Eröffnung der Ausstellung zum Thema "Flucht, Vertreibung und Asyl" (v.l.): Organisatorin Sabrina Zwicknagl, Schulleiterin Christiane Wildmann, Migrationsrat Eduard Neuberger, Pfarrerin Birgit Schiel, Stadtrat Nail Demir, MdL Ruth Müller und Schulleiterin Barbara Kasberger.
Irgendwo auf der Welt - das ist "meine" Ausstellung
Wanderausstellung zum Thema "Flucht, Vertreibung und Asyl - 1945 bis 2015" an der Kasberger-Wildmann Schule
Dass sich viele Menschen mit dieser derzeit wieder so brisanten Thematik beschäftigen, zeigten die Ausführungen bei der Ausstellungseröffnung am vergangenen Dienstag in der Kasberger-Wildmann Schule in Straubing. Schulleiterin Barbara Kasberger konnte davon berichten, wie sie als Kind mit ihren Eltern aus der DDR in den Westen ins Münsterland kam. Sie musste dort stets spüren, dass sie nicht dazugehörte.
Nach ihrem Umzug nach Niederbayern verschärfte sich die Situation, da zu der Fremden aus der DDR und dem norddeutschen Münsterland auch noch die evangelische Konfession dazukam. Sie erzählte, als sie beim ersten Rundgang durch die Ausstellung feststellte, "das ist ja meine Ausstellung". Aber sie hat es wie viele andere auch geschafft, in der Fremde Fuß zu fassen. Das war auch die Kernaussage im Beitrag von Eduard Neuberger, der 1991 aus der damaligen Sowjetunion nach Deutschland ausgesiedelte und heute der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland vorsteht.
Auch Eduard Neuberger erinnerten die Bilder der Ausstellung an seine eigene Biografie. Aus eigener Erfahrung wisse er, wie wichtig das Erlernen der deutschen Sprache für eine gelungene Integration ist. Er, der ehemalige Fremde, betreut heute Asylbewerber und ist gar seit 2006 im Ausländer- und Migrationsbeirat der Stadt Straubing tätig.
Seine Kollegin im Flüchtlingsrat, Pfarrerin Birgit Schiel von der Christuskirche, nahm Bezug auf die Bibel. In der gegenwärtigen Flüchtlingskrise sehe sie eine Chance, sich vergleichbar mit dem barmherzigen Samariter als Mitmensch zu beweisen: "Ewiges Leben wird der erlangen, der seinen Nächsten liebt wie sich selbst." Pfarrerin Schiel erklärte, dass sich unser Land durch den tausendfachen Flüchtlingszuzug sehr wohl verändern werde. "Es liegt aber an uns, in welche Richtung diese Veränderung verlaufen wird und ob wir als weltoffenes Land auch wirtschaftlich gestärkt daraus hervorgehen, oder in die dunkle Zeit des Nationalismus und der Fremdenfeindlichkeit zurückverfallen werden", so Pfarrerin Schiel. Sie wünschte allen genug Kraft, sich als Mitmensch zu beweisen und Christen zu beweisen.
"Wir haben es 1945 nach Flucht und Vertreibung und wir haben es 1990 nach dem Ende der DDR geschafft. Nie gab es einen Plan, wie es zu schaffen sei. Geschafft wurde es, weil zusammengehalten wurde und man es wollte." Mit diesen zuversichtlichen Worten eröffnete die Landtagsabgeordnete Ruth Müller in den Räumen der privaten Wirtschaftsschule Kasberger-Wildmann die Wanderausstellung mit dem Titel "Irgendwo auf der Welt - Flucht, Vertreibung und Asyl 1945 -12015".
Auf zahlreichen Tafeln wurde dabei auf die gefährliche Flucht und Vertreibung von Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg eingegangen. Konzipiert wurde, die Ausstellung von der evangelischen Kirche im Münsterland, die nach dem Krieg neue Heimat für zahlreiche evangelische Flüchtlinge wurde. Ergänzt wird die Ausstellung durch die "Geschichte der Evangelischen Christen in Niederbayern" und die Lebens- und Fluchtgeschichten von Flüchtlingen der Gegenwart aus Eritrea.
Taschen als Symbol der Flucht
Schließlich war es an MdL Ruth Müller, den Organisatoren, allen voran der Sozialkundelehrerin der Kasberger-Wildmann-Schule, Sabrina Zwicknagl, und dem federführenden SPD Arbeitskreis Labertal für die Ausstellung zu danken. Die Landtagsabgeordnete wies darauf hin, dass im Grunde in fast jeder Familie Wurzeln zu ehemaligen Flüchtlingen, beziehungsweise Vertriebenen zu finden seien und man sich folglich mit der heutigen Situation identifizieren solle. Auch ihre Großmutter wurde aus Schlesien vertrieben, berichtete Ruth Müller. Wenn sie sich vorstelle, wie man im Treck mit Kinderwagen und Rucksack nach Westen zog, wie ihre Großmutter sich damals aus einer Stadt kommend in Niederbayern auf dem Land fühlte und als Kind in der Schule aus Konfessionsgründen getrennt unterrichtet wurde, finde sie die damalige Situation in den Flüchtlingsströmen von heute wieder.
Mitgebracht hatte die Abgeordnete eine Stoffbahn, die in Schweden von Frauen mit Migrationshintergrund gestaltet worden war. "In einem Integrationsprojekt sollten sie Gebrauchsgegenstande herstellen und dabei ihre Geschichten erzählen. Auf einer der Stoffbahnen sind Taschen zu sehen. Taschen, in denen sie auf ihrer Flucht die wenigen Habseligkeiten und wichtigsten Dinge aufbewahrten und mitgenommen haben", führte Müller aus.
Noch lange unterhielten sich die Besucher über die gehörten Beiträge. Alle waren sich einig, dass sie genau wussten, in welchem Land sie in Zukunft leben wollen.
Die Ausstellung "Irgendwo auf der Welt - Flucht, Vertreibung und Asyl 1945-2015" ist ab heute Freitag, 23. Oktober, in Langquaid und anschließend in Landshut, Schierling und Rottenburg zu sehen und kommt ab dem 14. Dezember wieder nach Straubing in das Familienhaus der evangelischen Kirche an der Eichendorff-Straße.