Zum Abschluss der Ausstellung fanden sich neben zahlreichen Besuchern aus dem Ort auch Landtagsabgeordnete Ruth Müller, Rainer Pasta vom SPD Arbeitskreis, Pfarrer Jörg Gemkow, Bürgermeister Peter Forstner, stellvertretender Bürgermeister Sebastian Hutzenthaler (Ergoldsbach), stellvertretender Bürgermeister Otto Pritscher (Neufahrn) und einige Gemeinderatsmitglieder ein.
Pfarrer Gemkow und Bürgermeister Peter Forstner freuten sich über das große Interesse an der Ausstellung. Die Friedenskirche in Neufahrn war die 15. Station der Wanderausstellung in Niederbayern. Sie fand in fünf Landkreisen in 15 Kirchengemeinden statt. Nun wandert die Ausstellung nach Schwaben. Ziel der Ausstellung ist es, den persönlichen Horizont und die Erfahrungen zu erweitern, sowie den jüngeren Generationen die Vergangenheit der Kriegsflüchtlinge näher zu bringen.
Zwei Zeitzeugen erzählten ihre Geschichten der Flucht vor dem Krieg. Lisa Begemann ist im Jahr 1945 vor der Besetzung Schlesiens durch die Russen nach Niederbayern geflohen. Ernst Linhart erzählt die Geschichte seines Großvaters – überliefert durch Aufzeichnungen. Beide Geschichten verbindet der „Winkler Treck“. Das war der Zug mit dem sowohl Lisa Begemann als auch Reinhold Winkler, Linharts Großvater, von Tillendorf nach Oberellenbach geflüchtet sind.
Lisa Begemann floh mit 17 Jahren aus ihrer Heimat und hatte nur einen Rucksack und eine Tasche bei sich. Am 9. Februar 1945 begann die Flucht mit dem „Treck“ aus Tillendorf. Bevor sie sich dem Treck anschließen konnte, musste ein weiter Fußmarsch zurückgelegt werden. 1945 herrschte ein strenger Winter mit klirrender Kälte, heftigen Schneestürmen und eisigen Winden, was die Flucht erschwerte.
Angekommen am „Zug“ – die Flüchtlinge waren mit Pferden, Wagen und Leiterwägelchen, nur beladen mit dem Allerwichtigsten, unterwegs – ging die Fahrt los über das Sudetenland, durch das „Isergebirge“ und das „Lausitzer Gebirge“ Richtung Westen, durch das Gau Bayreuth (Oberfranken, Oberpfalz und Niederbayern) über Regenstauf, Burgweinting, Hagelstadt und schließlich zur Endstation nach Oberellenbach. Der Treck erreichte nach 33 Tagen am 14. März 1945 Oberellenbach. Dort wurden die Flüchtlinge auf Privatquartiere aufgeteilt. Reinhold Winkler war der Treckführer auf dem Weg von Tillendorf nach Oberellenbach, deshalb auch der Name „Treck Winkler“. Im Treck befanden sich Personen im Alter von 15 bis 76 Jahren. Seine Aufgabe war es, die Flüchtlinge von Ort zu Ort zu bringen und auf die dortigen Unterkünfte zu verteilen, bis die Endstation Oberellenbach erreicht ist. Als Treckführer bekam er in jedem Ort neue Pläne zu den weiteren Laufwegen, Weiterfahrten und Umleitungen.
Auch in der „neuen Heimat“ angekommen hatten die Flüchtlinge ein schweres Leben. Besonders schlimm für sie war der Ehrverlust. In Schlesien noch angesehene Leute wurden sie in Niederbayern als „Rucksackdeutsche“ und „Tagelöhner“ betitelt. Für die lebenswichtigen Dinge wie Kleidung, Unterkunft, Essen und vieles mehr musste hart und unter schweren Bedingungen gearbeitet werden. Nach der Flucht aus der „Alten Heimat“ ist die Zahl der Evangelischen Christen erheblich angestiegen.
Dadurch wurde die Rufe nach einem eigenen Pfarrer und einer eigenen Kirche immer lauter. Die Flüchtlinge mussten nicht lange warten und ihr Wunsch wurde erfüllt. Die Erlus AG stiftete dazu einen Taufstein, der aus dem Boden besteht, auf dem die Kirche gebaut ist. Jeder der Kriegsflüchtlinge hat die Möglichkeit an einer Kette, die um den Taufstein gespannt ist, seinen Hausschlüssel aus der alten Heimat aufzuhängen. Dadurch sollte die Verbindung zwischen der alten und neuen Heimat geschaffen werden.
Pfarrer Gemkow las einen Auszug aus dem Tagebuch von Klara Eckert aus Asenkofen vor, die ebenfalls 1945 von Schlesien nach Neufahrn geflohen ist und die Strapazen der Flucht beschrieb.
Landtagsabgeordnete Ruth Müller erzählte, dass die Idee für die Ausstellung aus einem Gespräch mit einer älteren Dame stammte, die ebenfalls aus Schlesien geflohen ist. Es ist wichtig die Geschichte und Vergangenheit, die die Region geprägt haben, lebendig werden zu lassen. Der Titel der Ausstellung stammt von dem Lied „Irgendwo auf der Welt“ der Comedian Harmonists, um zu zeigen, dass viele der Flüchtlinge hofften, Freiheit, Zuversicht und neue Chancen irgendwo auf der Welt zu finden. Als Abschluss bedankte sich Bürgermeister Peter Forstner bei all jenen, die bei der Ausstellung in der Friedenskirche mitgewirkt und diese unterstützt haben.