweiten Brief an das Sondergericht in Nürnberg an das die Akte weitergegeben wurde. Inzwischen weiß Georg Mayer, dass seine Frau wegen Verstoßes gegen das Heimtückegesetz vor einer Woche verhaftet und angeklagt wurde. Erneut stellt Mayer seine familiären Verhältnisse dar und bittet um Haftentlassung der Ehefrau und Mutter. „Da wir keine Dienstboten haben, müssen die ganze Arbeit ich, meine Frau und die zwei Buben leisten“, so Mayer, der auf das zunehmende Arbeitvolumen im Herbst hinweist: „Herbstbestellung, Kartoffelernte, Rüben- und Zuckerrübenernte“. Erst jetzt merke die Familie, was die Frau Arbeit geleistet habe: Alle Arbeit im Haus, Küche und Gastwirtschaft. Eine große Geflügelzucht, die Arbeit im Schweinestall und die Kälberaufzucht wurden von ihr geschafft. Die beiden schulpflichtigen Mädchen taten was sie konnten, aber sie schafften es nicht und eine Hilfskraft sei nicht zu bekommen. „Ich fühle mich mit meiner Familie ausgestoßen aus der Volksgemeinschaft“, so Mayer, der als dekorierter Frontkämpfer im ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 seinen Dienst an West- und Ostfront pflichtbewusst versah.

Vergehen gegen das Heimtückegesetz

Doch was hatte sich die Gastwirtin zuschulden kommen lassen. Wer hat sie angezeigt? Die Akte Mayer, so Referent Albert Eichmeier, umfasse 120 Seiten und sei die einzige erhaltene Akte aus dem Raum Aufhausen. Aus ihr geht hervor, dass am 31. August 1939 eine Weißbierlieferung durch das Ehepaar Alfons und Katharina Mundani aus Straubing an das Gasthaus Mayer in Petzkofen erfolgte. Beim anschließenden Zusammensitzen und in Anbetracht des bevorstehenden Krieges – am 1. September begann der 2.Weltkrieg mit dem Angriff auf Polen wobei der angeheiratete Sohn seit 5 Jahren seinen Grunddienst in Bamberg ableistete – äußerte sich die Wirtin kritisch gegenüber dem NS-Regime. Der Satz „Hitler ist ein Halunke, Hammel und wortbrüchiger Mensch“ soll gefallen sein und Maria Mayer hatte ihre Abscheu gegen die NSDAP, die Hitlerjugend und den BDM erklärt haben.  Das Ehepaar Mundani erzählte am Abend des 31. August in Straubing den Vorfall dem Bräutigam ihrer Tochter Elisabeth, Unteroffizier Kurt Meyer. Meyer meldet am 1. September 1939 die staatskritischen Äußerungen seinem Ausbildungsregiment in Straubing, welches die Meldung sofort an den Oberbürgermeister von Straubing weiterleitet. Dieser gibt die Meldung am folgenden Tag an die Städtische Schutzpolizei in Straubing weiter welche nach Vernehmung des Ehepaars Mundani am 6. September die Meldung an die Gestapo in Regensburg weitergibt.

Eine zweite, inhaltlich davon unabhängige Anzeige beginnt mit dem landwirtschaftlichen Arbeiter und Blockwart Josef Wagner aus Aufhausen, welcher dem Ortsgruppenleiter Gröpper aus Triftlfing eine kritische Äußerung der Wirtsleute Mayer meldet. Gröpper  beauftragt seinen Propagandaleiter Heinrich Winter aus Gansbach, den Vorgang dem Gendarmerieposten Aufhausen mitzuteilen, was am 3. September geschieht. Jakob Wagner beruft sich auf die Aussage eines Aufhauseners und dieser wiederum auf seine Ehefrau und diese wiederum auf ihre Schwester in Petzkofen. „Der Führer g´höret an die Wand g´stellt“, so der im Raum stehende Vorwurf. Die inhaltlichen Aussagen verlieren sich aber in einem Alltagsgespräch in der Krämerei Prechtl in Aufhausen und werden deshalb von Gestapo und Sondergericht nicht weiterverfolgt.

Anders der Vorwurf aus Straubing: Maria Mayer wird von der Gestapo Regensburg am 14. September vernommen und anschließend wegen der Aussage des Ehepaars Mundani wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz verhaftet. Am 19. September erfolgt die Vernehmung durch den Amtsrichter in Regensburg, ein Haftbefehl wird erlassen, die Haftbeschwerden sowie ein Gesuch auf Amnestie, nach dem Maria Mayer wieder wegen einer Kolik ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, wurden vom Sondergericht verworfen. Am 16. März 1940 ordnet der Reichsminister der Justiz in Berlin die Strafverfolgung nach §2 des Heimtückegesetzes vom 20 Dezember 1934 an. Am 28. März verfasst das Sondergericht in Nürnberg die Anklageschrift. Die parteitreuen Rechtsanwälte aus Regensburg legen am 3. April ihr Mandat nieder, nachdem sie von der Anklage gegen des Heimtückegesetz erfahren haben. Die Familie Mayer bittet um Rechtsbeistand durch den Erbhofbauern und Brauereibesitzer Ludwig Lichtinger in Petzkofen, der durch das Gericht sogar vorgeladen und zu Gunsten der Maria Mayer aussagen konnte. Einerseits ein Zugeständnis an den ehrenwerten Brauereibesitzer, der ein Beispiel nachbarschaftlicher Unterstützung und Zivilcourage abgibt , andererseits eine willkommene Gelegenheit dem Verfahren eine gewisse „Neutralität“ zuzuordnen – doch das Urteil bei der Hauptversammlung am 9. Mai 1940 des Sondergerichts in Regensburg stand wohl schon fest: 18 Monate Gefängnis. Dies lässt sich auch daran ableiten, dass einem Gesuch der Maria Mayer, ihre Haftstrafe in Regensburg absitzen zu dürfen, durch das Sondergericht abgelehnt wurde.

Ein Jahr und sechs Monate Haft

Auch das 6-seitige Urteil lässt keinen Zweifel an der Absicht des Gerichts zu. Der berüchtigte Vorsitzende, Landgerichtsdirektor Rothaug, bescheinigte der Angeklagten eine „niedere Gesinnung“ und wirft ihr vor hasserfüllt, bösartig, gefährlich und verantwortungslos gehandelt zu haben. „Ihr Verhalten ist umso verwerflicher und verabscheuungswürdiger, als sie dazu nicht den geringsten Anlass hatte und einen Augenblick zu ihren heimtückischen Angriffen auswählte, der an die Nervenkraft des deutschen Volkes besonders hohe Anforderungen stellte und den bedingungslosen Glauben an den Führer erfordert. Sie hat sich dadurch besonders vergiftend ausgewirkt“, so die Urteilsbegründung, die eine hohe Gefängnisstrafe bedeutet: Ein Jahr und sechs Monate Haft.

Am 27. Juni 1940 wird Maria Mayer erneut wegen einer Kolik ins Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Regensburg eingeliefert und am 22.8. 1940 im Frauengefängnis Rothenfeld bei Starnberg „abgeliefert“. Am 26. August 1941 entscheidet der Reichsminister der Justiz in Berlin, dass die letzten sechs Monate ihrer Gefängniszeit mit drei Jahren Bewährung ausgesetzt werden.

Rehabilitation nach Kriegsende

Nach dem Kriegsende 1945 ernannten die Amerikaner den als Nazi unverdächtigen Gastwirt Georg Mayer zum 1. Bürgermeister von Petzkofen, was er auch für zwei Jahre blieb. Seine Frau wurde am 23. Dezember 1948 von der deutschen Justiz rehabilitiert. Das Sondergerichtsurteil aus dem Jahre 1940 wurde gemäß dem Wiedergutmachungsgesetz als unrechtmäßig aufgehoben. Ob Maria Mayer für die erlittene Haft entschädigt wurde, ist nicht bekannt. Die entsprechenden Akten wurden zum teil erst nach 10 Jahren bearbeitet und sind bis 2020 für die Öffentlichkeit gesperrt. Eine brisante Tatsache, so Referent Albert Eichmeier, denn die rund 500.000 Entschädigungsakten (rund 1/10tel der damaligen bayerischen Bevölkerung) enthielten detaillierte Berichte und Anschuldigungen gegen NS-Verbrecher und  weiteres Unrecht, den viele Berechtigte erhielten keine entsprechende Entschädigung.

Anders die Personen die 1939 das Strafverfahren gegen Maria Mayer als Denunzianten ins Rollen gebracht und per Urteil vollstreckt hatten. Erstere mussten sich vor dem Entnazifizierungsgerichten verantworten, kamen aber, wenn überhaupt, mit geringen Geldstrafen davon. Ihre Motive konnten, so Eichmeier, nur die Verbesserung ihrer Karrierechancen im 1000-jährigen Reich oder eine entsprechend ideologische Verblendung sein. Die beteiligten Richter wurden, wie die allermeisten NS-Richter, nicht belangt. Zu diesem Themenkomplex kündigte AK-Sprecher Rainer Pasta in seinem Schlusswort die Wanderausstellung „Schuld und Sühne“ des Bayerischen Staatsarchivs an, die ab April dem SPD-AK Labertal und seinen angeschlossenen Ortsvereinen zur Verfügung steht. „Aufhausen wird sicher ein Ausstellungsort mit entsprechendem Begleitreferat sein“, waren sich SPD-Ortsverein und AK Labertal schnell einig.

 

  

Projekt 2016 - Schuld & Sühne?

„Historischen Themennachmittage" im Labertal

Die intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist wichtig um die Gegenwart zu verstehen und der Zukunft zu vertrauen. Der AK Labertal will fundierte Geschichtsbewältigung unter sozialdemokratischen Gesichtspunkten anbieten Es gibt nichts zu glorifizieren, nichts zu beschönigen und schon gar nichts zu rechtfertigen. Wir wollen aber auch nicht anklagen und verurteilen - keiner von uns kann heute sagen, wie er sich selbst verhalten hätte, in einer anderen Zeit.

- Rückblick -
Der SPD-Arbeitskreis Labertal hat mit dem „Historischen Themennachmittag“ zur Schierlinger Muna am 24. Januar 2010 begonnen, sich mit den Ereignissen vor 65 Jahren genauer zu beschäftigen. Neben dem „Wunder von Schierling“ sollt der Blick auch auf die Todesmärsche durch das Labertal gelenkt werden.

Die Brüder Gandorfer beschäftigten den AK am historischen Datum 7. November 2010 in Pfaffenberg.

Im Spätherbst 2011 wurde mit "Die Engel von Laberweinting" erneut an das Thema "65 Jahre Kriegsende" angeknüpft. 62 tote Kinder in nur wenigen Monaten, so die Bilanz des Entbindungs- und Kinderheims für Fremdländische.

Der letzte „Historische Themennachmittag“„GELINZT - Euthanasie- Opfer aus dem Labertal“ fand am 4. März in Geiselhöring statt. Das Thema wurde mit einer Informationsfahrt am 14. April an den Gedenkort Hartheim bei Linz abgerundet.

Die Dokumentationen zu den Themennachmittagen (oder den Bonhoeffer-Wochen) sind unter www.agentur-labertal.de zu bestellen!

Projekt 2015 - Flucht, Vertreibung und Asyl

Flucht, Vertreibung und Asyl 1945 / 2015

Sonstiges

 

120 Jahre BayernSPD - Im Dienst von Freiheit und Demokratie Frauen sind in der rechtsextremen Szene keine Seltenheit mehr – sie sind die „nette“ Nachbarin oder betreiben Biolandbau und verkaufen „Deutschen Honig“ und unterwandern so die Gesellschaft mit neonazistischem Gedankengut. Die Ausstellung „Braune Schwestern“ aus Österreich war 2012 erstmals in Niederbayern zu sehen und beschäftigt sich mit der Symbolik, den Liedern und dem Gedankengut der rechtsextremen Frauenszene.